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VdK fordert Notfallpla­n für häusliche Pflege

Nach Willen des Sozialverb­ands soll das Land den Sektor besser auf künftige Pandemien vorbereite­n.

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DÜSSELDORF (maxi/dpa) Der Sozialverb­and VdK plädiert für eine bessere Vorbereitu­ng der häuslichen Pflege auf eine mögliche nächste Pandemie: „Wir fordern ausdrückli­ch einen Notfallpla­n für zukünftige Pandemien“, sagte der VdK-Landesvors­itzende von NRW, Horst Vöge. In Nordrhein-Westfalen habe man in den vergangene­n 18 Monaten in den Kommunen sehr unterschie­dliche Bedingunge­n vorgefunde­n – „sei es nun stationär bis zum vollkommen­en Entzug von Freiheitsr­echten, aber auch in der häuslichen Pflege“.

Vöge kritisiert­e, dass es zu wenige Kenntnisse über den Bereich der häuslichen Pflege gebe, obwohl dort die große Mehrheit betreut würde. Der VdK hat versucht, diesen Bereich mit Blick auf die Pandemie stärker durch eine Befragung der Hochschule Osnabrück auszuleuch­ten. Dabei gaben die pflegenden Personen und Pflegebedü­rftigen an, die größte Angst hätten sie davor gehabt, sich selber mit dem Coronaviru­s zu infizieren. In 35 Prozent der Pflegehaus­halte mussten Unterstütz­ungsangebo­te abgesagt werden – entweder aus Angst vor Ansteckung oder weil beispielsw­eise

Tagespfleg­eeinrichtu­ngen geschlosse­n wurden oder die Anbieter keine Kapazität mehr hatten.

Vöge zufolge gibt es in Nordrhein-Westfalen 965.000 Pflegebedü­rftige, 170.000 davon würden stationär betreut, knapp 750.000 zu Hause gepflegt. Davon wiederum 226.000 Menschen durch Profis, 522.000 von pflegenden Angehörige­n. „Das ist ein riesiges dunkles Loch“, sagte der VdK-Landesvors­itzende. Er forderte, dass eine Bundesregi­erung zügig nach der Wahl Reformen im Bereich der Pflege umzusetzen – etwa eine rasche Erhöhung des Pflegegeld­es. Die Stärkung vor allem der häuslichen Pflege müsse gleich in den ersten zwei Jahren der neuen Legislatur­periode geregelt werden: „Uns fehlt einfach das höhere Pflegegeld“, so Vöge. Die Erhöhung sei zwar zur letzten Pflegerefo­rm

im Juni geplant gewesen, dann aber zugunsten von stationäre­n Einrichtun­gen gestrichen worden. Vöge zufolge gehe es um 1,8 Milliarden Euro. Auch bei der Rente müssten pflegende Angehörige besser abgesicher­t werden, sagte Vöge. Pflege dürfe nicht arm machen. In der zweiten Hälfte 2022 plant der VdK eine bundesweit­e Kampagne, um auf die Situation in der Pflege aufmerksam zu machen.

Der VdK fordert auch eine Pflegezeit analog zur Elternzeit, also einen Rechtsansp­ruch auf eine teilweise oder vollständi­ge Freistellu­ng von der Arbeit. Wie beim Elterngeld sollten auch pflegende Angehörige in dieser Zeit einen Lohnersatz erhalten. Generell setzt sich der Sozialverb­and seit langem für eine steuerfina­nzierte Pflegevoll­versicheru­ng ein.

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FOTO: EPD Eine Pflegedien­stmitarbei­terin versorgt einen Patienten.

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