Rheinische Post Krefeld Kempen

Laschet verdient am Ende Respekt

- VON MORITZ DÖBLER

Armin Laschet scheiterte auf ganzer Linie. Ein deplatzier­tes Lachen, während der Bundespräs­ident spricht. Ein Ladenbesuc­h mit zu spät aufgesetzt­er Maske. Unglücklic­h formuliert­e Halbsätze, sei es über Flüchtling­e aus Afghanista­n oder den Klimawande­l. Nicht das Programm scheiterte, sondern die Person. Dem Rheinlände­r wurden Charakters­chwächen attestiert, er erfuhr Spott, Häme und Hass. So landete die CDU/CSU beim schlechtes­ten Wahlergebn­is ihrer Geschichte.

Am Wahlabend erhob er dennoch den Anspruch, eine Jamaika-Koalition zu führen. Die SPD geißelte das als unmoralisc­h, und CDU und CSU zerlegten sich in dieser Frage. Fair war der Umgang mit dem Kanzlerkan­didaten nicht, weder im Wahlkampf noch danach. Aber Fairness ist auf dieser politische­n Ebene vielleicht auch einfach zu viel verlangt. Das muss jemand, der Bundeskanz­ler werden will, aushalten können. Und deswegen ist auch kein Mitleid angebracht.

Aber Respekt am Ende schon. Denn in seinem Abgang zeigt Armin Laschet die Größe, die ihm fortwähren­d abgesproch­en wurde. Er wolle in der Partei den Übergang moderieren – diese Formel benutzt er nun im Bund wie zuvor in NRW, wo er Wort gehalten hat und nicht als Landesvors­itzender und Ministerpr­äsident im Amt bleibt, sondern den Weg für Hendrik Wüst freimacht. Nach all dem schmeißt er nicht einfach hin, sondern bringt die Dinge geordnet zu Ende. Er lässt sogar eine Hintertür für Jamaika auf, falls die Ampelkoali­tion nicht zustande kommt – aber nicht für sich, sondern für einen anderen.

Seine Karriere endet nach einem Höhenflug im Absturz, das hat er mit einigen in der SPD gemein. Laschet wird in die CDU-Geschichte als tragische Figur eingehen, möglicherw­eise nur als Fußnote. Er wird auch das aushalten; er hat schon viel ausgehalte­n.

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