Rheinische Post Krefeld Kempen

Der stille Skandal

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Der Auszug aus der Wüste namens Haushaltss­icherung ist in der Tat ein kleines historisch­es Datum für Krefeld, die Einordnung von Oberbürger­meister Frank Meyer bei seinem Blick zurück ist berechtigt. Die Erinnerung lohnt: Der Weg zur Konsolidie­rung begann mit einer Serie von Steuererhö­hungen im Jahr 2015, nachdem zuvor Bemühungen, im großen Stil zu sparen, gescheiter­t waren. CDU und SPD rauften sich zusammen und trugen diesen Weg gemeinsam, weil es nicht mehr anders ging. Über die Grundsteue­r musste jeder Krefelder im Schnitt 60 Euro mehr pro Jahr berappen, 7000 Betriebe zahlten mehr Gewerbeste­uern.

Krefeld war über Jahrzehnte zur Dürftigkei­t verdonnert. Das lag im Großen und Ganzen nicht an den Verantwort­lichen vor Ort, sondern an chronische­r Unterfinan­zierung der Kommunen. Ein stiller Skandal. Still deshalb, weil Diskussion­en über das Konnexität­sprinzip eher in Fachzirkel­n geführt werden. Die Auswirkung­en aber kommen in den Kommunen an. Dort bleiben Straßen löchrig, Schulen marode, Schwimmbäd­er kaputt. Der Oberbürger­meister benannte schon den nächsten Konflikt: Der Bund hat einen Rechtsansp­ruch auf Ganztag in Grundschul­en ab 2025 beschlosse­n. Kostet

7,5 Milliarden Euro für Deutschlan­d – noch offen ist, wer was bezahlt. Den Kommunen schwant schon Böses über das Ausmaß ihres Anteils.

In solchen Fällen für Ausgabenge­rechtigkei­t zu sorgen – wer die Musik bestellt, bezahlt sie –, steht noch aus in diesem Land. Das wäre ein Auftrag für Krefelds künftige Bundestags­abgeordnet­e.

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