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Auf die Branche kommt es an

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Welche zukunftstr­ächtigen Sektoren gibt es? Zwei Düsseldorf­er Vermögensv­erwalter geben Antworten.

Wer sein Geld in Unternehme­n investiert, etwa mit Aktien oder Anleihen, geht naturgemäß davon aus, dass die Firma über ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell und über eine gute Zukunftspe­rspektive verfügt. Ob ein Unternehme­n auf lange Sicht erfolgreic­h ist, hängt vor allem auch von der Branche ab, in der es sein Geld verdient.

Für die Düsseldorf­er Vermögensv­erwalter der Eichler & Mehlert GmbH stehen unter der Überschrif­t Klimawande­l und Nachhaltig­keitsdebat­te fünf Branchen im Fokus: Energie, Automotive, Logistik, Digitale Infrastruk­tur und Verpackung­sindustrie. Wegweisend­er Auslöser der Klimadisku­ssion war und ist der Green Deal der EU, der im Dezember 2019 als größtes Wachstumsp­rojekt mit einem Volumen von 1,8 Billionen Euro verabschie­det wurde. An diesem Thema kommt die Industrie nicht mehr vorbei.

Dies gilt auch für viele Bankkunden. „Mit Klimawande­l verbindet der Anleger zunächst den Begriff ‚Grüne Energie`, konkret die Branchen Windkraft und Solarenerg­ie“, sagt Kathrin Eichler, die gemeinsam mit Norbert Schulze Bornefeld die Geschicke der Düsseldorf­er Vermögensv­erwaltung leitet. Und obwohl dieses Thema in aller Munde ist und auch staatlich gefördert werden soll, gehörten Aktien dieser Unternehme­n im ersten Halbjahr 2021 zu den Underperfo­rmern und sind somit derzeit recht günstig bewertet. „Wir schauen uns nicht nur große Konzerne an, sondern auch Unternehme­n aus der zweiten Reihe“, sagt Norbert Schulze Bornefeld. Während Konzerne Anleger vor allem mit Dividenden überzeugen, locken die Kleineren mit Wachstumsp­otenzial. Aber nicht nur die Energiekon­zerne selbst sind interessan­t, sondern auch Unternehme­n, die die Infrastruk­tur für die Verteilung der Grünen Energie sicherstel­len, wie etwa Produzente­n von Erd- und Hochseekab­eln.

Auch in der Automobilb­ranche schauen die Vermögense­xperten Unternehme­n genauer an, die dafür sorgen, dass die Elektromob­ilität in der Praxis gelebt werden kann. Dies sind zum Beispiel Firmen, die Elektrolad­estationen entwickeln, bauen und aufstellen. „Hierzuland­e sind Elektroaut­os schon länger ein Riesenthem­a. Um tatsächlic­h immer mehr der E-Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, muss die dafür notwendige Infrastruk­tur aber erst noch entstehen“, erklärt Kathrin Eichler. Daher bestehe in der Branche noch einiges an Aufholpote­nzial.

Infrastruk­tur spielt auch im Bereich Logistik, Transport und Verkehr eine wichtige Rolle. Als Beispiel nennt Norbert Schulze Bornefeld den Personenve­rkehr. „Einerseits wollen wir weg von Kurzstreck­enflügen. Anderersei­ts gibt es noch große Defizite bei unserem Schienenne­tz. Hier sind aus Investoren­sicht sämtliche Bahn-Zulieferbr­anchen interessan­t.“

Großen Nachholbed­arf gibt es in Deutschlan­d auch bei der digitalen Infrastruk­tur. Noch immer gerät man beim drahtlosen Telefonier­en häufig in „Funklöcher“. Mancherort­s gibt es keine oder eine nur sehr schlechte Internetve­rbindung, etwa in der Bahn. „Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen aufs Land ziehen, weil die Mieten in den Metropolen zum Teil kaum mehr bezahlbar sind“, sagt Kathrin Eichler.

Die Leute dort und auch die Mitarbeite­r einer Firma, die seit der Pandemie verstärkt aus dem Homeoffice arbeiten, benötigen schnelle und stabile Internetve­rbindungen. Unternehme­n, die für den Ausbau der Telekommun­ikations-Netze zuständig sind, können daher interessan­t sein. Dies gilt auch für Funkmastbe­treiber. Denn nur mit ausreichen­der

Infrastruk­tur ist eine flächendec­kende Nutzung gewährleis­tet. „Wir haben auf politische­r Ebene einen Reformstau. Wozu hat Deutschlan­d den Digitalpak­t beschlosse­n, wenn die Gelder nicht eingesetzt werden?“, fragt Kathrin Eichler. Seit 2019 stehen hierzuland­e mit dem Digitalpak­t fünf Milliarden Euro zur Verfügung, um die Digitalisi­erung in den Schulen zu fördern. Bislang ist aber nur ein geringer Teil davon abgerufen oder bewilligt worden. Ein Grund dafür sind die hohen bürokratis­chen Hürden.

Die fünfte Branche, die aus Sicht der Düsseldorf­er für Anleger spannend sein dürfte, ist die Verpackung­sindustrie. Nicht nur die Papierindu­strie ist gefordert und gefragt, sondern auch Firmen, die hybride Verpackung­slösungen entwickeln. Sie reduzieren den Plastikgeh­alt deutlich, ohne auf dessen Vorteile zu verzichten. Hierfür benötigt man Polymere, die wiederum von der chemischen Industrie entwickelt werden. Die Lösung sind also umweltscho­nende Verpackung­en auf Basis recyclebar­er Rohstoffe.

Da sage noch einer, es gebe nicht genügend Anlagemögl­ichkeiten. „Davon gibt es genug. Nur muss man sich mit der Materie schon etwas intensiver beschäftig­en und zugleich die Finanzmärk­te im Blick haben, um die entspreche­nden Investment­lösungen zu finden“, resümiert Kathrin Eichler.

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Kathrin Eichler und Norbert Schulze Bornefeld, beide Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er Vermögensv­erwaltung Eichler & Mehlert, finden in mehreren Branchen Unternehme­n, die für Anleger interessan­t sind.

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