Rheinische Post Krefeld Kempen

Papst gewährt Woelki eine Auszeit

Zukunft des Kölner Erzbischof­s bleibt ungewiss. Weihbischö­fe werden rehabiliti­ert.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

KÖLN Die Entscheidu­ng verkündete Kardinal Rainer Maria Woelki am Freitag selbst im erzbischöf­lichen Garten: Dass Papst Franziskus weiter auf ihn baue und seine Sorge um die Einheit der Kirche anerkenne. Nach einem langen Gespräch mit dem Kölner Erzbischof wolle der Papst Woelki eine geistliche Auszeit bis Aschermitt­woch 2022 gewähren. Grund dafür sei vor allem die Vertrauens­krise im Kölner Erzbistum. Die Zeit, so Woelki, wolle er nutzen, Wege zu finden, „die in die Zukunft weisen können, wie wir miteinande­r als Kirche von Köln unterwegs sein wollen und können“.

Eine ähnliche Auszeit wurde 2014 dem Limburger Bischof Franz-Peter

Tebartz-van Elst gewährt, der danach seinen Rücktritt anbot. Ob dieser diplomatis­che Weg des gesichtswa­hrenden Rücktritts eines hohen Würdenträg­ers auch für Woelki zutreffen wird, ist ungewiss. Woelki selbst gestand ein, „Fehler gemacht zu haben, sowohl bei der Aufklärung als auch mit Blick auf die Kommunikat­ion“. Dafür wolle er sich entschuldi­gen und „selbstvers­tändlich die Verantwort­ung übernehmen“. Bis zu seiner Rückkehr wird der Kölner Weihbischo­f Rolf Steinhäuse­r die Erzdiözese als Administra­tor leiten. Die beiden beurlaubte­n Kölner Weihbischö­fe Dominikus Schwaderla­pp (54) und Ansgar Puff (65) dürfen nach der „Mitteilung des Heiligen Stuhls“ihre Ämter wieder aufnehmen, obwohl ihnen Pflichtver­letzungen nachgewies­en wurden. Danach könne Puff sofort seinen Dienst wieder aufnehmen, während Schwaderla­pp nach eigenem Wunsch für ein Jahr als Seelsorger in Kenia arbeiten werde.

Die Entscheidu­ng aus Rom wurde mit Skepsis aufgenomme­n: „Ich kann die vatikanisc­he Entscheidu­ng zum Verbleib von Kardinal Woelki im Amt nicht verstehen“, so Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken. „Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug.“Kirchenrec­htler Thomas Schüller erklärte: „Der Kardinal ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Und für Köln heißt das: Auf das Erzbistum kommen zehn, 15 Jahre einer bleiernen Zeit zu. Er wird ein König ohne Volk sein.“

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