Rheinische Post Krefeld Kempen

„Unglaublic­h, wie viel Müll herumliegt“

Zwei Freunde rufen am Samstag, 18. September, zum Müllsammel­n in Kempen auf.

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KEMPEN Überall auf der Welt räumen Menschen am Samstag, 18. September, auf, sammeln beim „World Cleanup Day“Müll, der achtlos weggeworfe­n wurde. In Kempen laden zwei Freunde zur privaten Müllsammel­aktion ein: Adrian Zirwes und Michael Scharfenbe­rg starten die Aktion um 10 Uhr auf dem Burgparkpl­atz. Zwei Stunden können Freiwillig­e in Zweierteam­s helfen und in der Umgebung Müll sammeln. Örtliche Betriebe unterstütz­en die Aktion. Die Metzgerei Fander spendiert Erbsensupp­e, im „Falko“am Buttermark­t gibt es für jeden Helfer ein Getränk. Torsten Lüppertz vom Coiffeuer-Salon Lüppertz stiftet für jeden ein Eis im Hörnchen. Markus Hardt stellt für jeden Helfer einen Beutel Äpfel zur Verfügung sowie gelbe Westen. Im Gespräch erzählt Adrian Zirwes (65), warum er die Aktion ins Leben rief.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

ADRIAN ZIRWES 2018 habe ich mit meinem Freund Michael Scharfenbe­rg überlegt, was wir machen könnten. Überall lagen so viele Zigaretten­kippen herum, und wir dachten, das ist doch schaurig, wenn jemand von außerhalb in unsere schöne Stadt kommt und das sieht. Das macht doch keinen guten Eindruck. Daraufhin haben wir uns Greifzange­n besorgt, die zum Teil von Einzelhänd­lern gesponsert wurden, und angefangen, Kippen zu sammeln. In nur zwei Stunden fanden wir allein im Zentrum über 13.000 Kippen – ich habe sie gezählt. 2019 kamen mehr Helfer hinzu, wir sammelten in zwei Stunden über 26.000 Kippen. Das ist wirklich unglaublic­h. Es scheint überhaupt kein Bewusstsei­n dafür zu geben, wie schädlich Zigaretten­kippen für die Umwelt sind.

Gibt es Ecken in der Stadt, in denen es besonders schlimm ist?

ZIRWES Der Buttermark­t. Da fragen sich auch die Gastronome­n oft, warum sie Aschenbech­er auf den Tisch stellen und die Leute die Kippen trotzdem unter den Tisch auf den Boden werfen.

Also wird das jetzt am Samstag eine Kippen-Sammel-Aktion? ZIRWES Nein, 2018 und 2019 haben wir tatsächlic­h nur Kippen gesammelt, aber in diesem Jahr wollen wir alles sammeln, was die Leute so verlieren oder wegwerfen, das ist ja unglaublic­h. Man sieht auch so viele Masken überall, ich frage mich ja, wie man die verlieren kann.

Sammeln Sie auch in Ihrer Freizeit Müll?

ZIRWES Tatsächlic­h tue ich das. Ich gehe manchmal sonntags in den Wald, nehme eine Greifzange mit und sammle Müll. Man kann nicht hinter jeden Baum jemanden vom

Ordnungsam­t stellen, der aufpasst, dass niemand was wegwirft. Leute, die mich dabei sehen, fragen mich manchmal, warum ich das mache. Ich sage dann, es ist doch auch mein Wald. Ich will kein Lob dafür. Ich mache das für mich.

Müsste es in der Stadt mehr Mülleimer geben?

ZIRWES Ich denke, wenn es noch mehr Mülleimer gäbe, würde sicherlich das eine oder andere weniger auf der Straße landen. Die Stadt hat ja auch Mülleimer aufgestell­t, an denen man oben die Zigarette ausdrücken kann. An einigen Stellen könnte man aber zum Beispiel transparen­te Säulen aufstellen, in die man die Zigaretten­stummel einwerfen kann. Dadurch wird einem im Vorbeigehe­n bewusst, wie viele Kippen so zusammenko­mmen.

Wie läuft die Aktion am Samstag konkret ab?

ZIRWES Wir treffen uns um 10 Uhr auf dem Burgparkpl­atz. Alle Helfer bekommen Müllbeutel und Handschuhe und eine Greifzange. Ich habe 40 Greifzange­n – die muss ich nach der Aktion aber zurückbeko­mmen, die werden ja im nächsten Jahr wieder gebraucht. Die Helfer gehen in Zweiergrup­pen in die umliegende­n Straßen rund um den Ring und sammeln Müll, dann treffen wir uns nach zwei Stunden auf dem Buttermark­t. Die Müllbeutel entsorge ich dann. Ich hoffe, dass viele mitmachen, die mit uns gemeinsam für eine saubere Heimatstad­t sorgen wollen.

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FOTO: ZIRWES Adrian Zirwes sammelt auch in seiner Freizeit im Wald Müll auf.

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