Rheinische Post Krefeld Kempen

Britney Spears siegt über ihren Vater

- VON BARBARA MUNKER

Nach 13 Jahren Kontrolle durch Jamie Spears beendet ein Gericht in Los Angeles die Vormundsch­aft über die 39-Jährige. Es sei das Ende eines jahrzehnte­langen Albtraums, sagt ihr Anwalt.

LOS ANGELES (dpa) Für den Anwalt von Britney Spears ist es ein „großartige­r Tag für Gerechtigk­eit“, für den Pop-Star ein weiterer Meilenstei­n auf ihrem langen Weg in ein selbstbest­immtes Leben: Nach 13 Jahren unter der Vormundsch­aft ihres Vaters Jamie Spears ist die 39-jährige Sängerin am Mittwoch (Ortszeit) dem Ziel „Free Britney“einen großen Schritt näher gekommen. In einem Gerichtssa­al im kalifornis­chen Los Angeles holte Richterin Brenda Penny „im besten Interesse der Betreuten“gegen den 69-jährigen Vater von Spears aus und setzte ihn als Vormund ab.

Damit kam sie dem dringliche­n Antrag von Mathew Rosengart nach, der als Anwalt der Sängerin schon länger die Enthebung des Vaters gefordert hatte. „Britney verdient es, morgen aufzuwache­n, ohne ihren Vater als Vormund“, sagte Rosengart vor Gericht, wie der Sender CNN berichtete. Bei der Anhörung beschrieb er Jamie Spears demnach als „grausamen, toxischen und missbräuch­lichen Mann“. Das Gericht setzte den Buchhalter John Zabel vorübergeh­end – bis zum Jahresende – als Vormund für die Finanzen der Sängerin ein.

Vor dem Gerichtsge­bäude in Los Angeles brach lauter Jubel aus. Dort hatten sich Hunderte Fans versammelt und mit Sprechchör­en und Plakaten Freiheit für Spears gefordert. Die Sängerin war der Anhörung ferngeblie­ben, doch auf Instagram reagierte sie schnell auf den juristisch­en Sieg. „Bin im siebten Himmel im Moment“, schrieb Spears zu einem Video, das sie neben einem Piloten im Cockpit eines kleinen Propellerf­lugzeugs zeigt. Zum ersten Mal würde sie ein Flugzeug steuern. Ort und Zeitpunkt ihres Höhenflugs nannte sie nicht.

Ihr Verlobter, Sam Asghari (27), gratuliert­e auf Instagram mit dem Foto einer Löwin. „Die Macht der Löwin“, schrieb er zu dem Hashtag #freebritne­y. Auf Twitter gratuliert­en außerdem mehrere berühmte Kolleginne­n. „Danke, Gott“, schrieb etwa Sängerin Cher. Sie habe schon seit Jahren darüber gesprochen und für Spears gebetet. „Ich bin mehr als begeistert! Gesegnet sei unser Superstar.“Dionne Warwick bezeichnet­e die Gerichtsen­tscheidung als „wundervoll­e

Nachrichte­n“und schrieb: „Sie kann jetzt atmen. Herzlichen Glückwunsc­h, Britney. Genieße dein Leben.“„Herzliche Glückwünsc­he“kamen auch von Michael Jacksons Schwester La Toya.

Doch der Richterspr­uch war nur ein Teilsieg für den Popstar, denn die Vormundsch­aftsregelu­ng bleibt zunächst bestehen. Die nächste Anhörung in dem Fall soll laut dem Portal TMZ.com am 12. November stattfinde­n. Dann könnte das Gericht über die mögliche Aufhebung aller Auflagen entscheide­n, hieß es. In diesem Punkt sind sich Jamie Spears und Anwalt Rosengart ausnahmswe­ise einig: Beide plädierten für die komplette Abschaffun­g der Vormundsch­aft.

Bei Anhörungen im Juni und Juli hatte Spears in emotionale­n Ansprachen ihren 69 Jahre alten Vater heftig angegriffe­n und Vorwürfe gegen ihre Familie und Betreuer erhoben. Sie werde von allen kontrollie­rt und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen, erklärte die Sängerin von Hits wie „Oops! ... I Did It Again“oder „Baby One More Time“. Sie sei bedroht worden und habe Angst vor ihrem Vater. Stellenwei­se brach der

Popstar dabei in Schluchzen aus.

Nach einer neuen Dokumentat­ion der „New York Times“soll Spears unter der Vormundsch­aft ihres Vaters jahrelang massiv überwacht worden sein. In ihrem Schlafzimm­er seien ein Abhörgerät angebracht und Daten auf ihrem Handy kopiert worden, hieß es in der Doku „Controllin­g Britney Spears“unter Berufung auf Material, das von einem ehemaligen Mitarbeite­r einer Sicherheit­sfirma zur Verfügung gestellt worden sei. Mit „Britney vs Spears“veröffentl­ichte der Streaming-Dienst Netflix diese Woche eine weitere Doku mit Vorwürfen.

Der Fall Spears hatte bereits durch die erste Dokumentat­ion der „New York Times“zu dem Thema im Frühjahr viel Aufmerksam­keit erlangt. „Framing Britney Spears“entfachte heftige Diskussion­en vor allem in den sozialen Netzwerken. Viele Prominente und Fans bekundeten unter dem Hashtag #FreeBritne­y daraufhin ihre Unterstütz­ung für die Sängerin. Während ihrer Jahre unter Vormundsch­aft stand die zweifache Mutter weiter auf der Bühne und nahm mit Musik und anderen Geschäften Millionen ein. Ihr Vater verteidigt­e sich vor Gericht, er habe immer nur im besten Interesse seiner Tochter agiert. Rosengart wies diese Darstellun­g entschiede­n zurück. Britney habe einen jahrelange­n Albtraum hinter sich, von ihrem Vater und anderen inszeniert, sagte der Anwalt nach dem Gerichtste­rmin vor Reportern und jubelnden Fans. Der Kampf geht nun weiter. Rosengart erklärte, dass er gegen Jamie Spears und andere vor Gericht ziehen werde, wenn sich herausstel­le, dass sie Geld veruntreut oder sich missbräuch­lich verhalten hätten. Britney-Fans kosteten unterdesse­n den Freudentag aus. „Freue mich so für dich, die Freiheit kommt“, gratuliert­e ein User auf Spears' Instagram-Seite mit roten HerzEmojis.

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FOTO: CHRIS PIZZELLO/DPA Britney Spears' Unterstütz­er Brian Molina aus Los Angeles feiert vor dem Stanley-Mosk-Gerichtsge­bäude in Los Angeles.
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FOTO: DPA

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