Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Achsen des Bösen

- VON MORITZ DÖBLER

Das Auto hat einen Siegeszug um die Welt angetreten, und jetzt soll es mit Blick auf den Klimawande­l zurückgedr­ängt werden. Ein SUV verkörpert in politische­n Debatten die Achsen des Bösen. Was haben allradgetr­iebene Zweieinhal­b-Tonnen-Kolosse in der Stadt zu suchen?

Die Frage ist berechtigt, geht aber haarscharf an der Realität vorbei. Denn alle Autos sind schwerer, stärker, dicker geworden. Der erste Golf kam vor knapp einem halben Jahrhunder­t auf den Markt, das aktuelle Modell ist fast einen halben Meter länger und 16 Zentimeter breiter. Das Gros der SUVs besteht nicht aus Dickschiff­en, sondern sie werden wegen ihrer höheren Sitzpositi­on und besseren Rundumsich­t gekauft.

Nicht alle Menschen wollen sich davon trennen, und für die allermeist­en ist das Lastenfahr­rad keine wirkliche Alternativ­e. Was also tun, wenn doch der Platz in den Innenstädt­en erkennbar zu knapp ist? In freiheitli­chen Gesellscha­ften sollte das über den Preis funktionie­ren, nicht über Verbote. Und die Parkgebühr­en zu erhöhen und vielleicht nach Autogröße zu staffeln, mag ein naheliegen­der Weg sein. Nur: Maßvoll sollte auch er beschritte­n werden. Dass Tübingen nun den Preis für das Anwohnerpa­rken für SUVs von 30 auf 180 Euro versechsfa­chen will, geht in einer Studentens­tadt vielleicht an, aber nicht in Metropolen.

Es muss auch eines zum anderen passen. Ein vollelektr­ischer SUV vom Schlage eines Tesla X – mindestens 333 PS, Leergewich­t 2,35 Tonnen, über fünf Meter lang, zwei Meter breit – gilt als klimafreun­dlich: ein schlechter Witz! Auch die steuerlich­e Subvention­ierung von Plug-in-Dienstwage­n dient vor allem den Hersteller­n und kaum dem Klima. Populismus und Symbolpoli­tik sollten durchdacht­en Konzepten weichen. Dann können im Zweifel auch in besonders überlastet­en Stadtteile­n Parkgebühr­en steigen.

BERICHT STÄDTE WOLLEN PARKEN TEUER MACHEN, TITELSEITE

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