Rheinische Post Krefeld Kempen
Merkel und die Päpste
Die Bundeskanzlerin traf in ihrer Amtszeit drei äußerst unterschiedliche Oberhäupter der katholischen Kirche.
BERLIN Es war ihr Wunsch: Angela Merkel wollte Papst Franziskus vor ihrem Abschied aus dem Kanzleramt noch einmal persönlich sehen. Sie war öfter als alle ihre Amtsvorgänger im Vatikan und traf dabei insgesamt drei Päpste – das Verhältnis zu Papst Franziskus ist dabei besonders herzlich. Die beiden schätzen und mögen einander.
Nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst gehörte Merkel am 19. März 2013 zu den Gratulanten unter den Regierungschefs. Schon zwei Monate später kam es zur ersten Audienz. Sie habe Franziskus als „vielseitig interessierten, sehr gut informierten Mann kennengelernt, als einen Geistlichen, der sehr den Menschen und ihren Sorgen zugewandt ist“, sagte Merkel nach dem 50-minütigen Gespräch.
Auch zu Johannes Paul II. hatte Merkel ein gutes Verhältnis. 2003 ging sie mit schwarzem Schleier dem sichtlich von der ParkinsonKrankheit gezeichneten Polen entgegen. Beide sprachen 15 Minuten miteinander, die CDU-Politikerin zeigte sich danach tief beeindruckt.
Mit Benedikt XVI., dem deutschen Papst, war die Verbindung hingegen nicht ganz so herzlich. Der konservative Theologe aus Bayern und die pragmatische Naturwissenschaftlerin verstanden einander nur begrenzt. 2009 sorgte die Causa Williamson beinahe für einen Eklat: Die päpstliche Aufhebung der Exkommunikation für den britischen Traditionalisten-Bischof, der ohne Wissen des Papstes den Holocaust geleugnet hatte, kritisierte Merkel scharf.
Papst Benedikt XVI. müsse klarstellen, wie der Vatikan zur Diskussion
um den Holocaust stehe, hatte Merkel damals bei einer Pressekonferenz gesagt. Dies sei aus ihrer Sicht „noch nicht ausreichend erfolgt“. Sie bewerte im Allgemeinen keine innerkirchlichen Entscheidungen. Hierbei gehe es aber um eine Grundsatzfrage, betonte die Regierungschefin damals.
Die aus dieser Debatte resultierende Verstimmung zwischen den beiden wurde bis zum heutigen Tag nie restlos überwunden. Vor einem Besuch in Berlin im Jahr 2011 hatte es etwa Irritationen über den Ort des Treffens von Papst und Kanzlerin gegeben. Merkel wollte den deutschen Papst gerne im Kanzleramt empfangen, der Papst präferierte die Nuntiatur in Berlin-Neukölln, seine Botschaft in der Hauptstadt. Die Wahl fiel dann auf einen neutraleren Ort, die Katholische Akademie am Berliner Sitz der Deutschen Bischofskonferenz.
Der damalige Papst-Sprecher sagte hinterher, das Gespräch habe in „sehr freundlicher Atmosphäre“stattgefunden, die Papst-Kritik von Merkel habe die Unterredung „absolut nicht“belastet – Beobachter sahen das damals anders.