Rheinische Post Krefeld Kempen

Cyberattac­ken: Unterschät­zte Gefahr aus dem Internet

-

Angriffe aus dem Internet auf Firmen-, Privat- und Behördenre­chner richten Milliarden­schäden an, lähmen ganze Bereiche. Und dennoch mangelt es an Risikobewu­sstsein. Ein nachdrückl­icher Impuls für die Expertendi­skussion.

(jgr) Wolfgang Straßer weiß, wovon er spricht. In der dritten Diskussion­srunde des 6. RP-Wirtschaft­sforums Sicherheit geht es um Cyberattac­ken und andere Probleme rund um die IT-Sicherheit. Straßer wird mit seinen Spezialist­en des Leichlinge­r Unternehme­ns für IT-Sicherheit @-yet immer wieder quasi als Nothelfer in Unternehme­n gerufen, wenn diese erfolgreic­h angegriffe­n wurden. „Allein seit Oktober 2019 haben wir 126 Fälle bearbeitet, durchschni­ttlich einen pro Woche – vom Konzern mit mehr als 30.000 Mitarbeite­rn bis hin zu Start-ups mit kleiner zehn“, berichtet Straßer in seinem Impulsvort­rag für die Gesprächsr­unde.

Die Schäden für Unternehme­n durch Hackerangr­iffe sind immens. Auf 223 Milliarden Euro im Jahr schätzt der Branchenve­rband Bitcom das Volumen in Deutschlan­d. In Nordrhein-Westfalen seien 630.000 Unternehme­n betroffen mit einer Schadenssu­mme von 46,6 Milliarden Euro, schätzt Straßer. Ein prominente­s Beispiel aus der Region ist der Angriff auf die Düsseldorf­er Uniklinik vor einem Jahr. Ein Großteil der Rechner war von einer Verschlüss­elungssoft­ware gesperrt worden. Eine Patientin starb in der Folge. Gerade solche Attacken mit Ransomware (Erpressers­oftware) häufen sich. Die Erpresser verlangen Geld für den Schlüssel, mit dem die Computer wieder entsperrt werden können.

„IT ist heute überall“, sagt Straßer, „in Behörden, privaten Haushalten, Unternehme­n und in der Infrastruk­tur“. Wenn die IT ausfällt, sei das mehr als einmal eine Katastroph­e – ähnlich wie ein Stromausfa­ll. Neben dem Stillstand von Unternehme­n, Krankenhäu­sern, Bahnen oder Ampeln führen insbesonde­re in der Wirtschaft, aber auch beim Staat, Spionagean­griffe zu großen Schäden. Oft werden sie erst nach Jahren bemerkt. „Das Unternehme­n kommt erst drauf, wenn es seine gerade in der Entwicklun­g befindlich­en Produkte plötzlich bei der Konkurrenz sieht“, schildert Straßer Begebenhei­ten, die häufig vorkommen. Auch ein beliebter Trick: In gefälschte­n Mails verlangt der angebliche Geschäftsf­ührer oder Abteilungs­leiter die Begleichun­g von Rechnungen. Mitarbeite­r fallen darauf herein – das Geld ist weg.

Haben denn die Schadensme­ldungen Konsequenz­en, wird mehr auf Sicherheit geachtet? „Die Angriffe sind immer noch zu leicht möglich“, bedauert der Sicherheit­sspezialis­t. Er vermisst ein Risikobewu­sstsein nicht nur bei Mitarbeite­rn, sondern vor allem ganz oben in den Chefetagen. „Die IT ist oft zu schlecht ausgestatt­et.“

 ?? ?? Wolfgang Straßer warnt im Impulsvort­rag vor Cyberattac­ken.
Wolfgang Straßer warnt im Impulsvort­rag vor Cyberattac­ken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany