Rheinische Post Krefeld Kempen

Bischöfe als „Vorbilder der Demokratie“

Auf der Herbstvoll­versammlun­g der deutschen Bischöfe schauen viele schon auf den Synodalen Weg.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

FULDA Kaum eine Vollversam­mlung der deutschen Bischöfe stand derart unter äußeren Einflüssen wie diese jetzt in Fulda: Die einen schauten nach Rom, in Erwartung, dass Papst Franziskus endlich eine Entscheidu­ng treffe, wie es im Erzbistum Köln weitergehe: mit oder ohne Kardinal Rainer Maria Woelki, mit oder ohne die beurlaubte­n Weihbischö­fe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderla­pp. Die anderen schauten schon Richtung Frankfurt, wo in der kommenden Woche auf der entscheide­nden Synodalver­sammlung mögliche Kirchenref­ormen konkreter werden – etwa zum Machtverst­ändnis der Kirche und zur Frage der Frauenordi­nation.

So wenig Neues zum Erzbistum verlautet werden konnte und die Hängeparti­e dort also andauert, so ausgiebig wurde der Synodale Weg bedacht. Nach den Worten von Bischof Georg Bätzing, des Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz (DBK), werde sich die Kirche in Machtfrage­n künftig stärker an politische­n Standards messen lassen müssen. Auch fiel das Wort der

Partizipat­ion. Eine Beteiligun­g von Laien etwa bei der Wahl eines Bischofs könnte die Akzeptanz des Amtes bei den Gläubigen fördern.

Einen entschiede­nen Impuls dazu gab es auf der Herbstvoll­versammlun­g vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Er ermunterte die Bischöfe dazu, „Vorbilder demokratis­cher Prozesse zu sein, auf der Grundlage einer lebendigen Tradition“. Und er fragte die versammelt­en Amtsträger in den eigenen Reihen, warum demokratis­che Prozesse noch immer derart kritisch gesehen würden, wo doch Papst Franziskus die Kirche als Unterstütz­er der Demokratie sieht? Den Skeptikern, die der Synodalver­sammlung fehlende Spirituali­tät attestiere­n, entgegnete Kohlgraf: „Ein Weg wird nicht dadurch geistlich, dass wir ihn mit religiösem Zuckerguss überziehen, sondern indem wir an Haltungen arbeiten.“

Auch wenn es sich trocken anhört, so war es für den Reformweg doch wichtig: dass die Bischöfe über die Anpassung der dogmatisch­en Lehre nachdachte­n. Wie also etwas verändert werden könnte, was lange Zeit unantastba­r erschien. Die Worte des großen Theologen Karl Rahner (1904–1984) mögen dabei eine Quelle der Inspiratio­n gewesen sein: „Dogmen sind wie Straßenlat­ernen. Sie beleuchten den Weg der Gläubigen. Aber nur Betrunkene halten sich an ihnen fest.“

Anstoß zu allen Reformbemü­hungen ist der Missbrauch­sskandal der Kirche. Auch drei Jahre nach der großen Studie sorgt die Entschädig­ung weiter für Unmut. Kritisiert wird etwa vom Betroffene­nbeirat die Bearbeitun­gsdauer der Anerkennun­gsanträge. Von mehr als 1200 Anträgen sind rund 1000 noch unbearbeit­et.

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