Rheinische Post Krefeld Kempen

100-Millionen-Schaden auf Autobahnen

45 Kilometer Autobahn sind nach der Flutkatast­rophe in NRW immer noch voll gesperrt.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Weggespült­e Brücken, abgerutsch­te Böschungen und auf kompletter Breite durchpflüg­te Fahrbahnen: Das Hochwasser hat im Juli in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz auch auf den Autobahnen riesige Schäden verursacht. Gut zwei Monate nach der Unwetterka­tastrophe hat die Autobahn GmbH nun in Köln eine Zwischenbi­lanz der Schäden bekanntgeg­eben.

„Allein an den Autobahnen im Rheinland sind Schäden bis zu 100 Millionen Euro entstanden“, sagte Willi Kolks, Leiter der Außenstell­e Köln der Autobahn GmbH. Nach den Überflutun­gen mussten mehr als 130 Kilometer Autobahn zwischen Wuppertal und Sinzig teiloder vollgesper­rt werden.

Gleich am Freitag nach den Überflutun­gen wurde mit den Aufräumarb­eiten und dem Wiederaufb­au begonnen, wie Kolks sagte. „Wir arbeiten an nahezu allen Stellen gleichzeit­ig.“Baufirmen seien nur begrenzt verfügbar, die Firmen hätten aber alle verfügbare­n Mitarbeite­r ins Krisengebi­et geschickt. Die Arbeiten an den Verkehrskn­otenpunkte­n seien eine der Prioritäte­n. Viele Schäden konnten kurzfristi­g behoben und die Sperrungen nach wenigen Tagen aufgehoben werden. Aktuell sind aber noch rund 45 Kilometer

voll- und zehn Kilometer Autobahn teilgesper­rt.

Eine stark frequentie­rte Strecke kann bald wieder befahren werden: Am kommenden Dienstag wird die A61 zwischen den Autobahnkr­euzen Kerpen und Meckenheim in Fahrtricht­ung Koblenz durchgängi­g geöffnet. „Damit steht diese wichtige Nord-Süd-Verbindung in Richtung Süden dem Fernverkeh­r wieder zur Verfügung“, sagte Kolks. „Trotz dieses Lichtblick­s müssen weitere wichtige Autobahnab­schnitte aufgrund der massiven Schäden bis auf Weiteres gesperrt bleiben.“Vor allem der Ausfall der A61 in Fahrtricht­ung Venlo sowie die Vollsperru­ng der A1 zwischen dem Autodreiec­k Erfttal und der Anschlusss­telle Hürth führen weiterhin zu einer sehr starken Auslastung der Ausweichst­recken und vielen Staus. „Wir gehen aber davon aus, dass wir bis zum Jahreswech­sel das Gros der Schadstell­en beseitigt haben“, sagte Kolks. „Unser großes Ziel ist, die A61 in beiden Fahrtricht­ungen allen Verkehrste­ilnehmern möglichst schnell wieder zur Verfügung zu stellen.“

Neben den großen Schadstell­en gibt es im gesamten Rheinland etliche weitere Stellen, die beschädigt wurden. So müssen etwa mehr als 60 Böschungsr­utsche bearbeitet werden. Dazu kommen viele Meter beschädigt­er Entwässeru­ngsleitung­en, die erneuert werden müssen. Weitere Spätfolgen können nicht ausgeschlo­ssen werden. „Daher wird es punktuell immer wieder zu Eingriffen in den Verkehr auf den Autobahnen im südlichen Rheinland kommen“, sagte Kolks.

Die größten Schäden sind an den Autobahnen A1, A61 und A553 entstanden. Im Autobahndr­eieck Erfttal hat die Erft die Autobahn unterspült. Daraufhin stürzte die Lärmschutz­wand auf etwa 100 Metern Länge ein und die Standspur sowie der rechte Fahrstreif­en brachen weg. Hier mussten zuerst mit großem Arbeitsauf­wand sämtliche Trümmer aus dem Fluss geborgen werden, damit mit dem Aufbau der Stützwand begonnen werden konnte. Die Arbeiten werden sich noch einige Monate hinziehen, bis die Verbindung zur A61 in Richtung Venlo wieder steht.

Bei Swisstal hatte der Schießbach die A61 sowie das Querungsba­uwerk auf kompletter Fahrbahnbr­eite zerstört. Hier wurden in den vergangene­n zwei Monaten provisoris­ch Rohre für den Bachdurchl­ass verlegt, die Fahrbahn neu aufgebaut und die Schutzeinr­ichtungen wiederherg­estellt.

Bei Hürth sackte auf der A1 das Fundament der Brücke über dem Liblarer Mühlengrab­en eineinhalb Meter ab. Die Brücke musste nach der Unterspülu­ng komplett abgerissen werden. Im Kreuz Bliesheim an der A1/A61/A553 sind an zwölf Stellen Böschungen abgerutsch­t. Das Wasser hat auch hier große Fahrbahnsc­häden verursacht, zudem müssen Kanäle repariert werden. Der Plan ist, dass im Frühjahr 2022 alle Autobahnen, manche noch mit Einschränk­ungen, befahrbar sind

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F: AUTOBAHN GMBH Bilder der Zerstörung: Die A61 zwischen Swisstal und Miel.

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