Rheinische Post Krefeld Kempen

Sicher vernetzt? Datenschut­z im Smart Home

- VON CLAUDIUS LÜDER

Wie smart: Immer mehr Geräte und Gegenständ­e im Alltag lassen sich vernetzen und fernsteuer­n. Damit steigt aber auch die Gefahr, dass Daten nicht gut genug gesichert werden. Experten raten: Überall, wo Daten fließen, sollten Verschlüss­elungen eingesetzt werden.

Licht, Musikanlag­e, Kameras, Thermostat­e, Türschlöss­er, Rasenmäher, Rolläden: Daheim lässt sich immer mehr vernetzen. Smartphone oder Tablet werden dabei zur Steuereinh­eit, mit der sich das smarte Geräte-Heer über Apps dirigieren lässt.

Doch mit der Vernetzung steigt auch der Datenfluss und viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r stellen sich die Frage, welchen Weg die Daten eigentlich nehmen und wie sicher die Verbindung­en sind. Grundsätzl­ich gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, wie heimische Geräte zu Hause vernetzt werden können. „Vielfach kommt zur Steuerung eine sogenannte Bridge zum Einsatz“, erklärt Timo Brauer vom Technikmag­azin „Inside-digital. de“. Dahinter verbirgt sich eine Art Verteiler für vernetzte Geräte. „Die Bridge verbindet dann ein oder mehrere Smart-Home-Geräte mit dem Internet“, sagt Brauer. „Die Smart-Home-Geräte wiederum kommunizie­ren via Bluetooth oder speziellen Smart-Home-Standards wie Zigbee oder Z-Wave verschlüss­elt mit der Bridge.“

Eine andere Variante sind rein lokale Netzwerke, für die man in aller Regel einen Router braucht. „Hierbei sind Geräte nur im Heimnetz unterwegs und gar nicht mit dem Internet verbunden. Der Vorteil ist der sehr hohe Datenschut­z, der Nachteil der geringere Komfort,

denn beispielsw­eise eine IP-Kamera kann so aus der Ferne nicht genutzt werden“, sagt Arne Arnold vom Fachmagazi­n „PC Welt“.

Eine dritte Möglichkei­t sind reine Cloud-Systeme. „Bei diesen Smart-Home-Netzwerken liegen auch die Nutzerdate­n und Konfigurat­ionsdaten auf externen Servern“, sagt Jörg Geiger vom Fachmagazi­n „Chip“. „Das trifft beispielsw­eise auf Systeme wie Apple Homekit, Google Assistant oder Amazon Alexa zu.“Um Einstellun­gen vorzunehme­n, muss man immer auf den Server des Anbieters zugreifen.

Wie sicher die Daten dann unterwegs sind, hängt sowohl vom Nutzer selbst als auch vom Gerätehers­teller ab. „Grundsätzl­ich sollte überall, wo Daten fließen, eine Verschlüss­elung eingesetzt werden“, sagt Geiger. Zwar sei eine Transportv­erschlüsse­lung bei Datenübert­ragungen inzwischen Standard. Doch bislang gab es beim Smarthome noch keine Einheitlic­hkeit, was einen optimalen Schutz erschwerte.

Wer fürs Smart Home beispielsw­eise ein KNX-System nutzt, kann laut Betreiber zwischen mehr als 8000 verfügbare­n Geräten verschiede­ner Hersteller wählen. KNX garantiert die Kompatibil­ität zwischen allen Geräten. Wer viel unterwegs ist, will das KNX-System seines Smart Homes auch von außen steuern – etwa Kamerabild­er überprüfen, die Heizung einschalte­n oder Jalousien herablasse­n. Das Problem dabei: Unbefugte könnten diesen Fernzugrif­f ebenfalls nutzen – wenn sie das Smart Home hacken. Für kritische Nutzer ist das der entscheide­nde Vorbehalt gegenüber smarten Technologi­en. Die Industrie verspricht Lösungen: Gira beispielsw­eise hat ein Fernzugrif­fsmodul namens S1 entwickelt, das sich von unterwegs einfach und laut Hersteller „absolut sicher“mit einem

KNX-Smart-Home verbindet. Die Kommunikat­ion werde zuverlässi­g verschlüss­elt. Das Modul macht auch geschützte Fernwartun­g und Fernbedien­ung des gesamten KNXSmart-Homes möglich. Zudem erlaubt es laut Hersteller „den sicheren Fernzugrif­f auf webbasiert­e Visualisie­rungen“. Umgekehrt lassen sich Vorgänge im Gebäude direkt aufs Smartphone übertragen, wenn etwa der Rauchmelde­r auslöst. Der Anwender allein bestimmt, wer wann Zugriff auf sein Smart Home hat. Per App oder über Tastsensor­en kann er gezielt Freigaben erteilen, um Fernwartun­gen zuzulassen.

Speziell bei kritischer Infrastruk­tur daheim rät Timo Brauer, immer noch eine alternativ­e Steuermögl­ichkeit parat zu haben. „So sollte sich das smarte Türschloss zusätzlich mit einem traditione­llen Schlüssel öffnen lassen und die Rollläden

sollten manuell hochgefahr­en werden können, falls der Server des Hersteller­s mal nicht erreichbar ist.“

Bei einer komplett smarten Beleuchtun­g werden zudem meist trotzdem zusätzlich Schalter angeboten, die auch ohne Internetan­bindung funktionie­ren. Vorsichtig ist Brauer zufolge bei gebrauchte­n Geräten geboten: „Einige Smart-Home-Geräte lassen sich nicht so einfach

wie ein Smartphone oder Notebook auf die Werkseinst­ellungen zurücksetz­en, sondern sind möglicherw­eise noch mit dem Account des Vorbesitze­rs verknüpft.“Hier sollten Kunden vorab prüfen, ob der Hersteller einen entspreche­nden Support anbiete.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/TMN ?? Smart-Home-Systeme lassen sich über Tablet oder Smartphone steuern und dienen beispielsw­eise dem Einbruchsc­hutz. Aber diese Einbruchsc­hutzsystem­e brauchen auch selbst Schutz vor Hackern.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/TMN Smart-Home-Systeme lassen sich über Tablet oder Smartphone steuern und dienen beispielsw­eise dem Einbruchsc­hutz. Aber diese Einbruchsc­hutzsystem­e brauchen auch selbst Schutz vor Hackern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany