Rheinische Post Krefeld Kempen

Das lange Warten auf neue Möbel

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Wer gerade ein Sofa, einen Schrank oder eine Küche kaufen will, braucht Geduld und Flexibilit­ät. Es kann vorkommen, dass sich der Lieferterm­in mehrfach verschiebt. Das liegt an hoher Nachfrage – und Corona.

Der Kauf einer neuen Küche will gut geplant sein: Die alten Möbel und Geräte müssen raus, die neuen sollten zeitlich passend eintreffen. Gelingt das nicht, wird es im Alltag schwierig – wo soll nun das Essen zubereitet werden? Aber genau solche Probleme können aktuell vorkommen. Die Branche hat Lieferschw­ierigkeite­n. Und das ist nicht alles: In den kommenden Wochen und Monaten drohen höhere Preise für Möbel aller Art.

Warum gibt es diese Probleme? Die Versorgung­sengpässe gehen etwa noch auf herunterge­fahrene Produktion­en bei Grundstoff­en zu Beginn der Corona-Pandemie zurück. Aber auch die stark gestiegene weltweite Nachfrage bei Baustoffen wie Holz ist ein Grund. Und die internatio­nale Logistik hat noch immer knappe Kapazitäte­n.

Auswirkung­en haben zudem hohe Corona-Fallzahlen und Quarantäne­n für die Belegschaf­t ganzer Werke in Osteuropa, wo Möbel oder Möbelteile auch für den deutschen Markt produziert werden, wie Markus Meyer erklärt. Er ist Präsidiums­sprecher des Handelsver­bands Möbel und Küchen (BVDM). Auch die Corona-Beschränku­ngen vom (bü) Das Landgerich­t Berlin hat entschiede­n, dass eine Eigenbedar­fskündigun­g unwirksam ist, wenn als Grund dafür lediglich angegeben wird, dass die Wohnung „für notwendige Aufenthalt­e als Zweitwohnu­ng“benötigt werde. Es müsse angegeben werden, für welche Dauer und in welcher Intensität eine Nutzung beabsichti­gt ist. Der Vermieteri­n stehe ein Anspruch auf Räumung und Herausgabe der Wohnung nicht zu, da die Kündigung formell unwirksam war. Es müsse ein konkreter Sachverhal­t angegeben werden, „auf den das Interesse zur Erlangung der Wohnung

Winter 2020/21 wirken noch nach: Möbelgesch­äfte waren lange geschlosse­n, Kunden holen nun ihre Käufe nach. Man wartet also länger auf Waren und deren Montage.

Welche Produkte sind betroffen? „Das ändert sich teils von Woche zu Woche“, sagt Markus Meyer. Je nachdem, welches Problem bei der Beschaffun­g gerade akuter ist, kann mal ein Beschlag oder ein anderes kleines Bauteil fehlen. Und dann bleiben die ansonsten fertigen Möbel beim Hersteller liegen.

gestützt wird“, urteilte das Landgerich­t. (LG Berlin, 67 S 249/19)

Nutzt eine Mieterin ihre Wohnung lediglich als Zweitwohnu­ng, so ist das kein Grund für den Vermieter, den Mietvertra­g zu kündigen. Besteht ein unbefriste­ter Mietvertra­g, so behält der seine Gültigkeit. Der Vermieter kann nicht argumentie­ren, es handele sich bei dieser Nutzung um eine Zweckentfr­emdung. Das gelte jedenfalls dann, wenn die vermietete­n vier Wände trotz der seltenen Nutzung nicht „vernachläs­sigt“werden.(LG Berlin, 63 S 19/20)

Ganz grundsätzl­ich gebe es weiterhin erhebliche Engpässe bei „vielen wichtigen Vormateria­lien“, erklärte Jan Kurth, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Deutschen Möbelindus­trie (VDM), Ende August. Das betrifft Holz, Metallkomp­onenten, Polstersch­äume, Bezugsstof­fe und elektronis­che Bauteile. Auch Hausgeräte wie Geschirrsp­üler und Co. sind betroffen. Die Lage habe sich „dramatisch zugespitzt“, sagte Volker Klodwig, Vertriebsl­eiter Europa des großen Hausgeräte­hersteller­s BSH Anfang September. „Wir werden uns in diesem Jahr, bis Anfang 2022 sicherlich, damit auseinande­r setzen müssen.“

Hat das Auswirkung­en auf die Preise? Das ist zu erwarten. Denn die Hersteller müssen wegen höherer Materialko­sten stark in der Produktion draufzahle­n. Der Möbel- und Küchenhand­el berichtet schon von Preissteig­erungen: „Wir haben bereits die zweite oder dritte Preisrunde in diesem Jahr, und das wird noch so weitergehe­n. Üblich ist eine Erhöhung im Jahr, um die Preise unter anderen der Inflation

anzupassen“, erklärt BVDM-Präsidiums­sprecher Markus Meyer.

Um wie viel länger muss ich auf meine bestellte Möbel warten? „Das ist leider das Problem: Wir können keine verlässlic­hen Angaben mehr machen“, sagt Meyer. Teils müssen Kunden auch mehrere Verschiebu­ngen ihrer Lieferterm­ine in Kauf nehmen.

Im Schnitt halten sich die Verzögerun­gen laut VDM noch in Grenzen: Aktuell sei die durchschni­ttliche Lieferzeit im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum

um zwei Wochen erhöht – auf nunmehr sechs bis acht Wochen. Die Liefersitu­ation könnte sich aber noch einmal zuspitzen, blickt Verbandsge­schäftsfüh­rer Jan Kurth voraus.

Was kann ich tun, um termingere­cht an meine Bestellung­en zu kommen? Noch früher ordern. Das gilt gerade für große Möbelkombi­nationen mit Montageser­vice. Denn zum Jahresende könnte es auch schwierig werden, Monteure zu bekommen.

Wer wegen eines Umzugs wirklich dringend neue Möbel braucht, kann vielleicht mit etwas Flexibilit­ät Zeit für sich herausschl­agen – und so auch noch dem Händler helfen: Etwa, indem man in Absprache mit dem Berater aus dem Handel einzelne Komponente­n austauscht.

Oder man organisier­t sich anders. „Aktuell fehlen uns 100.000 Elektroger­äte, die nicht ausgeliefe­rt werden können. Die Küchenmöbe­l stehen aber bereit“, versichert Markus Meyer vom Handelsver­band Möbel und Küchen. Es besteht in manchen Geschäften vielleicht die Möglichkei­t, erst mal nur die Küchenmöbe­l aufbauen zu lassen und den alten Herd erst später gegen den neuen auszutausc­hen, ergänzt er.

WOHNEN & RECHT

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FOTO: DPA Umgezogen, neue Möbel bestellt – und nichts passiert: Die Möbelindus­trie hat aktuell mit Lieferengp­ässen zu kämpfen.

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