Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Wahlkampf macht doch Mut

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Er ist vorbei, der Wahlkampf 2021. Unzählige Kundgebung­en, TV-Formate, digitale Foren und Fototermin­e liegen hinter Kandidaten und Wählern. Am Ende dieser bewegten Wochen gibt es Hoffnungss­chimmer für die politische und gesellscha­ftliche Entwicklun­g. Dass nach langer Zeit das Rennen um das Kanzleramt ein so knappes ist, lässt Interesse an Politik, Parteien, Kandidaten und Sachdebatt­en wachsen. Familien diskutiere­n, Freunde beraten offen über ihre Präferenze­n. Nach den lähmenden monothemat­ischen Corona-Monaten sind diese Debatten erfrischen­d.

Immer wieder gibt es Kritik an der Zuspitzung auf die Persönlich­keit der Kanzlerkan­didaten. Warum eigentlich? Persönlich­keiten sind es, die den Lauf der Weltgeschi­chte verändern, um mal ganz oben auf der Pathosleit­er anzufangen. Aber natürlich geht es um menschlich­e Größe, Können, Intellekt, Fähigkeite­n und Charakter der Person, die dieses Land an der Spitze führen will. Und das ist auch gut so.

Denn egal, wer am Ende das Rennen machen wird: Alle drei Kanzlerkan­didaten sind integre Persönlich­keiten mit den besten Absichten für dieses Land. Dass nach den vergleiche­nden Triellen beispielsw­eise ein kurzes Beisammens­tehen möglich ist – ohne Schaum vor dem Mund – zeugt von der politische­n Kultur, die in Deutschlan­d im Gegensatz zu den USA noch in Ordnung ist. Es sind keine Populisten am Werk, sondern Demokraten. Mit deutlicher Ausnahme der AfD.

Nun folgt der Wahltag, jede Stimme zählt. Wer in einer Demokratie keinen Gebrauch von seinem Wahlrecht macht, dem ist nicht zu helfen. Wie sagte der damalige Bundespräs­ident und DDR-Opposition­elle Joachim Gauck über die erste freie Volkskamme­rwahl im Jahr 1990: „Ich werde niemals, niemals eine Wahl versäumen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany