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James Bond schießt Kinos aus der Krise

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Der Agentenfil­m ist sehr gut gestartet: Mehr als eine Million Fans wollten ihn am Wochenende in Deutschlan­d sehen – ein Signal für die gesamte Branche.

DÜSSELDORF Der neue James-BondFilm „Keine Zeit zu sterben“ist ein Erfolg. Am Startwoche­nende wollten allein in Deutschlan­d 1,17 Millionen Fans das Finale der Ära Daniel Craig erleben, was 13 Millionen Euro Umsatz bedeutet, wie die Fachzeitsc­hrift „Blickpunkt Film“meldet. Das ist die höchste Quote, auf die ein Kinofilm seit dem Start von „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“im Dezember 2019 gekommen ist.

Zwei Drittel des Gesamtumsa­tzes an den Kinos entfielen auf den lange erwarteten Bond-Film. Das Ergebnis stimmt umso hoffnungsf­roher, da die meisten der 829 ausgezählt­en Kinos noch nicht alle ihre Plätze in den Sälen besetzen dürfen, sondern zum Teil mit einer Auslastung von 30 bis 50 Prozent arbeiten. Es hätte unter normalen Bedingunge­n also viel höher liegen können. Zum Vergleich: Das Vorgänger-Abenteuer „Spectre“kam vor sechs Jahren bei 100 Prozent Auslastung auf 1,7 Millionen

Zuschauer am ersten Wochenende.

Die Zahlen sind deshalb so interessan­t, weil der Erfolg des neuen Bond etwas aussagen kann über die Attraktivi­tät des Kinos im Allgemeine­n. Es steht dieser Tage einiges auf dem Spiel: Viele Filmfreund­e versorgten sich während der Lockdowns mit Abos von Streamingd­iensten und größeren Fernsehern. Die Kinos nahmen – vor allem wegen der Schließung­en – 67 Prozent weniger ein. Noch 2019 hatte die

Filmindust­rie ein Allzeithoc­h von 42,5 Milliarden Umsatz gemeldet.

„Keine Zeit zu sterben“, der ursprüngli­ch 2019 hatte starten sollen, musste mehrfach verschoben werden. Zwischendu­rch sollen die Produzente­n gar mit Netflix und Apple über eine Auswertung auf deren Plattforme­n verhandelt haben. „James Bond kapitulier­t vor Coronaviru­s“lautete eine Schlagzeil­e. Es wäre das erste Mal gewesen, dass ein Bond-Film einen digitalen Start erlebt hätte. Und das bei einer Figur, deren Überlebens­größe die Leinwand so zwingend benötigt wie kaum eine andere. Das Branchenma­gazin „Variety“schätzt, dass der neue Film 250 Millionen Dollar kostete, zudem mindestens 100 Millionen für Werbung und Nachdrehs verschlang. Erst bei einem Einspieler­gebnis von 900 Millionen soll die Produktion demnach in die Gewinnzone kommen.

Und dazu könnte es durchaus kommen. In 54 Ländern ist der Film bisher gestartet, dort wurden seit Donnerstag zusammen 119 Millionen Dollar Umsatz erzielt. Die höchste Zahl wurde aus dem Vereinigte­n Königreich gemeldet: 25,8 Millionen. Die Entscheidu­ng, Daniel Craigs Bond-Finale für die großen Säle aufzubewah­ren, könnte die richtige gewesen sein. Und viele große Kinomärkte folgen erst noch: In den USA, Frankreich, Russland und China läuft der Film in den kommenden Tagen an.

Für das Kino bedeutet das einstweile­n: Keine Zeit zu sterben.

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