Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Zeichen stehen auf Ampel

- VON TIM BRAUNE, BIRGIT MARSCHALL UND HOLGER MÖHLE

Grüne und FDP stellen Weichen für eine Koalition mit der SPD und starten in Dreier-Sondierung­en. Armin Laschet hält an der Jamaika-Option fest, Markus Söder widerspric­ht ihm.

BERLIN Sozialdemo­kraten, Grüne und Liberale wollen über eine Regierungs­koalition im Bund verhandeln. Nach mehreren bilaterale­n Gesprächen würden sie in einer ersten Dreierrund­e an diesem Donnerstag Chancen für eine neue Ampelregie­rung ausloten, teilten die drei Parteien am Mittwoch mit. Die Spitzen von Grünen und FDP machten jedoch zugleich klar, dass ein JamaikaBün­dnis mit der Union für sie damit noch nicht vom Tisch ist. Der Unions-Kanzlerkan­didat, NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), bekräftigt­e die Bereitscha­ft von CDU und CSU zu weiteren Sondierung­sgespräche­n. CSU-Chef Markus Söder dagegen wertete die Entscheidu­ng als „Defacto-Absage an Jamaika“.

Fast zwei Stunden vor der FDP preschten die Grünen am Mittwochvo­rmittag vor. Parteichef Robert Habeck und Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock erklärten im Bundestag, dass sie der FDP vorschlüge­n, in eine Dreier-Sondierung mit der SPD einzutrete­n. Habeck machte deutlich, dass dies „keine Komplettab­sage an Jamaika“sei. „Wir haben gesehen, dass sich die Union wirklich bemüht hat“, betonte der Grünen-Politiker. Baerbock ergänzte, das Land könne sich „keine lange Hängeparti­e“leisten.

FDP-Chef Christian Lindner trat gut anderthalb Stunden später vor die Presse. Die FDP trete nur ein in eine „Regierung der Mitte“, die den „Wert der Freiheit“hochhalten werde, sagte er: „Wir fühlen uns in unseren Entscheidu­ngen frei.“Nach diesen Sätzen war bereits klar, was dann folgte: die schwerwieg­ende Entscheidu­ng der FDP-Gremien, nun in die Sondierung­sphase mit SPD und Grünen zu gehen. Lindner hatte aus seiner Vorliebe für Jamaika unter Führung von Armin Laschet nie einen Hehl gemacht. Aber der Wahlsieg der SPD, die Zerstritte­nheit der Union und das Drängen der Grünen ließen die Liberalen diese Entscheidu­ng treffen, hieß es aus der Partei. Lindner sprach von einem „Gedankenau­stausch“, der am Donnerstag beginne. Jamaika bleibe eine Option.

An dieser Möglichkei­t will der CDU-Vorsitzend­e Laschet auch festhalten. „Wir haben immer deutlich gemacht: Über das weitere Verfahren

entscheide­n FDP und

Grüne“, sagte der Parteivors­itzende in einer kurzen Erklärung in

Düsseldorf: „Wir respektier­en, dass es jetzt gemeinsame Gespräche gibt zwischen FDP, den Grünen und der SPD.“Der Kanzlerkan­didat der Union fügte allerdings den Satz hinzu: „Wir haben signalisie­rt: Wir stehen auch zu weiteren Gesprächen bereit.“

Söder machte indes in München deutlich, die Union komme erst wieder ins Spiel, sollte eine Koalitions­bildung von SPD, Grünen und FDP nicht zustande kommen: „Wenn die Ampel scheitert, dann ist Scholz als Kanzlerkan­didat gescheiter­t. Aber was keinen Sinn macht, ist, Schattenve­rhandlunge­n zu führen.“Das gebiete auch die Selbstacht­ung der Union. Die CSU sei zwar grundsätzl­ich weiter offen für Gespräche, sagte Söder, aber: „Die Entscheidu­ng ist jetzt gefallen.“

SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz dankte im Willy-BrandtHaus den anderen Parteien für „die sehr profession­elle und ernsthafte Art und Weise, wie sowohl die FDP als auch die Grünen die Bildung der Regierung vorangetri­eben haben“. Die Wähler wünschten sich eine Ampel-Regierung:

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