Rheinische Post Krefeld Kempen

Impfaktion für Kurzentsch­lossene

- VON BIRGITTA RONGE

Das mobile Impfteam des Kreises Viersen stand am Mittwoch auf dem Kempener Buttermark­t. Im Rahmen der bundesweit­en Kampagne „#hierwirdge­impft“boten zwei Ärzte Coronaschu­tzimpfunge­n für alle ab zwölf Jahren an.

KEMPEN Dass es am Mittwoch praktisch ununterbro­chen nieselte, hielt viele Menschen nicht davon ab, sich impfen zu lassen: Bis zum Nachmittag waren es 77, die der Einladung des mobilen Impfteams des Kreises Viersen folgten und sich im roten Container auf dem Kempener Buttermark­t die Coronaschu­tzimpfung geben ließen – Männer und Frauen, Jugendlich­e, junge Erwachsene, Senioren. Der älteste Impfling, Jahrgang 1935, kam am Morgen.

„Ich habe sehr lange gewartet“, gibt Christian Bauer (32) aus Tönisvorst zu – nun habe er sich für den Impfstoff von Johnson & Johnson entschiede­n, da sei er mit nur einer Spritze vollständi­g geimpft. Im Vorbeigehe­n habe er das Zelt gesehen und sich zur Impfung entschloss­en. Auch Maurice Valentin (24) aus Kempen gehört zu denjenigen, die spontan für eine Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson zum Buttermark­t gekommen sind, „mein Vater hat mir Bescheid gesagt.“

Unter den Impflingen sind auch Kinder und Jugendlich­e ab zwölf Jahren. Der Kreis Viersen und die Stadt Kempen hatten die Aktion beworben und angekündig­t, dass ein Kinderarzt dabei sein würde, der bei Kindern und Jugendlich­en die Impfung vornehmen muss. Nun sind sogar zwei Kinderärzt­e gekommen: Heinz Thönes und Edwin Ackermann nehmen die Impflinge jeden Alters in Empfang, klären auf und weisen darauf hin, dass man nach der Impfung erstmal auf anstrengen­de Sportarten verzichten sollte. Die 14-jährige Laura aus Kempen ist mit ihrer Mutter gekommen, um sich impfen zu lassen. „Wir wurden im Biologeunt­erricht über die Impfung und die verschiede­nen Impfstoffe aufgeklärt“, sagt die Schülerin des Thomaeums. Sie hoffe, durch die Impfung auch wieder mehr Freiheiten zu haben.

Auch Schwangere und Stillende sind unter den Menschen, die sich an diesem Tag auf dem Buttermark­t impfen lassen. Viele haben auf die

Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) gewartet, um sich impfen zu lassen. Laura Olschowski (25) aus Kempen schiebt den Kinderwage­n mit Tochter Emilia (zwei Monate) zum roten ImpfContai­ner. „Ich habe abgestillt und möchte mich jetzt auch impfen lassen“, sagt die junge Mutter. Was sie sich von der Impfung verspricht? „Ich mache das, damit mein Kind geschützt ist, aber auch, damit ich selbst keinen schweren Krankheits­verlauf habe, wenn ich mich infiziere sollte. Ich kenne zwei frühere Kolleginne­n, die sich trotz Impfung infiziert haben.“

Für die Ärzte zählt an diesem Tag jeder Pieks. Sie geben Erstimpfun­gen, Zweitimpfu­ngen, auch einige Drittimpfu­ngen sind dabei, die inzwischen für ältere und immunschwa­che Personen empfohlen werden, wenn ihre zweite Impfung mindestens sechs Monate zurücklieg­t. Die Nachfrage sei trotz des schlechten Wetters groß, stellt Mediziner Ackermann fest, „ich habe das Gefühl, dass die intensive Werbung der Stadt Kempen wirkt.“Die Aktion lohne sich, sagt Ackermann: „Man erreicht dadurch Menschen, die es sich dreimal überlegen. Manche sagen auch, dass sie nicht fürs Testen bezahlen wollen und sich deshalb lieber jetzt impfen lassen.“

Mit dem mobilen Impfteam war Ackermann schon an 25 verschiede­nen Standorten im Kreisgebie­t, impfte Menschen vor dem Schwimmbad „de Bütt“in Willich und auf dem Concordien­platz in Kempen. Diese Standortwe­chsel findet er gut – obwohl es das Impfzentru­m gibt. Ackermann: „Es gibt Leute, die meinen, dass sie es zeitlich nicht schaffen, zum Impfzentru­m zu fahren, oder wollen nicht in der Schlange stehen. Andere haben Hemmungen, in ein großes Zentrum zu gehen. Viele tun sich leichter, wenn die Impfung ,um die Ecke' angeboten wird.“

Solch eine Impfung „um die Ecke“boten die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n, die Unternehme­rschaft Niederrhei­n und die AOK Rheinland/ Hamburg am Dienstag auch im Kempener Gewerbegeb­iet „Am Selder“und am Mittwoch im Willicher Gewerbegeb­iet Münchheide für die Beschäftig­ten der Gewerbegeb­iete an, rund 50 Mitarbeite­r kamen. Impfaktion­en vor Ort seien für viele Menschen praktische­r, hat Ackermann festgestel­lt – allein, weil der Kreis Viersen so groß sei: „Der Waldnieler fährt nicht nach Kempen, der Kempener nicht nach Viersen. Das ist im Kreis Viersen schon eine besondere Situation.“

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FOTO: RONGE Bei der Impfaktion auf dem Buttermark­t in Kempen impfte Edwin Ackermann (r.) Christian Bauer aus Tönisvorst mit dem Vakzin von Johnson & Johnson.

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