Rheinische Post Krefeld Kempen
KEV-Fans trauen dem Braten noch nicht
Auch wenn derzeit allgemein in den Profiligen die Zuschauerzahlen wegen der Pandemie noch nicht zufriedenstellend sind, ist in der Yayla-Arena das Interesse an den Auftritten der Krefeld Pinguine geringer als erwartet.
Als ein Mann und eine Frau, vermutlich ein Ehepaar mittleren Alters, am Sonntag nach dem Spiel der Pinguine gegen München die Yayla-Arena verließen, sagte der Mann: „Mensch, was haben die gekämpft.“„Ja, großartig, das Spiel hätte mindestens 5000 Zuschauer verdient gehabt“, meinte die Frau. Beides stimmte, denn die Leistung der Krefelder in ihrem fünften Heimspiel der neuen Saison sorgte auf den Rängen gleichermaßen für Staunen und Begeisterung. Schließlich beweist die Mannschaft seit dem Spiel in Mannheim ihre DEL-Tauglichkeit und auf dem Eis einen wertvollen Zusammenhalt.
Nur 2433 Zuschauer wollten das Duell gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Bayern sehen. Vor der Pandemie waren die Sonntagsspiele um 14 Uhr ein Magnet für Familien und Jugendliche, die bei späteren Bullyzeiten zu Hause bleiben. Auch im Fußball oder anderen Profiligen lassen die Zuschauerzahlen trotz der Lockerungen noch zu wünschen übrig. In Krefeld kommt noch das verlorene Vertrauen der Eishockey-Interessierten in die Pinguine dazu. Bis auf die ganz treuen KEVFans trauen sie dem Braten auch nach acht Punkten aus den vergangenen fünf Spielen noch nicht.
Der neuen Mannschaft kann man keinen Vorwurf machen. Sie bemüht sich seit der Umstellung des Systems nach Kräften, den verspielten Kredit der Zuschauer zurückzugewinnen. Sergey Saveljev wollte am Montag zur Zuschauerzahl kein Statement abgeben. Zum sportlichen Aufschwung sagte er: „Wir spielen kompakter, kämpfen super und zeigen viele Emotionen. Wir werden weiter hart arbeiten. Die kommenden fünf Spiele gegen direkte Konkurrenten sind wichtig und ein Fingerzeig für den Weg im ersten Teil der Hauptrunde.“Die Gegner heißen dann Bietigheim (H), Straubing (A), Nürnberg (A), Augsburg (H) und Ingolstadt (A). Auch das Restprogramm des Oktobers weist durchaus auf einen Goldenen Oktober hin, den es vor vielen Jahren häufiger gab.
Nach dem Punktgewinn machten sich Sergey Saveljev und Trainer Igor Zakharkin auf den Weg in die Rheinlandhalle zum Spiel der U23 des KEV gegen Herne. Dort stand Luca Hauf auf dem Eis, der zuletzt nicht mehr zum DEL-Aufgebot gehörte. „Luca soll viel Eiszeit bekommen, damit er den Spielfluss nicht verliert. Er ist ein Junge mit viel Potenzial der aber noch wachsen muss. Es kann auch sein, dass wir andere junge Spieler zum Oberligateam schicken, wenn sie Eiszeit brauchen, auch zum Beispiel Alexander Blank. Immer wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die U20 und U23 an, um zusehen, ob es dort Spieler gibt, die uns weiterhelfen“, sagte der Multifunktionär.
Ob Tom-Eric Bappert, der bei den Löwen Frankfurt trainiert und am Sonntag auch sein DEL2-Debüt für die Hessen beim 5:3-Heimsieg gegen Kaufbeuren gab, bald wieder zum DEL-Kader gehört, weiß Saveljev noch nicht: „Ich werde mit Franz Fritzmeier telefonieren. Darum kümmert sich aber auch Boris Blank, genau wie um unsere jungen Spieler aus der vierten Reihe.“
Mit entscheidend für die Niederlage waren am Sonntag die Strafen.
„Wir dürfen in den letzten zehn Minuten nicht dreimal in Unterzahl spielen. Das war der Genickbruch“, sagte Laurin Braun nach der Verlängerung. Das wird besonders Trainer Zakharkin nicht gefallen haben. In Schwenningen hatte er sich nach einem kurzen Lob für die Mannschaft über die unnötigen Strafen aufgeregt, die den Wild Wings nochmal Hoffnung auf den Ausgleich machten. Denn immer wird Oleg Shilin seinem Team in solchen Phasen den Sieg nicht retten können. Der 30-jährige Goalie hat es endgültig von der Nummer 1.3 zur Nummer 1.1 geschafft.