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Meteorologen: Tornados sind auch in NRW möglich
DÜSSELDORF (bsch) Ein Tornado, wie er Kiel am Mittwochabend heimgesucht hat, kann grundsätzlich auch in NRW entstehen – darauf weist der Deutsche Wetterdienst hin. Im Land passiere das zwei bis zehn Mal pro Jahr, sagte Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes. In ganz Deutschland komme es zu 30 bis 80 Tornados im Jahr. „Einer der schlimmsten Tornados in NRW in den letzten Jahren war der in Roetgen“, sagt Friedrich. Ein kurzer, heftiger Sturm hatte in dem Eifel-Ort im März 2019 knapp 40 Häuser beschädigt. Fünf Menschen wurden leicht verletzt, zehn Häuser wurden so stark beschädigt, dass sie unbewohnbar blieben.
Im Juni 2019 ereignete sich ein Tornado in Bocholt: Ein Auto flog zehn Meter weit durch die Luft, ein Dach wurde abgedeckt, Bäume entwurzelt. Die Experten gehen davon aus, dass der senkrechte Wirbelwind Geschwindigkeiten bis zu 253 Stundenkilometern entwickelt hat. Im Mai 2018 richtete ein Tornado in Viersen einen Millionenschaden an. Zwei Menschen wurden verletzt.
In Kiel wurden am Mittwoch Menschen durch die Luft geschleudert und ins Wasser gerissen. Der Tornado war gegen 18 Uhr über die Kiellinie, eine beliebte Promenade am Ufer, gezogen. Vier Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr schwer verletzt. Unter Tornados verstehen Wetterkundler eine Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert und sich dabei unter einer tiefen Wolkenbasis befindet. Tornados auf dem Wasser sind nach Ansicht von Friedrich zu dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Das größte Gefahrenpotenzial sieht er darin, dass ein Frühwarnsystem fehlt: „Wir können Tornados leider nicht zuverlässig vorhersagen. Wir brauchen immer Augenzeugen.“Durch die vielen Handyvideos habe die Dunkelziffer an Tornados jedoch abgenommen. So könne man Tornados zumindest mit einer Vorwarnzeit von 13 bis 15 Minuten prognostizieren.
Eine besondere Gefahr für Nordrhein-Westfalen sieht der Experte jedoch nicht: „Es gibt keine TornadoGebiete in Deutschland. Tornados können immer und überall auftreten.“Sie seien auch keine Symptome des Klimawandels.