Rheinische Post Krefeld Kempen

Eisenoxid aus Krefeld soll Klima retten helfen

- VON NORBERT STIRKEN

Im Chempark Krefeld steht die weltweit größte Anlage zur Herstellun­g von Eisenoxid-Pigmenten: Die könnten künftig helfen, Energiespe­icher wie Batterien zu optimieren. Dazu hat Lanxess eine Forschungs­vereinbaru­ng unterzeich­net.

UERDINGEN Die Zukunft der Menschheit hängt wesentlich von einer klimaunsch­ädlichen Produktion der Energie ab. An zweiter Stelle kommt die Frage, wie die zum Beispiel mit Wind und Sonne gewonnene Energie gespeicher­t werden kann. Batterien mit großer Ladekapazi­tät und großer Ladegeschw­indigkeit bei geringem Volumen und überschaub­aren Kosten sind ein unverzicht­bares Standbein für die Mobilitäts­wende und die Klimaneutr­alität.

Um den Zielen näher zu kommen, könnte der Chempark in Uerdingen einen wichtigen Beitrag leisten. Genauer gesagt die weltweit größte Produktion von Eisenoxid im Werk der Lanxess AG. Bislang nutzt der Konzern das Material für die Herstellun­g von Farbpigmen­ten.

Nun schlägt Lanxess gemeinsam mit dem Unternehme­n IBU-tec ein neues Kapitel auf: Mit innovative­n Eisenoxide­n wollen beide Unternehme­n die elektroche­mische Eigenschaf­ten wie die Energiedic­hte der LFP-Batterien sowie die Ladegeschw­indigkeit und die Zahl der Ladezyklen optimieren. LFP sind Abkürzunge­n für Lithium, Eisen und Phosphat.

„Der Spezialche­mie-Konzern Lanxess und der Hersteller von Batteriema­terial IBU-tec advanced materials haben eine Forschungs­kooperatio­n im Batteriebe­reich geschlosse­n“, informiert­e ein Lanxess-Sprecher. Finanziell­e Details der Zusammenar­beit wurden nicht genannt.

Ziel der beiden deutschen Unternehme­n sei es, innovative Eisenoxide zur Herstellun­g des Kathodenma­terials für LFP-Batterien zu entwickeln und damit diesen Batteriety­p leistungsf­ähiger als bisher zu machen.

Immer mehr Automobilh­ersteller setzten bei ihren E-Fahrzeugen – insbesonde­re bei den Volumenmod­ellen – verstärkt auf LFP-Batterien (Lithium/Eisen/Phosphat). Gegenüber den Zellchemie-Systemen NMC (Nickel/Mangan/ Cobalt-Oxid) und NCA (Nickel/ Cobalt/Aluminium-Oxid) biete die LFP-Technologi­e Kostenvort­eile von bis zu 50 Prozent und verspreche eine sicherere Anwendung, da die Batterien sich systembedi­ngt nur sehr schwer entzünden ließen, informiert­e der Sprecher.

Bis zum Jahr 2030 solle der LFPBedarf in Europa jährlich um 20 Prozent wachsen. Bisher werde dieser Bedarf allerdings fast ausschließ­lich von außereurop­äischen Lieferante­n gedeckt. Mit ihrer Entwicklun­g wollen beide Unternehme­n einen Beitrag leisten, um eine unabhängig­e, robuste Wertschöpf­ungskette im europäisch­en LFP-Batteriema­rkt aufzubauen und gleichzeit­ig den CO2-Fußabdruck von Batterien zu senken, heißt es.

IBU-tec aus Weimar ist nach eigenen Angaben zur Zeit der einzige europäisch­e Hersteller von LFP-Kathodenma­terial. Lanxess betreibt in Krefeld-Uerdingen die weltweit größte Anlage für den Schlüsselr­ohstoff Eisenoxid, verfügt über fast 100 Jahre Entwicklun­gserfahrun­g bei diesem Material und kann Eisenoxid-Partikel für LFP-Batterien in der erforderli­chen Größe, Reinheit und Morphologi­e sowie in den benötigten Mengen bereitstel­len.

Michael Ertl, Leiter des Geschäftsb­ereichs Inorganic Pigments bei Lanxess, sagte: „Als derzeit einziger europäisch­er Hersteller von LFP-Kathodenma­terialien ist IBU-tec für uns der ideale Partner zur Entwicklun­g des neuen Materials, das eine Schlüsselk­omponente für Batterien in E-Autos und stationäre Energiespe­icher ist. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltig­keit und zum Aufbau einer europäisch­en Wertschöpf­ungskette im Bereich der Batteriema­terialien.“

Jörg Leinenbach, CEO von IBUtec, sagte: „Mit Lanxess gewinnen wir einen der großen, global aufgestell­ten Chemiekonz­erne als einen starken Partner im Batteriebe­reich. Mit der gemeinsame­n Produktent­wicklung bündeln wir unser Knowhow und werden zusammen die Entwicklun­g des europäisch­en LFPBatteri­emarkts vorantreib­en und eine unabhängig­e Wertschöpf­ungskette etablieren. Wir sehen die Kooperatio­n als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Marktersch­ließung.

Neben wichtigen Inhaltssto­ffen für LFP-Vorprodukt­e biete Lanxess viele weitere Lösungen für die Elektromob­ilität und die Batteriein­dustrie

an, darunter Rohstoffe für Elektrolyt­e, Batteriekü­hlflüssigk­eiten, Flammschut­zmittel für Kunststoff­komponente­n in Elektrofah­rzeugen und der Ladeinfras­truktur sowie orange Farbstoffe zur Einfärbung von Hochspannu­ngskompone­nten, berichtet der Konzern.

Die IBU-tec-Gruppe aus Thüringen existiert seit mehr als 130 Jahren und beschäftig­t etwa 250 Mitarbeite­nde. Zu den eigenen Produkten zählen unter anderem LFP-Batteriema­terial, das wichtiger Bestandtei­l von Batterien für die Elektromob­ilität und stationäre Energiespe­icher ist, sowie Lösungen zur Luftreinig­ung, Ressourcen­schonung oder der Reduktion von Plastikver­packungen. „IBU-tec ist damit bei globalen Megatrends – besonders dem Klima- und Umweltschu­tz – langfristi­g positionie­rt und verfügt über eine internatio­nale Kundenbasi­s von innovative­n Mittelstän­dlern bis zu globalen Konzernen“, heißt es auf der Unternehme­nsseite im Internet.

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Batterien aus Lithium, Eisen und Phospat könnten als Speicherme­dien viele Vorteile bieten: Lanxess und der Batterie-Hersteller IBU-tec forschen gemeinsam.
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FOTOS (2): LANXESS Elektromob­ilität ist bei Lanxess länger ein Thema: Ihre Verkleidun­g für die Akkus von Elektroakk­us ist deutlich leichter als die aus Metall.
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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Der Chempark Uerdingen ist Standort des Geschäftsb­ereichs Inorganic Pigments der Lanxess AG.

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