Rheinische Post Krefeld Kempen
Laschet verdient am Ende Respekt
Armin Laschet scheiterte auf ganzer Linie. Ein deplatziertes Lachen, während der Bundespräsident spricht. Ein Ladenbesuch mit zu spät aufgesetzter Maske. Unglücklich formulierte Halbsätze, sei es über Flüchtlinge aus Afghanistan oder den Klimawandel. Nicht das Programm scheiterte, sondern die Person. Dem Rheinländer wurden Charakterschwächen attestiert, er erfuhr Spott, Häme und Hass. So landete die CDU/CSU beim schlechtesten Wahlergebnis ihrer Geschichte.
Am Wahlabend erhob er dennoch den Anspruch, eine Jamaika-Koalition zu führen. Die SPD geißelte das als unmoralisch, und CDU und CSU zerlegten sich in dieser Frage. Fair war der Umgang mit dem Kanzlerkandidaten nicht, weder im Wahlkampf noch danach. Aber Fairness ist auf dieser politischen Ebene vielleicht auch einfach zu viel verlangt. Das muss jemand, der Bundeskanzler werden will, aushalten können. Und deswegen ist auch kein Mitleid angebracht.
Aber Respekt am Ende schon. Denn in seinem Abgang zeigt Armin Laschet die Größe, die ihm fortwährend abgesprochen wurde. Er wolle in der Partei den Übergang moderieren – diese Formel benutzt er nun im Bund wie zuvor in NRW, wo er Wort gehalten hat und nicht als Landesvorsitzender und Ministerpräsident im Amt bleibt, sondern den Weg für Hendrik Wüst freimacht. Nach all dem schmeißt er nicht einfach hin, sondern bringt die Dinge geordnet zu Ende. Er lässt sogar eine Hintertür für Jamaika auf, falls die Ampelkoalition nicht zustande kommt – aber nicht für sich, sondern für einen anderen.
Seine Karriere endet nach einem Höhenflug im Absturz, das hat er mit einigen in der SPD gemein. Laschet wird in die CDU-Geschichte als tragische Figur eingehen, möglicherweise nur als Fußnote. Er wird auch das aushalten; er hat schon viel ausgehalten.
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