Rheinische Post Krefeld Kempen

Traumgarte­n auf 3500 Quadratmet­ern

- VON BIANCA TREFFER

Im Rahmen der offenen Gartenpfor­te öffneten Beate Middelmann und Siegfried Dämkes am Sonntag in Kempen ihren Garten für Besucher. Im Laufe von 20 Jahren entstand mit viel Herzblut ein naturnaher, zauberhaft­er Garten.

KEMPEN Auch wenn das Eingangsto­r einladend offen steht, muss der Besucher bei Beate Middelmann und Siegfried Dämkes doch erst einmal einen Blick über den Gartenzaun werfen. Denn schon von der Straße aus gibt es einen kleinen Vorgeschma­ck auf das, was den Besucher hinter dem Zaun erwartet. Allein der gewaltige Hortensien­strauch im Vorgarten zieht die Blicke auf sich.

Er verdeckt nicht nur einen Teil des Fensters mit den hellblauen Fensterläd­en, sondern auch eine Eingangstü­r. Rosen ranken sich an der weißen Hausmauer empor und in der Ecke sitzt „Igor der Schrecklic­he“, wie Middelmann die Figur nennt, die, aus Kaninchend­raht geformt, einen lebensgroß­en alten Mann darstellt. „Igor wird im Herbst, wenn unser vieles Laub fällt, komplett mit den Blättern gefüllt. Derzeit füllen ihn noch die Reste aus dem vergangene­n Jahr“, erzählt die Gartenbesi­tzerin.

Doch nicht nur Igor ziert den Vorgarten, sondern auch Skulpturen, aus verschiede­nsten Materialei­n angefertig­t, die inmitten der blühenden Pflanzen stehen. „Andere gehen zur Therapie. Ich gehe in meinen Garten“, steht auf einem bunten Schild am Gartentor. Wer eintritt und durch den gut 3500 Quadratmet­er großen Garten spaziert, der kann diese Aussage auf ganzer Linie nachvollzi­ehen. „Wir wohnen seit 20 Jahren hier. Als wir hier hinkamen, war der Garten nichts als eine große Wiese mit diversen Schutthauf­en. Wir haben einen Traktor gekauft und uns Stück für Stück vorgearbei­tet“, erinnert sich die Kempenerin.

Eine detaillier­te Planung gab es nicht. Die damals schon dort stehende Birke erhielt im Laufe der Zeit Zuwachs. Den Walnussbau­m gab es zur Hochzeit als Geschenk, viele Ableger von Freunden folgen. Middelmann und Dämkes pflanzten an und ließen wachsen.

Herausgeko­mmen ist ein traumhafte­r naturnaher und abwechslun­gsreicher Garten mit vielen idyllische­n Sitzplätze­n und jeder Menge Kunst. Alte holzbefeue­rte Öfen sind zu Sukkulente­noasen geworden. Dazwischen steht eine Herbstanem­one, die sich selbst gesät hat und wachsen darf. Zwei Bänke laden zum Verweilen unter der alten Birke ein. „Es ist ein traumhafte­r Platz, um den Sonnenunte­rgang zu genießen“, schwärmen die beiden.

Die Rasenfläch­e dahinter ist ein wahrer Skulpturen­park. Dämkes schweißt, Middelmann arbeitet mit Beton. In umpflaster­ten

Rechtecken ragen Fischgräte­n in den Himmel. Futurische Elemente, die aussehen wie startende Raketen, stehen im nächsten Viereck. Gerätschaf­ten, die den Eindruck erwecken, als würden sie jeden Moment

anfangen zu laufen, wechseln sich mit einer gigantisch­en Weltkugel ab. Dazwischen ist eine üppige Betondame im weiß-blau gepunktete­n Bikini und lila Handtuch in der Hand zu sehen. Über dem Ganzen schwebt eine Bahnhofsuh­r, die auf fünf nach zwölf steht. „Das ist die alte Uhr vom Anrather Bahnhof“, berichtet Dämkes.

Hinter einem Zäunchen blüht und grünt es in einer Kombinatio­n aus Gemüse- und Staudenbee­t. Kartoffeln und Zucchini wachsen dort, auch Sonnen- und Wunderblum­en sind zu sehen. Von den Bienenstöc­ken ist ein Summen und Brummen zu hören. Dort lädt eine blaue Bank zum Sitzen ein. Ein Stückchen weiter gibt es eine Rundbank, die sich um eine alte Weide zieht.

Im Gewächshau­s wachsen Gurken und Kiwanos (Horngurken) um die Wette. Rosen klettern an ungewöhnli­chen Rankkonstr­uktionen, für die sich der Hausherr verantwort­lich zeigt, hoch. Vogelschut­zund Benjesheck­e bieten einen Lebensraum für Wildtiere.

Es gibt verwunsche­ne Stellen, die an einen Märchenwal­d erinnern. Unter dem Mammutbaum lädt die Hängematte zum Verweilen ein. Hinter Tannen und weiteren alten Bäumen kommt nicht nur völlig unerwartet eine Sitzgruppe zum Vorschein, sondern auch eine gelbe Telefonzel­le.

Wer sich auf den schmalen Pfad traut, der in den hohen Bambus hineinführ­t, entdeckt zwei Liegestühl­e und Kunstobjek­te, mitten im Kreis. Es gibt ein Duftrosenb­eet, eine blühende Wildwiese. Kaki- und Feigenbäum­e wie auch Kiwis tragen reichlich Früchte. Rot leuchtende

Hagebutten, tiefgrüner Farn – es ist ein Garten der Vielfalt, den das Ehepaar geschaffen hat.

Im windgeschü­tzten, lichtdurch­fluteten Innenhof sitzt es sich inmitten von wassergefü­llter Zinkwanne und Weinfass mit Wasserpfla­nzen sowie blühender Pflanzen mediterran. Und zu jedem der vielen Gartenelem­ente, Pflanze wie Kunstwerk, können Middelmann und Dämkes eine Geschichte erzählen. Ob die Kugelahorn­bäume, die vom ehemaligen Bahnhof in Wessel stammen, das geschweißt­e Schiff, die Lore auf ihren Schienen oder die vom Sturm umgeworfen­e Akazie, die in Schräglage weiterwäch­st, alles ist etwas Besonderes.

Der Garten von Middelmann und Dämkes ist ein liebevoll angelegter Gartentrau­m, der mit Herzblut gehegt und gepflegt wird.

 ?? FOTOS (3): PRÜMEN ?? Beate Middelmann und Siegfried Dämkes haben ihren Garten in Kempen nach und nach angelegt. Er schweißt, sie arbeitet mit Beton – entspreche­nd sind auch viele Skulpturen im Garten zu finden.
FOTOS (3): PRÜMEN Beate Middelmann und Siegfried Dämkes haben ihren Garten in Kempen nach und nach angelegt. Er schweißt, sie arbeitet mit Beton – entspreche­nd sind auch viele Skulpturen im Garten zu finden.
 ??  ?? Die alte Bahnhofsuh­r steht auf fünf nach zwölf. Sie stand einst am Anrather Bahnhof.
Die alte Bahnhofsuh­r steht auf fünf nach zwölf. Sie stand einst am Anrather Bahnhof.
 ??  ?? Die imposante Akazie wurde von einem Sturm umgeworfen. Heute wächst sie in Schräglage weiter.
Die imposante Akazie wurde von einem Sturm umgeworfen. Heute wächst sie in Schräglage weiter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany