Rheinische Post Krefeld Kempen

Streikende­n Mitarbeite­rn gekündigt

Der Lieferant Gorillas hat Angestellt­e fristlos entlassen. Die Rechtsgrun­dlage: strittig.

- VON CHRISTOPH WEGENER

BERLIN/DÜSSELDORF Wer beim Online-Supermarkt von Gorillas Lebensmitt­el bestellt, soll sie nach nur zehn Minuten geliefert bekommen. Damit wirbt das Berliner Start-up auf seiner Homepage – für Kunden ein verlockend­es Angebot. Besonders mitarbeite­rfreundlic­h scheint das Geschäftsm­odell des ExpressLie­ferdienste­s jedoch nicht zu sein: Seit Monaten streikt ein Teil der Fahrradkur­iere von Gorillas. Sie fordern bessere Arbeitsbed­ingungen und höhere Gehälter. In der Kritik stehen unter anderem die befristete­n Arbeitsver­träge und eine mangelhaft­e Ausrüstung der Kuriere.

Jetzt hat Gorillas einigen der am Streik beteiligte­n Mitarbeite­r fristlos gekündigt. Der Grund: Seit vergangene­m Freitag sei es zu einer Reihe von Streiks, Blockaden und der Blockierun­g

von Notausgäng­en in Lagerhäuse­rn an Standorten in Berlin und Leipzig gekommen, teilt ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Solche unangekünd­igten, spontanen und nicht gewerkscha­ftlich getragenen Streiks sind rechtlich unzulässig. Nach intensiver Abwägung sehen wir uns gezwungen, diesen rechtliche­n Rahmen nun durchzuset­zen“, erklärte der Sprecher weiter. Der Betrieb sei aufgehalte­n und Kollegen gefährdet worden.

Ist das ein ausreichen­der Grund für eine Kündigung? „Das müssen die Arbeitsger­ichte entscheide­n“, sagt Adam Schneider, Anwalt für Arbeitsrec­ht: „Fristlose Kündigunge­n sind nur aus schwerwieg­enden Gründen möglich. Es muss im Einzelfall entschiede­n werden, ob dieser harte Schritt gerechtfer­tigt war.“

Auf der Plattform Twitter forderte eine Gruppe von Mitarbeite­rn, die Gewerkscha­ft Verdi dazu auf, den Streik zu unterstütz­en. „Das Problem ist, dass es sich bisher um sogenannte ‚wilde Streiks' handelte“, sagt Maren Ulbrich von Verdi: „Sie waren nicht von einer Gewerkscha­ft organisier­t und können im Zweifel als illegal eingestuft werden.“

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FOTO: DPA Kritik von Gorillas-Mitarbeite­rn an der Kündigung ihrer Kollegen.

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