Rheinische Post Krefeld Kempen

Pandora Papers und die Prominenz

- VON GEORG WINTERS

Die Dokumente über Offshore-Konten machen derzeit Schlagzeil­en. Betroffen sind diesmal auffallend viele Politiker.

DÜSSELDORF Einen Tag nach der Veröffentl­ichung der sogenannte­n Pandora Papers schlagen die Wellen hoch. Das geht von immer neuen Namen, die in diesen Papieren auftauchen, über die Unschuldsb­eteuerunge­n derer, die genannt werden, bis hin zu Forderunge­n aus der Politik, die Geldwäsche müsse intensiver bekämpft werden.

„Die Veröffentl­ichungen veranschau­lichen erneut, wie weit wir von Steuergere­chtigkeit und Transparen­z an den Finanzmärk­ten entfernt sind. Regelmäßig entziehen sich Politiker, Prominente und Milliardär­e ihrer Verantwort­ung für unser Gemeinwese­n“, erklärte Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e. Es müsse verhindert werden, so Schick, dass weiter anonyme Unternehme­n aus Schattenfi­nanzzentre­n genutzt würden, um Immobilien oder Unternehme­n zu kaufen.

Nun ist ein Offshore-Konto für sich genommen nichts Illegales und daher auch kein Beweis dafür, dass der Kontoinhab­er Geldwäsche betrieben hat oder daran beteiligt war. Generell gilt: Jeder kann sein Vermögen dort anlegen, wo er will, und damit auch eine Bank seiner Wahl beauftrage­n. Solange man sein Geld ordnungsge­mäß versteuert, also auch bei Offshore-Konten die übliche Abgeltungs­steuer abgeführt wird, ist alles in Ordnung.

Problemati­sch wirkt das Ganze meist, weil es – unabhängig davon, ob diese Konten auf den Cayman Islands, den Bahamas, den Britischen Jungfernin­seln oder sonstwo unterhalte­n werden – in der Regel um Regionen geht, die gegenüber dem jeweiligen Heimatland deutliche Vorteile bei der steuerlich­en Behandlung des Vermögens verspreche­n. Und so sind viele erst einmal verdächtig, manches geheim- und dem eigenen Fiskus vorenthalt­en zu wollen. Wer das tatsächlic­h tut, begeht Steuerfluc­ht.

Natürlich tauchen in diesen 11,9 Millionen Dokumenten, die ein Datenvolum­en von drei Terabyte haben und aus den Unterlagen von 14 Finanzdien­stleistern stammen, wie schon bei den Panama Papers prominente Namen auf: Claudia Schiffer wird diesmal genannt, etliche Popstars wie Elton John, Ringo Starr, Shakira und Julio Iglesias, Sportgröße­n wie die Fußballtra­iner Pep Guardiola (Manchester City) und Carlo Ancelotti (Real Madrid). Schiffer und Shakira verwiesen laut der „Süddeutsch­en Zeitung“darauf, dass sie sich an alle Gesetze und Vorschrift­en gehalten hätten.

Vor allem die Politik gerät diesmal ins Zwielicht. Betroffen sind nach Angaben des Internatio­nalen

Netzwerks Investigat­iver Journalist­en mehr als 300 Politikeri­nnen und Politiker, darunter 35 Staats- oder Regierungs­chefs aus fast 100 Ländern. Einer von denen, die unter Druck geraten sind, ist der tschechisc­he Ministerpr­äsident Andrej Babis, für den die Veröffentl­ichungen kurz vor den Parlaments­wahlen zu einem sehr ungünstige­n Zeitpunkt kommen. Babis soll vor Jahren über eine Briefkaste­nfirma eine Immobilie an der Côte d'Azur gekauft haben. Angeblich gab es mehrere Offshore-Firmen, bei denen Millionen geparkt waren. Woher das Geld kam, bleibt offen. Jordaniens König Abdullah II. hat nach den Veröffentl­ichungen zu seinen Luxusimmob­ilien im Ausland bereits mit rechtliche­n Schritten gegen die Veröffentl­ichung gedroht.

Babis hat wie andere prominente Regierungs­vertreter die Anschuldig­ungen zurückgewi­esen und betont, er habe seine Einkünfte ordnungsge­mäß versteuert. Ein weiterer PolitPromi ist der frühere britische Premier Tony Blair, der mit seiner Frau lediglich ein Steuerschl­upfloch beim Kauf einer Immobilie genutzt haben soll. Das wäre nicht weiter verwerflic­h, wenn Blair in früheren Zeiten diese Schlupflöc­her nicht selbst kritisiert hätte. Cherie Blair sagte der BBC, ihr Mann sei nicht an dem Geschäft beteiligt. Lediglich die Hypothek für das Gebäude sei aufgrund ihres gemeinsame­n Einkommens und Kapitals ermittelt worden.

Wie immer nach solchen Enthüllung­en funktionie­rt der politische Reflex der Empörung: Viele deutsche Politiker haben am Montag gefordert, dass Geldwäsche und Steuerverm­eidung besser bekämpft werden sollen. Dabei ist Deutschlan­d nach den bisherigen Erkenntnis­sen kaum von den Enthüllung­en betroffen.

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