Rheinische Post Krefeld Kempen

„Fridays for Future“zieht Bilanz nach der Wahl

- VON VIKTOR MARINOV

BERLIN Bei keiner Wahl in Deutschlan­d stand Klimaschut­z so im Mittelpunk­t wie in diesem Jahr. Trotzdem hätten die Parteien das Thema nicht ernst genug genommen, sagt Pauline Brünger von „Fridays for Future“. Als „verlogen“bezeichnet die Sprecherin der Bewegung den Wahlkampf. „Die Parteien haben das Märchen verbreitet, dass man das Klimaschut­zziel erreichen kann und gleichzeit­ig sich nichts ändert“, sagt Brünger. Sie ist aber vorsichtig optimistis­ch für die kommende Bundesregi­erung.

„Das Wahlergebn­is ist keine Niederlage für den Klimaschut­z“, sagt Brünger. Mehr als eine halbe Million Menschen sind vergangene­n Freitag vor der Bundestags­wahl in Deutschlan­d auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren. Der Druck hat aus Sicht von Brünger gewirkt. „Alle demokratis­chen Parteien haben sich zum 1,5-Grad-Ziel bekannt. Sie müssen ihre Ambitionen und Maßnahmen aber an die Realität der Klimakrise anpassen.“Die bisherigen Pläne reichten nicht aus, um das Ziel zu erreichen, „auch bei den Grünen nicht“.

Von Gesprächen über mögliche Koalitione­n hält sich die Bewegung lieber fern. Unabhängig ob Ampel, Jamaika oder große Koalition – für Brünger ist klar: „Wir müssen weiter Druck auf die Parteien ausüben.“Gleichzeit­ig übte Luisa Neubauer scharfe Kritik an dem Versuch von Unionskanz­lerkandida­t Armin Laschet, trotz Wahlverlus­ten die kommende Bundesregi­erung anzuführen: „Die Union weiß selber, dass das lächerlich wäre“, sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur.

Mit Blick auf die große Koalition zieht Brünger eine überrasche­nd positive Bilanz: „Wir haben gesehen, dass Parteien über sich hinauswach­sen können. SPD und CDU haben in den vergangene­n Monaten vieles für den Klimaschut­z beschlosse­n, was nicht im Koalitions­vertrag stand.“Das sei der starken Klimabeweg­ung zu verdanken.

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