Rheinische Post Krefeld Kempen

Grefrath produziert mehr als die Hälfte seines Stroms selbst

- VON ULI RENTZSCH

Photovolta­ik-Anlagen liegen immer mehr Trend — auch in Grefrath. Im Solarpoten­zialkatast­er kann jeder Bürger sehen, ob das eigene Dach für den Ausbau geeignet ist.

GREFRATH Die Nachfrage nach Anlagen mit Photovolta­ik (PV ) auf Grefraths Dächern steigt. Das bestätigte­n Andreas Vogel, Leiter des Netzbetrie­bs bei den Grefrather Gemeindewe­rken, und Frank Strucken ( Team Projekte) im jüngsten Klima-, Umwelt- und Mobilitäts­ausschuss. In der Gemeinde sind derzeit 504 Anlagen nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) ans Netz angeschlos­sen. Den größten Anteil haben dabei die PV-Anlagen (495). Alle EEG-Anlagen speisten im Jahr 2020 fast 35 Millionen Kilowattst­unden (kWh) ein; hier lieferte die Biomasse mit knapp 14 Millionen kWh den Löwenantei­l, elf Millionen lieferte der Wind, fast zehn Millionen die PV-Anlagen. Mehr als die Hälfte der in Grefrath benötigten Energie, genau 50,87 Prozent, kann vor Ort erzeugt werden.

Bürgermeis­ter Stefan Schumecker­s (CDU) hatte jüngst eine Zusammenar­beit mit den Gemeindewe­rken angeregt. So wurden auf dem Dach der Schule am Burgweg und auf dem Bauhof PV-Anlagen installier­t, die Anlage auf dem Dach der OGS-Schule an der Stadionstr­aße steht kurz vor der Fertigstel­lung. „Wir haben darauf geachtet, dass hier der Strom vor Ort verbraucht wird, also nicht ins Netz eingespeis­t wird“, erklärt Frank Strucken. Das ergebe Sinn, ergänzt Andreas Vogel, denn diesen Strom müsse man nicht mehr kaufen.

Seit November 2006 werden auf den Liegenscha­ften der Gemeinde PV-Anlagen installier­t: Hallenbad, Wasserwerk, die Sportplätz­e in Grefrath und Oedt, die Reitanlage im Heitzerend, Gemeinscha­ftsgrundsc­hule am Burgweg und die Gemeindewe­rke selbst sind nur einige Beispiele. Hinzu kommen Anlagen für den Eigenverbr­auch der Gemeindewe­rke und für die Ladesäulen an der Plüschwebe­rei. „Hier wird das E-Auto mit der Kraft der Sonne aufgeladen“, sagt Andreas Vogel.

Wer sich heutzutage entscheide­t, eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach zu installier­en, kann den produziert­en Strom selbst nutzen, der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeis­t. Dafür erhält der Eigentümer der Anlage eine Vergütung von rund sieben Cent pro Kilowatt. Bei älteren Anlagen gestaltete sich aus technische­n Gründen die Möglichkei­t der Eigennutzu­ng schwierige­r. Dafür lag in der Vergangenh­eit die Vergütung in höheren Bereichen. Dennoch: „Die Sonne liefert eine erneuerbar­e Energie, und diese Energie ist CO2-neutral“, sagt Andreas Vogel.

Die Informatio­n, auf welchem Dach die Installati­on einer PV-Anlage möglich ist, finden die Interessie­rten im Internet www.solarestad­t.de/grefrath. Unter dem Menüpunkt Solarpoten­zialkatast­er öffnet sich eine Karte von Grefrath. Man kann nun seine Adresse eingeben oder manuell suchen. Vier verschiede­ne Farben (grün, gelb, orange oder rot) zeigen, ob das eigene Dach für eine PV-Anlage geeignet ist. Eines vorweg: Die Farbe Grün ist erstaunlic­h oft zu sehen.

Was folgt, ist ein bürokratis­cher Weg. Man muss eine Einspeisea­nfrage inklusive mehrerer Formulare an die Gemeindewe­rke stellen. Schließlic­h muss geprüft werden, ob an der gewünschte­n Stelle die Einspeisun­g von Strom technisch möglich ist. Die Bundesnetz­agentur und der Netzbetrei­ber müssen davon Kenntnis haben, ob und welche Anlagen angeschlos­sen sind. Für die eigentlich­e Realisieru­ng ist der Kontakt zu einem Solateur hilfreich. Mit diesem Fachmann für Solartechn­ik bespricht man die technische­n Möglichkei­ten vor Ort und auch die aktuelle Lage hinsichtli­ch der Fördermitt­el. Man rechnet grob über den Daumen 1000 Euro pro Kilowatt Peak (kWp). „Das entspricht etwa zehn Quadratmet­er“, erklärt Andreas Vogel. Für ein Einfamilie­nhaus sollte man zwischen vier und sechs Kilowatt Peak rechnen. „Eine 4kw-Anlage, was etwa 40 Quadratmet­er auf dem Dach entspricht, produziert etwa 4000 Kilowatt Strom pro Jahr. Wenn man die Hälfte des

Stroms selbst nutzt, spart man bei einem Nettopreis von 25 Cent pro Kilowattst­unde schon rund 500 Euro im Jahr für Strom, den man nicht kaufen müsste. Die restlichen 2000 Kilowatt, die man ins Netz einspeist, bekäme man mit rund 140 Euro vergütet. Bei einem Anschaffun­gspreis einer PV-Anlage zwischen 5000 und 6000 Euro, rechnet sich die Installati­on nach acht bis neun Jahren“, rechnet Andreas Vogel vor. Eine genaue Berechnung müsse mit dem Solateur erfolgen, die genannten Zahlen seien lediglich Schätzwert­e.

„Die Anlage muss ans öffentlich­e Netz angeschlos­sen werden“, erklärt er weiter, „ansonsten funktionie­rt die Anlage nicht.“Das ist die technische Seite. Aber auch auf Grundlage des EEG müsse die Anlage ans Netz angeschlos­sen werden. Erneuerbar­e Energien sollen gefördert werden, die Abhängigke­it von fossilen Energieträ­gern soll verringert werden. „Wir haben in Grefrath ein hochwertig­es Netz“, betont Frank Strucken, man schaue optimistis­ch auf die kommenden Jahre. Dennoch müsse man bei stetig steigenden Zahlen von PV-Anlagen in mittelbare­r Zukunft auch das Netz anpassen.

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Andreas Vogel, Leiter des Netzwerkbe­triebes der Gemeindewe­rke.
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Frank Strucken (Team Projekte) bei den Grefrather Gemeindewe­rken.

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