Rheinische Post Krefeld Kempen
Gleichstellungsbeauftragte ist für alle da
Helga Nauen ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Tönisvorst. Ihr Amt betrifft längst nicht mehr nur die Gleichstellung von Männern und Frauen. Es geht um gelebte und akzeptierte Vielfalt.
TÖNISVORST Ihrem neuen Amt begegnet die 55-Jährige mit Freude, aber auch mit Respekt. Nach einer Interimszeit ist Helga Nauen nun die Nachfolgerin von Sabine Kempkes, die 20 Jahre lang die Gleichstellungsbeauftragte der Apfelstadt war. „Ich wollte mich für etwas Neues öffnen“, sagt sie zu ihrer Motivation, „damit habe ich gute Erfahrungen gemacht.“
Seit 40 Jahren arbeitet Helga Nauen als Verwaltungsfachangestellte bei der Stadt Tönisvorst. In ihrer Laufbahn hat sie sich schon öfter neuen Herausforderungen gestellt. Zunächst habe sie im IT-Bereich gearbeitet, erzählt sie im Gespräch. 2009 wechselte sie in den Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, wurde Ausbildungsbeauftragte und zuständig für Personalentwicklung. Diese Erfahrungen dürften ihr bei ihrer neuen Aufgabe zugute kommen, findet auch Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD). „Sie kennt die Menschen hier, kann sie gut einschätzen“, sagt er. Das sei einfacher, als wenn jemand von außen käme.
Die Gleichstellungsbeauftragte ist erste Anlaufstelle für eine große Vielfalt an Problemen und Fragestellungen. Etwa zu Themen wie Gleichstellung von Männern und
Frauen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder Benachteiligung infolge von ethnischer Herkunft oder körperlicher Beeinträchtigung. Die Gleichstellungsbeauftragte ist nicht nur für Frauen da – auch wenn von den 377 städtischen Angestellten zwei Drittel weiblich sind. An sie können sich selbstverständlich auch Männer wenden. Das gilt nicht nur für den internen städtischen Apparat, sondern für jeden Bürger und jede Bürgerin der Stadt Tönisvorst.
Da, wo sie nicht weiterhelfen kann, kann sie oftmals Kontakte zu passenden Beratungsstellen und Hilfsorganisationen herstellen.
Im Moment tastet sich Nauen noch an das neue Aufgabenfeld heran. Dabei hilft ihr der Kontakt im Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Viersen. Zudem will sie diverse Qualifizierungen zu verschiedenen Themenbereichen durchlaufen, etwa zu Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen. „Ich will mir das notwendige Handwerkszeug erarbeiten“, sagt sie. Die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten sind im Landesgleichstellungsgesetz geregelt. Es sichert ihr eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber ihrem Arbeitgeber zu. Auch wenn Bürgermeister Leuchtenberg sie voll und ganz unterstützt. „Das ist mir eine echte Herzensangelegenheit“, sagt er mit Überzeugung. „Es geht nicht nur um Frauen, es geht auch um Frauen“, konstatiert er. „Egal welchen Nachnamen oder welche sexuelle Orientierung
jemand hat, das darf zu keinerlei Problemen führen“, so der Bürgermeister.
In ihrem Arbeitsbereich agiert die Gleichstellungsbeauftragte relativ eigenständig und verschwiegen. Das schafft die Vertrauensbasis für die Menschen, die sich hilfesuchend an sie wenden. Aber auch Abläufe in der Verwaltung selbst kann sie unter die Lupe nehmen. Etwa beim Thema Sprache. So wird mittlerweile bei schriftlichen Verlautbarungen der Stadt mithilfe eines Sternchens gegendert. „Richtig“findet das Nauen – auch die Sprache müsse eine Gleichstellung erfahren. Aber letztlich geht es um Inhalte. „Das Thema ist es wert, es ist eine schöne und sinnhafte Aufgabe“, sagt sie.
Insgesamt möchte sie den gesamten Bereich deutlicher nach außen sichtbar werden lassen. Die gebürtige Schwalmtalerin lebt in Viersen. Kraft und Erholung findet sie beim Laufen oder Kraftsport und beim Yoga. Sie ist ausgebildete Yogalehrerin. Ausgeglichenheit, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung – das alles wird ihr bei ihrer neuen Aufgabe zugute kommen. „Letztlich geht es um Wertschätzung“, findet Leuchtenberg.