Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelder zeigen anonym ihre Kunstschät­ze

- VON NORBERT STIRKEN

Kunstschät­ze private Sammler einer breiten Öffentlich­keit zeigen – das ist das Anliegen des neuen Vereins Kunst und Raum 21 aus Krefeld. Bei der Premiere sind auch Arbeiten von Andy Warhol, Eduardo Chillida und Max Ernst zu sehen.

Die Idee findet auf Anhieb Anklang: Ein kunstinter­essierter Freundeskr­eis zeigt Lieblingsb­ilder von Sammlern aus Krefeld in einer Ausstellun­g am Karlsplatz 25 und hat dazu einen Verein gegründet. Am Donnertag war Vernissage und knapp 100 Besucher staunten über die Werke berühmter Künstler und den tollen Ausstellun­gsraum. Diskretion sei oberste Regel, die Leihgeber blieben anonym, sagte Jessica Oehmke, die mit Anahita Teymourin-Pesch und Christian Siempelkam­p den Vorstand des Vereins Kunst und Raum 21 bilden. Die Gemeinnütz­igkeit sei beantragt, „Wir sind kein Museum und keine Galerie, die Arbeiten verkauft oder Künstler fördert“, sagte Anahita Teymourin-Pesch.

Aus dem Förderalte­r sind die Künstler auch längst herausgewa­chsen. Die Liste der Urheber der 20 ausgestell­ten Malereien und Objektbild­er liest sich vielmehr wie ein Verzeichni­s bekannter DocumentaT­eilnehmer, Professore­n diverser Kunstakade­mien und -hochschule­n sowie internatio­nale Superstars. Dazu zählen unzweifelh­aft Pop-ArtIkone Andy Warhol, Bildhauer Eduardo Chillida, Surrealist Max Ernst und der große Provokateu­r aus Krefeld: Joseph Beuys, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Es gehört eine Menge Vertrauen der Sammler dazu, ihre wertvolle Kunst dem Verein zu überlassen. „Wir haben mit einer Versicheru­ngsgesells­chaft alles im Detail besprochen, wie wir die Immobilie zu sichern haben“, berichtete Hauseigent­ümer und Gründungsm­itglied Frank Oehmke. Er hat das Gebäude am Karlsplatz gekauft und zu einem Schmuckstü­ck herausgepu­tzt. Früher einmal haben ein Trödler und davor ein Teppichhän­dler dort ihre Geschäfte getätigt. Oehmke hat Zwischenwä­nde herausreiß­en lassen, den Garten erneuert, eine Glaswand eingebaut, Oberlichte­r wieder freigelegt und den geschätzt 200 Quadratmet­er großen Raum mit weißer Farbe und ausgewogen­em Licht versehen.

Wer draußen vor der schmalen Fassade steht, ahnt nicht, welches Schmuckstü­ck sich im Erdgeschos­s verbirgt. Unzweifelh­aft ein schöner Raum für interessan­te Kunst. Zwölf Sammler aus Krefeld haben sie für die Präsentati­on zur Verfügung gestellt. „Es wäre doch schade, wenn solche Werke der Öffentlich­keit vorenthalt­en würden“sagte Jessica Oehmke. Ein vergleichb­ares Konzept habe sie bislang nicht entdecken können, berichtete sie. In manchem Wohnzimmer sei für die Dauer der Ausstellun­g nun ein gleichsam weißer Fleck an der Wand.

Krefeld habe ein Sammlertra­dition, die vor allem in der Ära des damaligen Direktors des Kaiser Wilhelm Museums, Paul Wember, entstanden und von ihm inspiriert sei. Stücke aus den Sammlungen wolle der Verein zwei- bis später dreimal jährlich zeigen. Dabei blicken die Organisato­ren über die Stadtgrenz­en hinaus. „Wir hoffen, dass in nicht ferner Zukunft Sammler auf uns zukommen, um ihre Werke einer Öffentlich­keit zu zeigen“, sagte Anahita Teymourin-Pesch. Alle aktuellen Kunstwerke stammen von Künstlern, die in musealem Umfeld zu sehen sind. Den Schwerpunk­t bildet die Malerei. „Wir sind aber auch für Keramik, Wandteppic­he oder andere Genres offen“, sagte Jessica Oehmke. Kunsthisto­rische Betrachtun­gen wollen sie nicht anstellen. „Wir möchten im Privaten verborgene Kunst einem breiten Publikum zugänglich machen.“

Es gibt viele Ideen, wie das Konzept weiter ausgearbei­tet werden könnte. So sei daran gedacht, dass die Sammler, die aus der Anonymität herauszutr­eten bereit seien, an einem Vortragsab­end erklären, warum ausgerechn­et diese Arbeit ihren gefallen finde, erzählte Jessica Oehmke. Die Resonanz bei der Premiere am vergangene­n Donnerstag sei überwältig­en gut gewesen, mehr als 20 Besucher hätten sich spontan dem Verein als Mitglied angeschlos­sen“, berichtete Frank Oehmke. Einen solchen Ort und ein solches Konzept habe es bislang in Krefeld nicht gegeben. betonte Christian Siempelkam­p. Inzwischen sei das Projekt auch auf Instagram unterwegs und eine Influencer­in habe die Idee ihren 400.000 Followern bereits nahe gebracht, berichtete er.

 ?? RP-FOTOS (4): THOMAS LAMMERTZ ?? Jessica Oehmke, Anahita Teymourian-Pesch und Christian Siempelkam­p bilden den Vorstand des neuen Vereins Kunst und Raum 21, der wichtige Kunst aus Privatbesi­tz am Karlsplatz 25 ausstellt.
RP-FOTOS (4): THOMAS LAMMERTZ Jessica Oehmke, Anahita Teymourian-Pesch und Christian Siempelkam­p bilden den Vorstand des neuen Vereins Kunst und Raum 21, der wichtige Kunst aus Privatbesi­tz am Karlsplatz 25 ausstellt.
 ?? ?? Der Installati­onskünstle­r Franz Erhard Walther ist Urheber des Werks „Bau ruht“aus Baumwollst­off und Holz aus dem Jahr 1986.
Der Installati­onskünstle­r Franz Erhard Walther ist Urheber des Werks „Bau ruht“aus Baumwollst­off und Holz aus dem Jahr 1986.
 ?? ?? Anahita Teymourin-Pesch bestaunt das Ölgemälde Maja VI von 1962 des Künstlers Horst Antes.
Anahita Teymourin-Pesch bestaunt das Ölgemälde Maja VI von 1962 des Künstlers Horst Antes.
 ?? ?? Jessica Oehmke betrachtet eine Arbeit „Marilyn Monroe“der Pop-Art-Ikone Andy Warhol.
Jessica Oehmke betrachtet eine Arbeit „Marilyn Monroe“der Pop-Art-Ikone Andy Warhol.

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