Rheinische Post Krefeld Kempen

Professor Zakharkin ohne DEL-Lizenz

- VON H.-G. SCHOOFS

Der Co-Trainer der Pinguine besitzt in Russland die höchste Lizenz, die in Deutschlan­d nicht gilt. Der 63-Jährige ist fest davon überzeugt, dass die Mannschaft die Play-offs erreichen kann. Er hofft aber auch noch auf eine Verstärkun­g.

Als sich die Pinguine am Donnerstag um 13 Uhr auf den Weg in den Schwarzwal­d machten, wo sie am Freitag um 19.30 Uhr bei den Schwenning­er Wild Wings zu Gast sind, blieb der Platz von Sergey Saveljev im Mannschaft­sbus leer. Der Multifunkt­ionär hütete mit einem grippalen Infekt das Bett. Ob er am Spieltag nachreisen kann, stand noch nicht fest. Dafür stieg Lucas Lessio in den Bus, der am Mittwochab­end in der Innenstadt nach einem leichten Verkehrsun­fall von einer Gruppe Jugendlich­er attackiert und leicht verletzt wurde (siehe auch Bericht auf Lokalseite C1).

Zur Pressekonf­erenz für das dritte Auswärtssp­iel der Saison und das Heimspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen Tabellenfü­hrer EHC „Red Bull“München, stand am Mittwoch zum ersten Mal Trainer Igor Zakharkin Rede und Antwort. Er versteht und spricht zwar ein wenig Englisch, blieb aber bei seiner Mutterspra­che. Als Übersetzer­in stand Anastasia Shilin, die Frau von Torwart Oleg Shilin zur Verfügung, die auch in der Geschäftss­telle arbeitet.

Der 63-jährige Zakharkin zeigte sich deutlich auskunftsf­reudiger als Clark Donatelli. Das alleine spiegelt schon seine Vita wider. Er ist seit über 30 Jahren als Trainer tätig. „Auf die Frage, ob er auch Spieler war, antwortete er: „Klar, ich habe mit Russland die Studenten-Weltmeiste­rschaft gewonnen.“Mit 21 entschied er sich dann, Coach zu werden. Dass er sich jetzt auf dem Eis sehr unsicher und langsam bewegt, hat einen Grund. „Ich bin im April am Rücken operiert worden und habe Probleme mit dem Gleichgewi­cht“, sagte er nach der PK im RPGespräch.

Eine gültige Trainerliz­enz für die DEL besitzt Zakharkin nicht. In Russland besitzt er die höchste Lizenz und benötigte bei seinen Stationen in der KHL nicht wie hier mit Boris Blank einen Partner mit der notwendige­n Lizenz. Er gilt in Russland im Eishockey als Professor und hat dort und in Schweden auch schon Trainer ausgebilde­t. Ob er bei den Pinguinen nun Chefcoach

oder Co-Trainer ist, spielt für ihn keine Rolle. Auf die Frage, ob Saveljev ihm hinter der Bande helfen könne, meinte er scherzhaft: „Mir kann keiner helfen. Aber im Ernst, mir gefällt seine Energie und er ist mein Übersetzer.“

Zum Niveau der DEL sagt Zakharkin: „Das ist einfaches Eishockey. Ich mag mehr das smarte und taktische Eishockey, so wie zum Beispiel in Schweden.“Das Ziel Playoffs hat er mit den Pinguinen fest im Auge und weiß natürlich genau, was dazu notwendig ist: „Wir müssen jetzt einfach die nächste Spiele gewinnen. Das ist leichter gesagt als getan. In Schwenning­en erwartet die Krefelder ein heißer Tanz. Die Wild Wings sind nach einem Fehlstart

so richtig in Schwung gekommen. Am vergangen Freitag fegten sie Nürnberg mit 8:3 von Eis der Helios-Arena. Am Sonntag siegten sie nach Verlängeru­ng mit 3:2 beim bisher überrasche­nd starken Aufsteiger Bietigheim.

Dass die Pinguine Freitag auf der einzigen kleinen NHL-Eisfläche zu Gast sind, ist für Zakharkin ein

Vorteil: „Da kommt unser defensives System noch besser zur Geltung. Wie genau seine Taktik aussieht, wollte er nicht verraten. Den Gegner hat er aber schon analysiert: „Die Wild Wings haben viele große Spieler in ihren Reihen, die aber nicht so schnell sind.“

Die personelle Lage hat sich leicht verbessert. Nur Kapitän Martin Schymainsk­i fällt noch mit einer Oberkörper­verletzung aus. Stürmer Alexander Bergström steht dagegen vor seinem Saisondebü­t in der DEL. Im Tor soll Oleg Shilin beginnen. Nikita Quapp wird als Back-up-Goalie auf der Bank Platz nehmen. Sergei Belov steht als überzählig­er Kontingent­spieler nicht im Kader. „Die Verteidigu­ng fühlt sich mit Oleg im Tor wohl, deshalb werde ich vorerst keinen Torwartwec­hsel vornehmen“, sagt der Coach. Neben den beiden Torhütern fuhren sieben Verteidige­r und 13 Stürmer mit in den Schwarzwal­d. „Wer von den wirklich guten jungen Spielern am Freitag als überzählig­er Stürmer auf die Tribüne muss, das werden wir nach dem Pre-Game-Skating in Schwenning­en entscheide­n“, sagte Zakharkin.

Auf die Frage, ob er mit einem Comeback von Nikita Shatsky rechne, antwortete der Coach: „Er arbeitet im Training hart und gibt sein Bestes. Ob wir ihn lizenziere­n, müssen wir sehr gut überlegen. Im Augenblick beobachten wir den Markt in Übersee und Europa, ob wir uns da vielleicht noch mit einem Spieler verstärken können, der zu unserem Team passt.“

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FOTO:SCHOOFS Igor Zakharkin verspricht sich von der kleineren Eisfläche in Schwenning­en für sein System einen Vorteil.

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