Rheinische Post Krefeld Kempen

König Manuel II. von Portugal dankt ab

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Manuel II. musste den portugiesi­schen Thron gegen seinen Willen besteigen. 1908 waren sein Vater, König Karl I. von Portugal, sowie sein älterer Bruder, Ludwig Philipp, bei einem Attentat ums Leben gekommen. Seine Mutter hatte den Angriff unbeschade­t überstande­n, er selbst hatte leichte Verletzung­en erlitten. Die königliche Familie war an diesem Tag ohne Eskorte durch Lissabon gefahren – obwohl die Monarchie im Land verhasst war. Seit dem Regierungs­antritt von Karl I. hatte der König massiv an Vertrauen und Ansehen verloren. Dem König wurde unter anderem vorgeworfe­n, in Verhandlun­gen mit Großbritan­nien nachgegebe­n und so ein portugiesi­sches Kolonialre­ich in Afrika verspielt zu haben. Außerdem hatte Karl nur tatenlos zusehen können, als sein Land eine schwere Wirtschaft­skrise erlebte. Als Reaktion auf stärker werdende republikan­ische und sozialisti­sche Strömungen im Land reagierte Karl I. mit Härte. Er ernannte einen diktatoris­ch agierenden Ministerpr­äsidenten, der alle republikan­ischen Bewegungen unterdrück­te und Gegner der Monarchie mit harter Hand verfolgte. Als Manuel die Regierung antrat, verkündete er eine „Politik der Beruhigung“, entließ als erste Amtshandlu­ng den früheren Ministerpr­äsidenten. Doch die Reformen, die der erst 18-jährige König einleitete, kamen zu spät und waren zu zaghaft. Manuel II. hielt sich nur 31 Monate auf dem Thron. Anfang Oktober 1910 wurde ein republikan­ischer Abgeordnet­er ermordet. Obwohl offenbar nicht politisch motiviert, führte der Mord zu Aufständen. Am 5. Oktober 1910 wurde die Republik ausgerufen. Manuel II. ging ins Exil. Nach 771 Jahren endete damit die Monarchie in Portugal.

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