Rheinische Post Krefeld Kempen
Vom Gymnasium gibt es Kritik am Campus
Im Schulausschuss äußerte sich der stellvertretende Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums gut vorbereitet zum angedachten Münchner Modell. Er sieht Platzprobleme. Die Politik reagierte teils verschnupft auf seine Äußerungen.
ST. TÖNIS Ist das sogenannte Münchner Modell sinnvoll für die weiterführenden Schulen in Tönisvorst? Welche Erfahrungen haben andere Städte damit gemacht? So harmlos der Antrag der FDP-Fraktion im Tönisvorster Ausschuss für Bildung und Schule auch klingt, er löste jetzt etwas aus, das Heinz Michael Horst (SPD) als „kleines Fiasko“bezeichnen sollte. Der Grund für die Aufregung: Der stellvertretende Schulleiter des Michael-Ende-Gymnasiums, Wolfgang Folz, bezweifelte, dass das Münchner Modell für seine Schule auf dem derzeit diskutierten Campus zwischen Düsseldorfer, Vorster Straße und altem Wassertirm umzusetzen ist. Er prognostizierte einen erhöhten Raumbedarf, der zu Mehrkosten führen würde und aufgrund der vergleichsweise geringen Grundstücksfläche gar nicht umsetzbar sei.
Das Münchner Modell bietet durch eine besondere Grundrissgestaltung die Chance, neue pädagogische Standards einzuführen. Das Modell kann vereinfachend als „Schulen in der Schule“bezeichnet werden mit individuellen Lernräumen. Aufgrund des geplanten Neubaus zur Unterbringung des Michael-Ende-Gymnasiums und der
Rupert-Neudeck-Gesamtschule ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, über dieses Modell zu sprechen.
„Wir bewegen uns am unteren Rand des Raumbedarfs“, beklagte Folz. Er befürchtet unter anderem, dass der Bedarf an Sporthallen geringer eingeschätzt wird, als er tatsächlich ist. Dass auf der angedachten Halle das Dach als Sportfläche genutzt werden kann, ist für ihn nur ein schwacher Trost, weil diese Fläche viele Monate im Jahr wegen der Witterung nicht bespielbar sei. Seine Alternative: „Man sollte darüber nachdenken, ob wir an unserer bestehenden Sporthalle nicht festhalten, auch wenn dadurch weniger Flächen als Bauland veräußert werden könnten.“
Der Raumbedarf für das Münchner Modell passe für die Gesamtschule, nicht aber fürs Gymnasium. „Auch die Fachraumzentren scheinen zu klein geplant zu sein“, gab Folz zu bedenken. Für das Gymnasium sei alles zu eng geplant und gedacht.
Folz schien bestens vorbereitet, er sprach 45 Minuten lang und hätte sich als Schüler in „Beteiligung am Unterricht“eine glatte Eins verdient. Stattdessen wurde er verbal abgewatscht wie ein Lümmel. „Es ist deplatziert, dass eine Schule
sich anmaßt, über finanzielle Dinge zu sprechen“, erklärte Heinz Michael Horst. Folz ließ sich nicht beirren: „Das Lernhausmodulkonzept ist für uns so nicht geeignet.“Worauf er Wert legte: „Es ist nicht so, dass ich das generell ablehne.“
Es klang wie Hohn, als Britta Rohr (Grüne) sagte: „Schön, dass Sie sich schon so intensiv damit beschäftigt haben.“Und sie fügte hinzu: „Die Finanzierung dürfte ja nicht Ihr Problem sein.“Ihre Bemerkung, Folz habe keine Bereitschaft, an dem Projekt mitzuarbeiten, bezeichnete dieser als haarsträubend. Heinz Michael Horst störte die Anwesenheit
der Medien in der öffentlichen Sitzung: „Es muss nicht immer alles über die Zeitungen ausgetragen werden.“Immerhin versprach er, die Argumente von Folz in die Workshops mitzunehmen.
Der Fachbereichsleiter Lars Schaath sagte, es gebe derzeit eine Idee, „aber keine Planung im eigentlich Sinne, welche Baustruktur für welche pädagogischen Möglichkeiten erforderlich ist“. Es könne jederzeit die Reißleine gezogen werden. „Die Weichenstellung“, so Schaath, „wird erst im August nächsten Jahres erfolgen.“
Für Christian Rütten (CDU) gehörte die Diskussion in einen Ausschuss und nicht in einen Workshop, der „höheren Verbindlichkeit“wegen. „Wir steigen jetzt erst in die inhaltliche Diskussion ein“, erklärte Schaath. „Es ist bis jetzt an Ihnen vorbeigeplant worden“, sagte Alexander Decher (CDU). Schaath verteidigte sich: „Das kann man so nicht sagen.“Und er ließ die Ausschussmitglieder wissen, dass das Land derzeit keine Vorgaben, etwa zur Größe der Räume, mache. Sein Kommentar: „Das macht es uns nicht einfacher.“Kritisiert wurde außerdem, dass erst jetzt ein Schulentwicklungsplan in Auftrag gegeben wurde.