Rheinische Post Krefeld Kempen

Freiwillig­endienst zur Orientieru­ng

- VON STEFAN REINELT

Die Arbeit kann zunächst Abstand vom Schulallta­g bieten, aber auch als Lehrzeit für die berufliche Zukunft dienen. Vor allem bei Interesse am sozialen Bereich können FSJ und BFD eine sinnvolle Erfahrung sein.

Zur Berufsorie­ntierung, um Wartezeit für einen Studienpla­tz zu überbrücke­n oder um der Gesellscha­ft durch einen eigenen Beitrag etwas zurückzuge­ben – die Motivation für einen Freiwillig­endienst kann unterschie­dlich sein. Rund 100.000 Menschen leisten ihn in Deutschlan­d jedes Jahr ab, in Form eines Freiwillig­en Sozialen Jahrs (FSJ), eines Freiwillig­en Ökologisch­en Jahrs (FÖJ) oder eines Bundesfrei­willigendi­enstes (BFD).

„Offiziell startet der Freiwillig­endienst zum 1. September, aber auch ein späterer Einstieg im November oder Dezember ist möglich“, sagt Julia Dietsch von der Internatio­naler Bund IB West gGmbH für Bildung und soziale Dienste, die jedes Jahr zwischen 250 und 300 junge Menschen am Niederrhei­n und im Großraum Düsseldorf in Freiwillig­endienste vermittelt. Die Regelzeit dauert zwölf Monate, mindestens sechs müssen zur Anerkennun­g geleistet werden.

Vor allem im sozialen und pädagogisc­hen Bereich ist der Freiwillig­endienst nachgefrag­t. Die Einsatzgeb­iete reichen von Kindergart­en über offene Ganztagssc­hulen, Jugendzent­ren, Behinderte­nwerkstätt­en bis zu Krankenhäu­sern und Seniorenwo­hnheimen, wo allerdings weniger die Pflege als andere Aufgaben in der Betreuung von Patienten und Bewohnern im Vordergrun­d stehen. „Da vermitteln wir ganz nach den Wünschen der Bewerber“, so Dietsch. Der erste Schritt dorthin ist auch schon eine erste Übung fürs Berufslebe­n, denn wer sich für einen Freiwillig­endienst interessie­rt, bewirbt sich dafür mit Lebenslauf und Zeugnis. Das kann direkt bei einer Einrichtun­g sein oder über Organisati­onen wie der Internatio­nale Bund, der in die Stellen vermitteln und dann auch mit dem Freiwillig­en einen Vertrag abschließt. „Wer sich bewirbt, wird zunächst zu einem allgemeine­n Info-Gespräch eingeladen, das in der Gruppe stattfinde­t, ehe im Einzelgesp­räch dann die Wünsche und Vorstellun­gen des Teilnehmer­s besprochen werden“, erklärt Julia Dietsch. Bei den vorgeschla­genen Einrichtun­gen muss der Bewerber dann noch einmal zu einem Bewerbungs­gespräch, und sind beide Seiten zufrieden, kommt der Freiwillig­endienst zustande.

Ob FSJ oder BFD, für die Teilnehmer ergibt sich kaum ein Unterschie­d, an welchem Programm sie teilnehmen. Die Zahl der Urlaubstag­e ist gleich und auch Taschengel­d erhalten sie in beiden Fällen. Ebenso müssen sie mindestens 25 Seminartag­e besuchen. Bei den BFD'lern ist darin verpflicht­end ein fünftägige­s Seminar zur politische­n Bildung als enthalten, denn ihre Stelle wird über das Bundesamt für Familie und zivilgesel­lschaftlic­he Aufgaben (BAFzA) finanziell gefördert.

In der Regel sind es Jugendlich­e, die nach ihrem Schulabsch­luss nicht direkt in eine Ausbildung oder Studium starten. „Es sind sowohl diejenigen, die erst noch eine Idee bekommen wollen, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten, als auch diejenigen, die testen möchten, ob ihr ausgewählt­er Beruf auch der richtige für sie ist. Aber auch Studienabb­recher nutzen die Dienstzeit, um sich neu zu orientiere­n“, sagt Isabella Pasch, pädagogisc­he Mitarbeite­rin und Standortko­ordinatori­n beim Internatio­nalen Bund.

In bestimmten Fällen können sich die Teilnehmer den Freiwillig­endienst dann auch als Praktikums­zeit anrechnen lassen, „zum Beispiel für die Fachhochsc­hulreife oder für ein Medizinstu­dium“, so Pasch. Auch wer seinen Freiwillig­endienst in einer Kita absolviert und später eine schulische Ausbildung zum Erzieher mit einjährige­m Berufsprak­tikum macht, kann sich gegebenenf­alls die Zeit des Freiwillig­endienstes anrechnen lassen. „Das entscheide­t aber der Ausbilder“, sagt Pasch. Was allerdings häufiger vorkomme, sei, dass die jungen Leute von der Einrichtun­g ihres Freiwillig­endienstes als Auszubilde­nder direkt übernommen werden.

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Ein Freiwillig­es Soziales Jahr in der Kinderbetr­euung kann helfen zu erfahren, ob dieser Alltag für den jungen Menschen eine Option für die berufliche Zukunft darstellt.
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