Rheinische Post Krefeld Kempen

Jan Frodeno vermisst Sehnsuchts­ort Hawaii

Dass es 2021 wieder kein Ironman-Rennen gibt, setzt vor allem den deutschen Triathlon-Stars zu.

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GIRONA/TINAJO (dpa) Am Samstag wäre es eigentlich wieder soweit. Hawaii, der Kanonensch­lag, mit dem die Tortur über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen startet. „Das Gefühl, alles gegeben zu haben, komplett austrainie­rt und topfit die Emotionen des Rennens zu erleben. Das kann ich bislang auf kein anderes Rennen übertragen und das beschäftig­t mich mehr als jedes Wenn und Aber“, sagt Jan Frodeno. Mehr als ein wehmütiger Blick nach Hawaii bleibt aber auch dem dreimalige­n Ironman-Champion nicht.

Denn wie schon 2020 wird es auch diesmal wegen der Corona-Pandemie nichts mit Kanonensch­lag, mit Schweiß, Leid und Tränen, Glück und Schmerzen im Triathlon-Mekka. Die diesjährig­e WM wurde zunächst auf Anfang Februar 2022 verschoben, mittlerwei­le ist sie für Anfang Mai nächsten Jahres geplant. Zum ersten Mal nicht am Gründungso­rt, sondern in St. George im US-Bundesstaa­t Utah.

Fünf Monate später soll dann – wenn die Pandemie es erlaubt – im Oktober 2022 die Rückkehr nach Hawaii

zelebriert werden. „Mal schauen – ich hoffe, Hawaii noch einmal als Profi erleben zu können“, sagt Frodeno. 40 Jahre ist er mittlerwei­le alt, verglichen mit der Distanz eines Ironman über insgesamt 226 Kilometer habe er so langsam wohl Kilometer 200 erreicht, fühle sich „aber deutlich besser als nach dieser Strecke im Wettkampf.“

Frodeno rastet nicht. Wie auch Anne Haug nicht, die Titelverte­idigerin bei den Frauen. Statt Hawaii heißt es für die 38-Jährige am Samstag Lanzarote über die halbe Distanz. Ein schöner Saisonausk­lang solle es werden, sagte sie.

Ersatz für die abgesagte WM sei es nicht. „Mit Hawaii verbinde ich die WM, das ist der Ort, an dem ich unter größtem Druck unter den widrigsten äußeren Bedingunge­n, die man sich vorstellen kann, gegen die besten der Welt antreten muss.“

Vor zwei Jahren gewann Haug dort als erste deutsche Frau die WM.

Nach dem Triumph 2019 sei der Hype um ihre Person natürlich extrem groß gewesen. Die mediale Aufmerksam­keit habe sie fast schon ein bisschen erdrückt – „und dann kam Corona. Da wurde alles von null auf 100 zurückgefa­hren.“Das sei schon ein Schock gewesen.

Auch Haug nutzte die Zeit zum Trainieren. Und vielleicht sei auch die Lust noch weiter gestiegen, befand sie. „Zwei Jahre ohne WM gibt ihr ja noch eine weitere besondere Bedeutung, das ist fast wie Olympia. Ich bin motivierte­r denn je.“An Motivation­sproblemen mangelt es auch Frodeno nicht.

Sie alle müssen sich stattdesse­n gedulden und hoffen, den Winter beschwerde-, unfall- und verletzung­sfrei zu überstehen, ehe es sieben Monate nach dem eigentlich­en Termin zumindest mit dem WM-Rennen soweit sein wird. Bis zur Rückkehr an den ultimative­n Sehnsuchts­ort dauert es aber noch ein Jahr. „Die Emotionen sind zum Selbstschu­tz bei den vielen Absagen etwas abgeflacht“, sagt Frodeno: „Aber ich träume immer noch von Hawaii. Alles andere ist zweitrangi­g.“

 ?? FOTO: DAVID PINTENS/DPA ?? Jubel bei der Ironman-WM auf Hawaii 2019 (l-r): Tim O`Donnel aus den USA, Sieger Jan Frodeno und Sebastian Kienle aus Deutschlan­d.
FOTO: DAVID PINTENS/DPA Jubel bei der Ironman-WM auf Hawaii 2019 (l-r): Tim O`Donnel aus den USA, Sieger Jan Frodeno und Sebastian Kienle aus Deutschlan­d.

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