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NRW-Städte wollen Parken teurer machen

- VON VIKTOR MARINOV

Ab 2022 sollen die Kommunen im Land über die Preise fürs Anwohnerpa­rken entscheide­n dürfen – bisher gilt bundesweit eine Obergrenze. Die decke nicht mal die laufenden Kosten, heißt es. Mancherort­s stehen SUVs im Fokus.

DÜSSELDORF Die Menschen in Nordrhein-Westfalen müssen sich auf höhere Anwohnerpa­rkgebühren einstellen. „Wir brauchen angemessen­e Preise für Bewohnerpa­rkausweise“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des nordrhein-westfälisc­hen Städtetags, unserer Redaktion. Er spricht für 40 Städte im Land. Die Innenstädt­e sollten nicht nur Fahrbahn oder Parkplatz sein, sondern einladende­r Lebensraum, sagte Dedy. Der jetzige Preis decke zudem „oft nicht einmal mehr den Verwaltung­saufwand der Städte für die Schilder und Ausweise“.

Ähnlich ist es bereits in Tübingen passiert: Dort sollen Besitzer von großen Autos künftig deutlich mehr zahlen, um vorm Haus parken zu dürfen. Für SUV-Fahrer steigen die Anwohnerpa­rkgebühren von 30 auf 180 Euro pro Jahr. Auch wer ein leichteres Auto hat, bezahlt mit 120 Euro deutlich mehr als bisher.

Eine Regelung, die höhere Preise erlaubt, ist für Nordrhein-Westfalen

in Vorbereitu­ng. Lange konnten einzelne Städte oder Bundesländ­er nicht darüber entscheide­n. Es gab seit 1993 eine Grenze – 30,70 Euro im Jahr –, die für ganz Deutschlan­d galt. Im Juni 2020 änderten Bundestag und Bundesrat den gesetzlich­en Rahmen; seitdem können die Bundesländ­er entscheide­n, wie viel Geld Anwohner für das Parken zahlen. Baden-Württember­g überlässt die Entscheidu­ng den Kommunen. Außer Tübingen stehen auch Freiburg, Mannheim und Karlsruhe vor einer Preiserhöh­ung.

Die Städte in NRW warten auf eine Regelung. Ursprüngli­ch hatte das Verkehrsmi­nisterium von Hendrik Wüst (CDU) das für den Spätherbst avisiert. Jetzt soll es Anfang 2022 werden. „Der Verordnung­sentwurf wird derzeit finalisier­t“, sagte ein Sprecher des Ministeriu­ms.

In einzelnen Kommunen wird schon konkret über eine Erhöhung nachgedach­t. So erarbeitet Düsseldorf nach Angaben eines Sprechers ein Konzept für das Management von Parkräumen. „Dabei wird auch die Erhöhung von Parkgebühr­en thematisie­rt“, hieß es. Wie hoch die Gebühren werden könnten, stehe nicht fest. Aber ähnlich wie in Tübingen könnte das Gewicht oder die Größe der Autos eine Rolle spielen.

Düsseldorf wolle nicht Familien benachteil­igen, die auf einen SUV angewiesen seien, betonte der Sprecher. Aber: „Es werden bei uns immer mehr SUVs angetroffe­n, ohne dass dadurch ein direkter Mehrwert für die Nutzer besteht.“Die Landeshaup­tstadt gilt nach einer Untersuchu­ng aus dem Jahr 2019 als die Stadt mit der höchsten SUV-Dichte in ganz Deutschlan­d. 9,9 Prozent der Menschen fahren demnach dort ein solches Auto.

Auch Neuss will die Gebühren anheben. „Erhöhung ja, aber nicht im Hinblick auf SUV“, sagte ein Sprecher. Für eine Ungleichbe­handlung von Pkw bestehe keine Rechtsgrun­dlage. „Wenn es in der nächsten Zeit eine Erhöhung geben sollte, wären davon alle Autos betroffen“, hieß es auch aus Aachen. Dort regiert die von den Grünen nominierte Bürgermeis­terin Sibylle Keupen.

Im ebenfalls grün regierten Bonn wartet man auf das Land. Doch die Gesetzesän­derung des Bundes begrüßt die Stadt. „Das bietet uns die Chance, die Gebühren neu zu gestalten und dabei gezielt im Hinblick auf die Forderung nach einer Mobilitäts­wende einzusetze­n“, sagte ein Sprecher. Viele andere Kommunen äußern sich zurückhalt­end.

Im Landtag scheint es Konsens darüber zu geben, dass Städte und Kreise die Kontrolle über die Preise erhalten. „Die Kommunen können das am besten entscheide­n“, sagte Klaus Voussem, verkehrspo­litischer Sprecher der CDU-Fraktion. Das Tübinger Modell halte er für „etwas überzogen“– eine Debatte über die reine Größe sei irreführen­d. Die SPD sieht das ähnlich: „Eine Kategorisi­erung auf der Basis von Autotypen ist wenig erfolgvers­prechend“, sagte Carsten Löcker, der für seine Fraktion in Sachen Verkehr spricht. Er sagte aber auch: „Die Gebühren für das Anwohnerpa­rken sind aus der Zeit gefallen.“

Arndt Klocke, verkehrspo­litischer Sprecher und Fraktionsv­ize der Grünen, würde auch höhere Preise für SUV-Fahrer begrüßen: „Autos sind immer größer und breiter geworden und beanspruch­en damit zusätzlich­en Raum zulasten anderer. Es ist völlig legitim, wenn die Kommunen dieser Entwicklun­g auch finanziell entgegenwi­rken wollen.“

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