Rheinische Post Krefeld Kempen
Habicht „Medusa“verzweifelt gesucht
Am Sonntag ist das Habichtweibchen „Medusa“bei der Reinigung seiner Voliere entflogen. Seitdem sucht Besitzer Thomas Ahl aus Schiefbahn den 21-jährigen Vogel. Was Unbeteiligte tun sollten, falls sie den Habicht entdecken.
SCHIEFBAHN Nur eine Sekunde lang hat Thomas Ahl nicht aufgepasst, dann war „Medusa“weg. Das Habichtweibchen ist seinem Besitzer am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr in Schiefbahn entflogen, als der 44-Jährige gerade die Voliere des Tieres reinigte. Zwar hatte er den 21 Jahre alten Vogel derweil an anderer Stelle angebunden, aber die Befestigung habe sich gelöst, berichtet der Falkner. Seitdem ist er unterwegs, um nach seinem Vogel zu suchen.
Zunächst war Ahl dabei alleine, denn dank der sogenannten Bells, also Glocken, die der Habicht trägt, habe er „Medusa“in der Umgebung orten können. Seit Dienstag aber ist das Bimmeln nicht mehr zu hören. Der 44-Jährige veröffentlichte daraufhin einen Aufruf in den sozialen Medien und hofft nun auf Hinweise aus der Bevölkerung.
„Egal, was ich versucht habe, ,Medusa' ist nicht heruntergekommen“
Thomas Ahl Falkner
„Medusa“habe zwar einen Faustappell, würde es also kennen, auf den Handschuh ihres Falkners zurückzukehren, sei aber derzeit wegen der Mauser sehr scheu, berichtet Ahl. Zu der kommt es einmal im Jahr: Die alten Federn werden Stück für Stück abgeworfen und neue wachsen nach. In dieser Zeit sollten die Vögel komplett in Ruhe gelassen werden, auch weil sie verletzungsanfälliger sind, berichtet Marina Grebe von der Greifvogelhilfe Rheinland mit Sitz in Brüggen.
Wegen der Mauser sei „Medusa“derzeit auch nicht im Training, berichtet Besitzer Ahl, weswegen sie vermutlich bislang auch nicht auf den Faustappell reagiert habe, berichtet der Schiefbahner. „Egal, was ich versucht habe, sie ist nicht heruntergekommen“, sagt der 44-Jährige.
Zwar sollte man im Umgang mit Tieren immer darauf achten, dass gerade die Ausrüstung – wie etwa in diesem Fall – nicht versagen könne, aber „manchmal kommen ungünstige Umstände zusammen, das kann jedem passieren“, sagt Grebe. Die Vögel würden eben auch am Equipment herumspielen und „können mit ihrem Schnabel einiges anstellen“, sagt die Falknerin.
Zumindest schwierig sei die Situation dennoch, denn „Medusa“ist mit geschlossenem Geschüh unterwegs – die Lederbändchen an ihren Beinen sind in der Mitte miteinander verbunden. Wenn der gut 60 Zentimeter große Vogel also beispielsweise durch einen Baum fliegt, könnte er damit an einem Ast hängenbleiben.
Grebe rät Personen, die denken, „Medusa“gesehen zu haben, sich ruhig zu verhalten. Sie sollten nicht versuchen, den Vogel selbst zu fangen, sondern ein Foto machen. „Ein schlechtes Foto ist besser als keins“, sagt Grebe. Danach sollten sie unmittelbar den Falkner selbst oder die Greifvogelhilfe (siehe Info-Kasten)
informieren. „Manchmal rufen uns nachmittags Menschen an, die sagen, sie hätten morgens einen Vogel gesehen, das hilft dem Vogel natürlich wenig“, sagt Grebe. Er könnte längst weitergeflogen sein.
Überleben könne so ein Greifvogel wie „Medusa“in der Natur durchaus. „Vögel, die zur Jagd eingesetzt werden, wissen schon, wie sie ein Kaninchen fangen“, erläutert die Tierärztin. Volierenvögel, die weniger trainiert seien, hätten es da vermutlich etwas schwerer.
Thomas Ahl, seit zwei Jahren Besitzer des Habichtweibchens, hofft, dass er seine „Medusa“bald und vor allem unbeschadet wiederfindet. Einige Anrufe hat er durch seine Beiträge bei Facebook bereits bekommen. Eine Frau will den Greifvogel aus Schiefbahn in Neuss gesehen haben. Der 44-Jährige geht den Hinweisen nach. Zuletzt meldete sich jemand, der einen toten Habicht auf der Autobahn gesehen haben will. „Das muss ich mir natürlich auch angucken“, sagt Ahl. Auch dann sei der Vogel identifizierbar: An ihrem Geschüh trägt „Medusa“die Adresse und die Telefonnummer ihres Falkners.