Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Achsen des Bösen
Das Auto hat einen Siegeszug um die Welt angetreten, und jetzt soll es mit Blick auf den Klimawandel zurückgedrängt werden. Ein SUV verkörpert in politischen Debatten die Achsen des Bösen. Was haben allradgetriebene Zweieinhalb-Tonnen-Kolosse in der Stadt zu suchen?
Die Frage ist berechtigt, geht aber haarscharf an der Realität vorbei. Denn alle Autos sind schwerer, stärker, dicker geworden. Der erste Golf kam vor knapp einem halben Jahrhundert auf den Markt, das aktuelle Modell ist fast einen halben Meter länger und 16 Zentimeter breiter. Das Gros der SUVs besteht nicht aus Dickschiffen, sondern sie werden wegen ihrer höheren Sitzposition und besseren Rundumsicht gekauft.
Nicht alle Menschen wollen sich davon trennen, und für die allermeisten ist das Lastenfahrrad keine wirkliche Alternative. Was also tun, wenn doch der Platz in den Innenstädten erkennbar zu knapp ist? In freiheitlichen Gesellschaften sollte das über den Preis funktionieren, nicht über Verbote. Und die Parkgebühren zu erhöhen und vielleicht nach Autogröße zu staffeln, mag ein naheliegender Weg sein. Nur: Maßvoll sollte auch er beschritten werden. Dass Tübingen nun den Preis für das Anwohnerparken für SUVs von 30 auf 180 Euro versechsfachen will, geht in einer Studentenstadt vielleicht an, aber nicht in Metropolen.
Es muss auch eines zum anderen passen. Ein vollelektrischer SUV vom Schlage eines Tesla X – mindestens 333 PS, Leergewicht 2,35 Tonnen, über fünf Meter lang, zwei Meter breit – gilt als klimafreundlich: ein schlechter Witz! Auch die steuerliche Subventionierung von Plug-in-Dienstwagen dient vor allem den Herstellern und kaum dem Klima. Populismus und Symbolpolitik sollten durchdachten Konzepten weichen. Dann können im Zweifel auch in besonders überlasteten Stadtteilen Parkgebühren steigen.
BERICHT STÄDTE WOLLEN PARKEN TEUER MACHEN, TITELSEITE