Rheinische Post Krefeld Kempen
„Fridays for Future“zieht Bilanz nach der Wahl
BERLIN Bei keiner Wahl in Deutschland stand Klimaschutz so im Mittelpunkt wie in diesem Jahr. Trotzdem hätten die Parteien das Thema nicht ernst genug genommen, sagt Pauline Brünger von „Fridays for Future“. Als „verlogen“bezeichnet die Sprecherin der Bewegung den Wahlkampf. „Die Parteien haben das Märchen verbreitet, dass man das Klimaschutzziel erreichen kann und gleichzeitig sich nichts ändert“, sagt Brünger. Sie ist aber vorsichtig optimistisch für die kommende Bundesregierung.
„Das Wahlergebnis ist keine Niederlage für den Klimaschutz“, sagt Brünger. Mehr als eine halbe Million Menschen sind vergangenen Freitag vor der Bundestagswahl in Deutschland auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Der Druck hat aus Sicht von Brünger gewirkt. „Alle demokratischen Parteien haben sich zum 1,5-Grad-Ziel bekannt. Sie müssen ihre Ambitionen und Maßnahmen aber an die Realität der Klimakrise anpassen.“Die bisherigen Pläne reichten nicht aus, um das Ziel zu erreichen, „auch bei den Grünen nicht“.
Von Gesprächen über mögliche Koalitionen hält sich die Bewegung lieber fern. Unabhängig ob Ampel, Jamaika oder große Koalition – für Brünger ist klar: „Wir müssen weiter Druck auf die Parteien ausüben.“Gleichzeitig übte Luisa Neubauer scharfe Kritik an dem Versuch von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet, trotz Wahlverlusten die kommende Bundesregierung anzuführen: „Die Union weiß selber, dass das lächerlich wäre“, sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Blick auf die große Koalition zieht Brünger eine überraschend positive Bilanz: „Wir haben gesehen, dass Parteien über sich hinauswachsen können. SPD und CDU haben in den vergangenen Monaten vieles für den Klimaschutz beschlossen, was nicht im Koalitionsvertrag stand.“Das sei der starken Klimabewegung zu verdanken.