Rheinische Post Krefeld Kempen
100-Millionen-Schaden auf Autobahnen
45 Kilometer Autobahn sind nach der Flutkatastrophe in NRW immer noch voll gesperrt.
KÖLN Weggespülte Brücken, abgerutschte Böschungen und auf kompletter Breite durchpflügte Fahrbahnen: Das Hochwasser hat im Juli in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz auch auf den Autobahnen riesige Schäden verursacht. Gut zwei Monate nach der Unwetterkatastrophe hat die Autobahn GmbH nun in Köln eine Zwischenbilanz der Schäden bekanntgegeben.
„Allein an den Autobahnen im Rheinland sind Schäden bis zu 100 Millionen Euro entstanden“, sagte Willi Kolks, Leiter der Außenstelle Köln der Autobahn GmbH. Nach den Überflutungen mussten mehr als 130 Kilometer Autobahn zwischen Wuppertal und Sinzig teiloder vollgesperrt werden.
Gleich am Freitag nach den Überflutungen wurde mit den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau begonnen, wie Kolks sagte. „Wir arbeiten an nahezu allen Stellen gleichzeitig.“Baufirmen seien nur begrenzt verfügbar, die Firmen hätten aber alle verfügbaren Mitarbeiter ins Krisengebiet geschickt. Die Arbeiten an den Verkehrsknotenpunkten seien eine der Prioritäten. Viele Schäden konnten kurzfristig behoben und die Sperrungen nach wenigen Tagen aufgehoben werden. Aktuell sind aber noch rund 45 Kilometer
voll- und zehn Kilometer Autobahn teilgesperrt.
Eine stark frequentierte Strecke kann bald wieder befahren werden: Am kommenden Dienstag wird die A61 zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und Meckenheim in Fahrtrichtung Koblenz durchgängig geöffnet. „Damit steht diese wichtige Nord-Süd-Verbindung in Richtung Süden dem Fernverkehr wieder zur Verfügung“, sagte Kolks. „Trotz dieses Lichtblicks müssen weitere wichtige Autobahnabschnitte aufgrund der massiven Schäden bis auf Weiteres gesperrt bleiben.“Vor allem der Ausfall der A61 in Fahrtrichtung Venlo sowie die Vollsperrung der A1 zwischen dem Autodreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth führen weiterhin zu einer sehr starken Auslastung der Ausweichstrecken und vielen Staus. „Wir gehen aber davon aus, dass wir bis zum Jahreswechsel das Gros der Schadstellen beseitigt haben“, sagte Kolks. „Unser großes Ziel ist, die A61 in beiden Fahrtrichtungen allen Verkehrsteilnehmern möglichst schnell wieder zur Verfügung zu stellen.“
Neben den großen Schadstellen gibt es im gesamten Rheinland etliche weitere Stellen, die beschädigt wurden. So müssen etwa mehr als 60 Böschungsrutsche bearbeitet werden. Dazu kommen viele Meter beschädigter Entwässerungsleitungen, die erneuert werden müssen. Weitere Spätfolgen können nicht ausgeschlossen werden. „Daher wird es punktuell immer wieder zu Eingriffen in den Verkehr auf den Autobahnen im südlichen Rheinland kommen“, sagte Kolks.
Die größten Schäden sind an den Autobahnen A1, A61 und A553 entstanden. Im Autobahndreieck Erfttal hat die Erft die Autobahn unterspült. Daraufhin stürzte die Lärmschutzwand auf etwa 100 Metern Länge ein und die Standspur sowie der rechte Fahrstreifen brachen weg. Hier mussten zuerst mit großem Arbeitsaufwand sämtliche Trümmer aus dem Fluss geborgen werden, damit mit dem Aufbau der Stützwand begonnen werden konnte. Die Arbeiten werden sich noch einige Monate hinziehen, bis die Verbindung zur A61 in Richtung Venlo wieder steht.
Bei Swisstal hatte der Schießbach die A61 sowie das Querungsbauwerk auf kompletter Fahrbahnbreite zerstört. Hier wurden in den vergangenen zwei Monaten provisorisch Rohre für den Bachdurchlass verlegt, die Fahrbahn neu aufgebaut und die Schutzeinrichtungen wiederhergestellt.
Bei Hürth sackte auf der A1 das Fundament der Brücke über dem Liblarer Mühlengraben eineinhalb Meter ab. Die Brücke musste nach der Unterspülung komplett abgerissen werden. Im Kreuz Bliesheim an der A1/A61/A553 sind an zwölf Stellen Böschungen abgerutscht. Das Wasser hat auch hier große Fahrbahnschäden verursacht, zudem müssen Kanäle repariert werden. Der Plan ist, dass im Frühjahr 2022 alle Autobahnen, manche noch mit Einschränkungen, befahrbar sind