Rheinische Post Krefeld Kempen
Über 100.000 Euro fürs Hospiz erlaufen
Seit 13 Jahren gibt es den Hospizlauf in Krefeld. Aus den kleinen Anfängen hat sich etwas Großes entwickelt.
Seit 13 Jahren gibt es in Krefeld einen Hospizlauf zugunsten des Hospiz‘ am Blumenplatz. Wieso war es 2023 dann der zwölfte Lauf und wie viel Spenden wurden erlaufen? SATTLER Die Zahl zwölf ist der Corona-Zeit geschuldet, in der wir die Veranstaltung nicht wie gewohnt durchführen konnten. Wir werden aber in diesem Jahr mit der Nummer 14 weitermachen, damit wir wieder in der Reihe sind. Schließlich sind es jetzt schon 14 Jahre, in denen der Lauf stattfindet. Im vergangenen Jahr haben wir 11.000 Euro an die Mitarbeiter im Hospiz übergeben können. Rund 600 Sportlerinnen und Sportler hatten sich am Lauf beteiligt.
War das die höchste Summe, die jemals erlaufen wurde?
SATTLER Nein, nicht ganz. Wir hatten auch schon mal 12.000 Euro. Aber in 2023 konnte eine andere wichtige Marke erreicht werden. Wir haben in den 13 Jahren jetzt über 100.000 Euro an Spenden gesammelt. Das ist schon eine beeindruckende Summe, auf die man stolz sein kann.
Woher kommt die Idee, das Hospiz am Blumenplatz zu unterstützen? SATTLER Die Anfänge gehen auf unseren Ehrenvorsitzenden Dieter Hofmann zurück. Seine Frau war damals Gast im Hospiz und fühlte sich dort sehr gut aufgehoben. Nach ihrem Tod wollte Dieter Hofmann den Mitarbeitern dieser Einrichtung als Dankeschön für die liebevolle Betreuung etwas zurückgeben. Er kam auf die Idee, einen Sponsorenlauf zu veranstalten und besprach seine Idee mit Karin Meincke, die zu dieser Zeit Vorsitzende der Hospiz Stiftung war. Ich war auch schon mit im Boot und habe die Organisation mitübernommen. Damals war es eine Veranstaltung des SC Bayer 05 Uerdingen, an der sich rund 250 Läufer beteiligt haben, die vom Löschenhofweg in Uerdingen aus zum Blumenplatz gelaufen sind. Auch Zuschauer standen an der Strecke, so dass es eine lebendige Veranstaltung wurde, die allen Beteiligten sehr viel Freude bereitete.
Wie ging es dann weiter?
SATTLER Wegen des Erfolgs des ersten Laufes wurde schnell über eine Fortsetzung gesprochen. Die Veranstaltung wurde größer. Ab dem dritten Jahr waren auch Läufer aus Fischeln, vom Verein „Sport für aktive Bürger“und aus Meerbusch dabei. Alle starteten aus unterschiedlichen Richtungen, die Meerbuscher beispielsweise aus Bösinghofen. Von dort aus laufen sie bis heute Richtung Fischeln und dann gemeinsam mit den Sportlern dort in die Innenstadt zum Hospiz. Inzwischen sind aber viele weitere Vereine und damit neue Startpunkte hinzugekommen.
Das Miteinander und die Freude an Bewegung stehen beim Hospizlauf an vorderster Stelle. War das schon immer so?
SATTLER Auf jeden Fall. Das machte schon immer den besonderen Reiz dieser Veranstaltung aus. Es geht eben nicht darum, wer als Erster durchs Ziel läuft. Im Gegenteil. Man läuft gemeinsam, wartet manchmal auch auf langsamere Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, quatscht dabei ein bisschen und genießt die entspannte Atmosphäre. Ein besonderes Erlebnis ist der Zieleinlauf auf dem Blumenplatz. Ich bin selbst ja schon ein paar Mal mitgelaufen und erinnere mich an das tolle Gefühl, die ganzen gut gelaunten Sportler, die Freude bei den Gästen des Hospiz, die zum Teil auf kurzen Strecken mit dabei sind, die Zuschauer, die allen zujubeln und ebenfalls Spaß haben. Es ist ein sehr bewegender Moment.
