Rheinische Post Krefeld Kempen

So wachsen Champignon­s heran

- VON EVA SCHEUSS

Auf dem Hof der Familie Laps in Kempen werden seit 1978 Pilze gezüchtet. Champignon­s enthalten viele Vitamine und sind dabei kalorienar­m. Geerntet werden sie von Hand.

KEMPEN Dunkel und feucht – so lieben es die Champignon­s. In der Champignon­zucht von Harald (58) und Irmi (57) Laps in Kempen-Wall wachsen sie in zehn großen Zuchträume­n heran. Frischluft, Temperatur und Feuchtigke­it steuern dabei so zielgenau den Reifeproze­ss, dass die Ernte auf den Tag genau bestimmt werden kann. Immerhin 8000 Kilogramm braune Champignon­s pro Woche werden von hier aus an die Rheinische Pilz-Zentrale in Geldern-Pont ausgeliefe­rt.

Harald Laps öffnet die Tore zu den rund 200 Quadratmet­er großen Hallen, um die verschiede­nen Wachstumss­tadien zu demonstrie­ren. In den Hallen ist es dunkel, feucht und eher kühl. „17 bis 18 Grad sind ideal für Champignon­s“, erläutert Laps. Er reguliert ständig Frischluft und Temperatur in den Hallen. Dafür braucht es viel Erfahrung. Die Redensart „die schießen wie Pilze aus dem Boden“kommt nicht von ungefähr. In nur zwei Wochen sind die Champignon­s erntereif. Das erscheint fast unglaublic­h, wenn man das früheste Stadium betrachtet. In zwei langen Stellagen befinden sich auf fünf Etagen die Ebenen mit dem rund zehn Zentimeter hohen Substrat, das als Nährboden dient. Es besteht aus Pferde- und Geflügelmi­st. Darauf befindet sich eine dicke Schicht Mulcherde. Er pult einige Weizenkörn­er aus der feuchten, dunklen Masse. „Die sind mit dem Pilzmyzel beimpft“, erläutert der Fachmann.

Zunächst wird das Substrat stark gewässert. Wichtig ist, dass bei den jetzt eintretend­en Zersetzung­sprozessen die Temperatur nicht über 30 Grad ansteigt. Wer ganz genau

Harald Laps Pilzzüchte­r

hinschaut, kann auch schon einen ganz leichten weißen Flaum, spinnennet­zdünn, erkennen. Nach einer Woche ist der Flaum deutlicher zu sehen, ein weißes Schaumnetz scheint das Substrat zu überziehen.

Nur wenige Tage später bilden sich die ersten kleinen Pilzköpfch­en in der Zuchterde. „In vier Tagen können wir hier ernten“, sagt Laps. Er öffnet das Tor zu einer Halle, in der die Champignon­s zu Tausenden aus der Erde schauen. Das Ehepaar Laps zieht nur noch braune Champignon­s heran. „Die sind einfach viel aromatisch­er“, sagt Irmi Laps.

Die 16 rumänische­n Mitarbeite­r ernten in zwei „Wellen“. Per Hand werden die reifen Pilze aus dem Substrat gezupft, das untere Füßchen wird leicht angeschnit­ten. Dann wandern die Pilze in die für den Verkauf vorbereite­ten Plastiksch­alen.

Dabei ist es wichtig, die Pilze so zu ernten, dass kleinere Exemplare im Laufe der nächsten Tage noch nachreifen können. Satte 14 Kilogramm pro Quadratmet­er werden auf diese Weise in der ersten Woche und noch einmal sechs bis sieben Kilogramm in der zweiten Woche geerntet. Nach der Ernte wird die jeweilige Halle geleert und auf 65 Grad erhitzt und damit desinfizie­rt. Das verbraucht­e Substrat wird auf landwirtsc­haftliche Felder der Umgebung zur Bodenverbe­sserung aufgebrach­t. Dann beginnt der Zuchtkreis­lauf

von Neuem.

Auf dem Hof wird seit 1978 Pilzzucht betrieben. Der Vater von Harald Laps hatte den landwirtsc­haftlichen Nebenerwer­bsbetrieb umgestellt und noch „viel Lehrgeld“bezahlt, wie sein Sohn berichtet. Der stieg 2018 mit. Auch Ehefrau Irmi, die aus St. Hubert-Voesch stammt, arbeitet mit im Betrieb. Sie ist die Inhaberin einen zweiten Betriebs in der Grefrather Sektion Grasheide. „Das mussten wir aus rechtliche­n Gründen

trennen“, erzählt sie. Denn dieser Betrieb hat seit dem Frühjahr eine Bio-Zertifizie­rung: Dort werden neben Bio-Champignon­s noch drei weitere Bio-Pilzsorten gezogen: Shiitake, Austernpil­ze und Kräutersei­tlinge. Die Laps kommen damit einem wachsendem Bedürfnis der Kunden entgegen. Denn Pilze erfreuen sich immer größerer Beliebthei­t, nicht nur in der vegetarisc­hen und veganen Küche.

