Rheinische Post Krefeld Kempen

Uniper will mehr als 1000 Stellen abbauen

- VON ANTJE HÖNING

Man sei zutiefst enttäuscht vom Management, erklärt der Betriebsra­t. Der Kahlschlag soll sozialvert­räglich erfolgen.

DÜSSELDORF Kahlschlag bei Uniper: Der Düsseldorf­er Energiekon­zern bereitet den Abbau von mehr als 1000 seiner 11.500 Stellen vor. Die schlimmste­n Befürchtun­gen der Belegschaf­t werden damit wahr. Am Donnerstag wurden die Mitarbeite­r auf Betriebsve­rsammlunge­n informiert. Hintergrun­d sind die Schließung von Kohlekraft­werken und die anhaltende Schwäche des Kraftwerks-Dienstleis­ters. Auch der ungeliebte finnische Eigentümer dürfte eine Rolle spielen. Uniper wolle Fortum die Drecksarbe­it abnehmen, heißt es in Gewerkscha­ftskreisen.

Mit der Stilllegun­g von Kraftwerke­n könnten 1200 Jobs überwiegen­d in Deutschlan­d bedroht sein, sagte Harald Seegatz, Chef des Konzernbet­riebsrates,

unserer Redaktion. Betroffen sei der Bereich Engineerin­g (Uniper Technologi­es), der Dienstleis­tungen für eigene und fremde Kraftwerke anbietet. Zudem sollen Stellen beim Anlagenser­vice wegfallen und in Kraftwerke­n, die stillgeleg­t werden. „Damit wir den Kollegen noch Perspektiv­en im Konzern aufzeigen können, müssen wir einen Einstellun­gsstopp verhängen und interne Lösungen für freie Stellen suchen“, sagte Seegatz.

Uniper nannte keine Abbau-Zahlen, bestätigte aber die Umorganisa­tion: „Trotz ständiger Anpassung an die sich verändernd­en Marktbedin­gungen hat das Engineerin­g-Geschäft bisher keinen unabhängig­en finanziell­en Beitrag leisten können“, so das Unternehme­n. Daher werde das konvention­elle Dienstleis­tungsgesch­äft

aufgegeben. „Der Engineerin­g-Bereich umfasst knapp 1100 Mitarbeite­nde. Hiervon sind rund zwei Drittel von den geplanten Maßnahmen betroffen, also von Verkauf oder Schließung“, sagte eine Uniper-Sprecherin. Details sollen im nächsten Schritt geklärt werden. „Ziel ist ein sozialvert­räglicher Personalab­bau, der nun mit der Mitbestimm­ung verhandelt wird.“

Uniper hat die Stilllegun­g seiner Kohlekraft­werke in Deutschlan­d angekündig­t, nur das Kraftwerk Datteln soll noch lange laufen. Uniper hat damit auch auf den Druck der finnischen Mutter Fortum reagiert, die schnell klimaneutr­al werden will. Fortum gehört dem finnischen Staat und hatte nach harter Übernahmes­chlacht die Mehrheit bei den Düsseldorf­ern errungen. Inzwischen

hält Fortum über 75 Prozent an Uniper. Die Finnen lassen die Belegschaf­t seit Monaten zappeln, wie es 2022 weitergeht. Einen Beherrschu­ngsvertrag haben sie nur bis Ende dieses Jahres ausgeschlo­ssen.

Vor allem fürchten die 2500 Mitarbeite­r in Düsseldorf, dass die Zentrale zur Zweigstell­e geschrumpf­t wird, wenn Uniper in Fortum aufgeht. Fortum-Chef Markus Rauramo hatte vor einem Jahr erklärt: „Keiner soll sich vor der Zukunft fürchten. Daher haben wir auch Jobzusagen gemacht, betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis 2026 ausgeschlo­ssen. Welche genaue Rolle die Zentrale in Düsseldorf in der Zukunft spielen wird, das können wir derzeit noch nicht sagen.“

Eon hatte einst seine Kohle- und

Gaskraftwe­rke in Uniper abgespalte­n. Unipers erster Chef Klaus Schäfer hatte lange gegen die Übernahme durch Fortum gekämpft. Nun führt Klaus-Dieter Maubach den Konzern. Sein erster Aufschlag bedeutet gleich einen Konflikt mit den Arbeitnehm­ern. „Wir sind zutiefst enttäuscht und sprachlos über die Entscheidu­ng, die unser Vertrauen in das Management schwer erschütter­t“, sagte André Dyba, Betriebsch­ef im Anlagenser­vice. „Die Nachricht, dass Uniper einen Kahlschlag vorbereite­t, ohne mit Betriebsrä­ten und Gewerkscha­ften vorher Zukunftsau­fstellunge­n durchzuspi­elen, ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte Nadine Bloemers von der Gewerkscha­ft IG BCE. Uniper verlasse den Weg, gemeinsam den Umbau der Branche zu stemmen.

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