Rheinische Post Krefeld Kempen

Laufszene schaut auf Berlin-Marathon

- VON ROBERT SEMMLER

Das Sportevent kehrt nach einer Corona-Pause mit einem beachtlich­en Feld und einigen Stars zurück.

BERLIN (dpa) Auf diesen Tag haben sie in Berlin lange gewartet – nicht nur die Politik im benachbart­en Regierungs­viertel wegen der Bundestags­wahl, sondern auch die Organisato­ren des Marathons. Nach einer coronabedi­ngten Pause im Vorjahr werden sich am Sonntag (9.15/ARD und RBB) etwa 25.000 Läuferinne­n und Läufer auf die 42,195 Kilometer lange Reise durch die Hauptstadt machen und am Brandenbur­ger Tor kurz vor dem Ziel ein Gefühls-Hoch erleben. Für die künftigen Entscheidu­ngsträger kann die Traditions­veranstalt­ung wichtige Erkenntnis­se für ihre Corona-Politik nach der Wahl liefern.

„Wir zeigen, dass es wieder geht, dass man etwas machen kann“, sagt Geschäftsf­ührer Jürgen Lock vom Veranstalt­er SCC Events und betont den Vorbildcha­rakter dieses Marathons – des laut Organisato­ren weltweit größten seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor anderthalb Jahren. „Ich glaube, die Welt guckt und schaut auf uns, alle Laufverans­taltungen schauen auf uns“, sagt Lock.

Da spielt es keine Rolle, dass die Teilnehmer­zahlen in Berlin in den vergangene­n rund 20 Jahren höher lagen und kontinuier­lich stiegen. Bei der bislang letzten Austragung 2019 erreichten fast 44.000 der Gestartete­n das Ziel. An diesem Samstag treten noch etwa 2800 Menschen beim Inline-Marathon an, außerdem sind am Sonntag mehr als 100 Para-Athleten dabei. „Es ist alles auf einem Niveau, wo wir noch nicht volle Kraft fahren“, sagt Lock, dessen Team am Jahresanfa­ng entschied, den Marathon für 2021 zu planen. Bei zwei kleineren Veranstalt­ungen wurden zuletzt Erfahrunge­n gesammelt.

So waren dort rund 90 Prozent der Starterinn­en und Starter geimpft oder von einer Corona-Infektion genesen, beim Marathon am Wochenende

rechnet Lock mit einer noch etwas höheren Quote. Alle anderen müssen sich höchstens 48 Stunden vor ihrem Start einem PCR-Test unterziehe­n, den die Veranstalt­er anbieten. Sie rechnen mit knapp 2000 Tests. Der finanziell­e Aufwand liegt laut Lock im sechsstell­igen Bereich, und zwar nicht im tiefen.

Zudem sind Mund-Nasen-Schutz im Start- und im Zielbereic­h für alle verpflicht­end, ebenso für die Zuschauer entlang der Strecke, die auf genug Abstand achten müssen – wenn sie denn kommen. „Wir fordern sie nicht auf, zu Hause zu bleiben, aber wir fordern sie auch nicht auf, an die Strecke zu kommen. Wir sind neutral“, sagt Lock.

Renndirekt­or Mark Milde verspricht: „Es wird ein außerorden­tlicher Tag werden, auch aufgrund der sportliche­n Besetzung.“Der Star der 47. Austragung ist der Äthiopier Kenenisa

Bekele. Der dreimalige BahnOlympi­asieger lief bei seinem Sieg vor zwei Jahren in 2:01:41 Stunden nur läppische zwei Sekunden am Weltrekord von Eliud Kipchoge vorbei, den der Marathon-Olympiasie­ger aus Kenia 2018 in Berlin aufstellte. Bekele ist inzwischen allerdings schon 39 Jahre alt und musste eine Corona-Infektion überstehen.

Bekele räumte am Freitag schwierige Zeiten ein, ist aber zuversicht­lich. „Ich spüre meine Energie. Mein Alter merke ich nicht, es ist ein gutes Alter für Marathon“, sagte er. Schon in sechs Wochen will Bekele in New York erneut starten. Das FrauenFeld führt die Weltjahres­beste Hiwot Gebrekidan an, die Äthiopieri­n will ihre diesjährig­e Marke von 2:19:35 Stunden unterbiete­n.

Was nicht passieren soll: dass wie zuletzt in Wien der Sieger wegen einer zu dicken Schuhsohle disqualifi­ziert wird, weil sie eine Leistungss­teigerung verspricht. Laut Milde mussten alle Spitzenläu­ferinnen und -läufer bestätigen, dass ihre Schuhe den Regeln entspreche­n. „Wir haben das schriftlic­h, dass sie uns nichts Böses wollen“, sagt der Renndirekt­or. Es soll Kontrollen geben, im Zweifelsfa­ll würden Schuhe an ein schwedisch­es Labor zur Untersuchu­ng geschickt. Etwa 150 Athletinne­n und Athleten zählen zur Elite, alle könne man nicht kontrollie­ren, räumte Milde ein. Bekele sieht durch die neuen Schuhe einen großen Vorteil – aber für alle.

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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Der Sieger des bisher letzten Berlin Marathons: Kenenisa Bekele aus Äthiopien lief 2019 nach 2:01:41 Stunden als Erster durchs Ziel.

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