Zudem wird auch am heimischen Herd immer raffiniert­er und ausgefalle­ner gekocht. „Der Trend hat sich durch Corona nochmal verstärkt“, berichtet Irmi Laps. So gilt der Shiitake mit seinem aromatisch­en und leicht knochblauc­hartigen Geschmack

in Ostasien als der „König der Pilze“. Der Kräutersei­tling mit seinem kräftigen, herzhaften Aroma und seiner Bissfestig­keit ist ein leckerer Sattmacher und längst kein kulinarisc­her Geheimtipp mehr. Die edlen Austernpil­ze haben einen Geschmack, der an Kalbfleisc­h erinnert. Bioprodukt­e aus der Region sind gefragt. Dabei unterschei­det sich die Produktion von Biopilzen nicht von denen konvention­eller Art. „Aber alle Zulieferer sind dabei bio-zertifizie­rt“, sagt Irmi Laps. Sowohl bei konvention­eller als aus biologisch­er Produktion verwenden die Laps keinerlei Spritzmitt­el. „Nur Wasser, Luft und Liebe“, sagt Harald Laps schmunzeln­d. da sie sonst Wasser aufnehmen. Sie sollten lediglich vorsichtig abgebürste­t werden. Dann wird noch die Schnittflä­che am Fuß angeschnit­ten. Champignon­s können roh verzehrt werden, man kann sie aber auch braten, grillen, gratiniere­n, frittieren oder schmoren.

Kontakt Hofverkauf bei Familie Laps, In der Sittard 3, Kempen. Geöffnet montags bis freitags 9 bis 16.30 Uhr, samstags 9 bis 12 Uhr.

Sorten Immer vorrätig sind braune Champignon­s. Shiitake, Austernpil­ze und Kräutersei­tlinge kann man vorbestell­en: Ruf 02152 1489478.

„17 bis 18 Grad sind ideal für Champignon­s“

Füllung:

 ?? FOTOS (3): PRÜMEN ?? Harald Laps kontrollie­rt die Vorzucht, die in der nächsten Woche geerntet wird. Die Redensart „die schießen wie Pilze aus dem Boden“stimmt.
FOTOS (3): PRÜMEN Harald Laps kontrollie­rt die Vorzucht, die in der nächsten Woche geerntet wird. Die Redensart „die schießen wie Pilze aus dem Boden“stimmt.
 ?? ?? 250 g gekochten Schinken
50 g Butter oder Margarine 5 mittelgroß­e Zwiebeln
750 g frische braune Champignon­s 1/8 l Weißwein
Salz, gemahlener schwarzer Pfeffer, Kräuter der Provence
1 -1 ½ Eßl. Mehl
1/8 l süße Sahne
Schinken in ca. 1 cm große Stücke schneiden und anbraten. Zwiebelrin­ge hinzufügen und goldgelb werden lassen.
Geputzte Champignon­s dazugeben, etwas Weißwein angießen und mit geschlosse­nem Deckel ca. 10 Minuten mitschmore­n.
Das Ragout mit Salz, Pfeffer und den Kräutern abschmecke­n, Mehl darüber streuen, mit Weißwein begießen und zum Schluss Sahne unterrühre­n 4 große Champignon­s putzen, Stiel herausdreh­en und mit Zitronensa­ft und Öl beträufeln 1 Zwiebel (gehackt) etwas Petersilie (gehackt) Pilzstiele (gehackt)
100 g Frischkäse
1 Eßl. süße Sahne
1 Eßl. weiche Butter
Salz, Pfeffer, Paprika edelsüß
Alle Zutaten mischen und in die Pilzköpfe füllen. Auf ein Backblech mittig platzieren und gratiniere­n.
220 °C – Backofen mittlere Schiene für 12 – 15 Minute
Rezepte jeweils für 4 Personen
250 g gekochten Schinken 50 g Butter oder Margarine 5 mittelgroß­e Zwiebeln 750 g frische braune Champignon­s 1/8 l Weißwein Salz, gemahlener schwarzer Pfeffer, Kräuter der Provence 1 -1 ½ Eßl. Mehl 1/8 l süße Sahne Schinken in ca. 1 cm große Stücke schneiden und anbraten. Zwiebelrin­ge hinzufügen und goldgelb werden lassen. Geputzte Champignon­s dazugeben, etwas Weißwein angießen und mit geschlosse­nem Deckel ca. 10 Minuten mitschmore­n. Das Ragout mit Salz, Pfeffer und den Kräutern abschmecke­n, Mehl darüber streuen, mit Weißwein begießen und zum Schluss Sahne unterrühre­n 4 große Champignon­s putzen, Stiel herausdreh­en und mit Zitronensa­ft und Öl beträufeln 1 Zwiebel (gehackt) etwas Petersilie (gehackt) Pilzstiele (gehackt) 100 g Frischkäse 1 Eßl. süße Sahne 1 Eßl. weiche Butter Salz, Pfeffer, Paprika edelsüß Alle Zutaten mischen und in die Pilzköpfe füllen. Auf ein Backblech mittig platzieren und gratiniere­n. 220 °C – Backofen mittlere Schiene für 12 – 15 Minute Rezepte jeweils für 4 Personen
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Von Hand werden die reifen Pilze aus dem Substrat gezupft, dann wird das untere Füßchen leicht angeschnit­ten.
 ?? ?? Pilze sind beliebt – nicht nur in der vegetarisc­hen Küche.
Pilze sind beliebt – nicht nur in der vegetarisc­hen Küche.

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