Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Machtkampf in NRW beginnt

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Spricht man in diesen Tagen mit Mitglieder­n der NRW-CDU, dann fällt ein Satz immer wieder: „Die Vorgänge im Bund dürfen sich bei uns im Land nicht wiederhole­n.“Gemeint ist: der nervenaufr­eibende Zwist zwischen Armin Laschet und Markus Söder. Die CDU, die einst als Abnickvere­in verlacht war, streitet um Posten. Wenn auch ohne echte Freude daran zu empfinden. Demnächst auch in NRW, wenn Laschet zu seinem Wort steht und unabhängig vom Wahlausgan­g sein Ticket nach Berlin löst.

Denn ausgerechn­et Laschet, der ja den als zerstritte­n geltenden Landesverb­and befriedet hat, hat nun selbst einen nicht unerheblic­hen Anteil daran, dass sich die Mitglieder an Rhein und Ruhr bald wieder mächtig in die Haare bekommen könnten. Das Bekenntnis zu Berlin kam vielen knapp vier Monate vor der Bundestags­wahl zu spät. Und erst einen Monat danach wählt die CDU einen Nachfolger als Landeschef und stellt die Weichen für die Staatskanz­lei. Auch deswegen zweifeln manche an Laschets Ansage. Dabei hatte ihm ja in der Gegenricht­ung Norbert Röttgen gezeigt, dass ein ausbleiben­des Bekenntnis durchaus wahlgefähr­dend wirken kann. Nun bringen sich die einzelnen Lager in Stellung. Hendrik Wüst wäre die naheliegen­de Lösung: Mit ihm hätte man einen Generation­enwechsel und dank seines Landtagsma­ndats die Möglichkei­t, ihn gleich auf den Sitz des Ministerpr­äsidenten zu hieven. Doch auch Wüst sollte sich nicht zu sicher sein. Auch wenn sich in der CDU mit nahezu allen Bezirksvor­sitzenden und der Mehrheit der Vereinigun­gen eine breite Basis hinter ihm versammelt hat, ist er bei nur einer Stimme Mehrheit auf jeden Abgeordnet­en der Koalition angewiesen. Dass er in der Fraktion Gegner hat, ist ein offenes Geheimnis. Der Machtkampf in der NRW-CDU ist eröffnet.

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