Wie viele Startpunkte gibt es inzwischen und was hat sich verändert? SATTLER Wir haben jetzt elf Startpunkte, der letzte ist im vergangenen Jahr dazugekommen und befindet sich an der Rennbahn im Stadtwald. Seit der Veranstaltung in der Corona-Zeit, bei der wir ja statt eines Sternenlaufs verschiedenste Sportangebote an vielen Stellen im Stadtgebiet im Angebot hatten, haben wir auch Schwimmer und Eisläufer dabei. Außerdem ist das Rahmenprogramm am Blumenplatz deutlich größer als früher.
Während der Pandemie sind ja viele Veranstaltungen ausgefallen. Warum nicht der Hospizlauf?
SATTLER Einen richtigen Hospizlauf hat es ja nicht gegeben. Aber wir wollten uns trotzdem etwas einfallen lassen, auch um zu zeigen, dass die Gäste und Mitarbeiter im Hospiz‘ nicht vergessen werden und weil dieser Lauf eben auch symbolisch wertvoll ist. Herausgekommen ist eine sehr vielfältige Veranstaltung mit Stand-up-Paddling, Segeln, Schwimmen und Eislaufen.
Ist es schwierig, Sponsoren für eine solche Veranstaltung zu finden?
SATTLER Nein, glücklicherweise nicht. Wir haben seit 14 Jahren in Krefeld die Sparkasse, die AOK und die Wohnstätte mit im Boot. Seit einem Jahr ist auch die Hochschule Niederrhein dabei. Das erleichtert natürlich vieles.
Auch viele Vereine engagieren sich. SATTLER Ja, und sie sind die Grundlage für das Gelingen des Hospizlaufs. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz der Vereine wie auch des Hospiz‘ wäre die Veranstaltung nicht möglich. 21 Vereine machen inzwischen beim Hospizlauf mit. Ihre Mitglieder engagieren sich oft nicht nur am Tag selber, sondern sammeln bereits im Vorfeld fleißig Spenden wie beispielsweise die Interessensgemeinschaft Altensport aus St. Tönis, die jedes Jahr über 2000 Euro zusammen bekommt. Aber auch Zuschauer spenden häufig. Manchmal ist es sogar vorgekommen, dass jemand, der nicht genannt werden wollte, über 1000 Euro gegeben hat. Das ist schon sehr besonders.
Wofür werden die Spenden eingesetzt?
SATTLER Mit dem Geld finanzieren die Mitarbeiter des Hospiz‘ ihren Gästen letzte Wünsche. Sie fahren einen ihrer Schützlinge beispielsweise noch ein Mal zum Meer, damit er die Wellen sehen kann. Dafür brauchen sie ein spezielles Fahrzeug, das dann von den Spenden gemietet werden kann.
Aber auch für den Stadtsportbund ist der Hospizlauf ein Mehrgewinn.
SATTLER Auf jeden Fall. Der Lauf gehört zu unseren niederschwelligen Angeboten, mit denen wir Menschen animieren wollen, sich mehr zu bewegen, bevorzugt an der frischen Luft. Wir haben Teilnehmer zwischen acht und über 80 Jahren bei diesem Lauf, und bei weitem nicht alle sind in Vereinen. Aber manchmal kommen sie über diese Veranstaltung auf den Geschmack und melden sich nachher in einem Verein an. Das freut uns dann natürlich sehr.
Wie beliebt sind die Krefelder Sportvereine?
SATTLER Sehr beliebt. Es gibt viele Anmeldungen, und wir haben inzwischen über 66.000 Mitglieder. Durch Corona sind anscheinend viel mehr Menschen draußen unterwegs gewesen und haben gemerkt, wie viel Spaß Sport machen kann. Es geht dabei ja auch nicht darum, sich völlig zu verausgaben. Im Gegenteil. Das ist sogar ungesund. Man sollte es lieber ruhig angehen lassen, aber konstant dabei bleiben. Dieter Hofmann mit seinen 84 Jahren ist ein gutes Beispiel, wie man bis ins hohe Alter sportlich aktiv und dadurch auch körperlich und geistig fit bleibt. Da können wir uns alle eine Scheibe von abschneiden. Er ist auch immer beim Hospizlauf dabei und liebt es, mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. So wird es hoffentlich auch in diesem Jahr sein. Denn der Spendenlauf fürs Hospiz ist für uns eine absolute Herzensangelegenheit.