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„Rent a Zug“– Siemens vermietet jetzt Züge

- VON JESSICA KUSCHNIK

Siemens geht neue Wege im Vertrieb mit einem neugegründ­eten Tochterunt­ernehmen. Man kann Züge jetzt auch mieten – das ist die Antwort auf neue Finanzieru­ngsmodelle in der Branche. Das Mietmodell gilt innerhalb von Deutschlan­d.

UERDINGEN Die Vermietung von Zügen soll künftig genauso einfach sein wie die Vermietung von Autos. Das zumindest ist der Plan von Siemens. Das Unternehme­n mit Standort in Uerdingen hat jüngst das Tochterunt­ernehmen Smart Train Lease GmbH gegründet. Dieses soll künftig Mireo Smart-Züge zur schnellen und flexiblen Anpassung der Flottenkap­azität ihrer Kunden anbieten. Die Idee dahinter: Mehr Flexibilit­ät und geringere Kosten.

„Durch die Mobilitäts­wende ist der Markt für Regionalzü­ge äußerst dynamisch. Betreiber suchen nach flexiblere­n und schnell verfügbare­n Angeboten, während neue Technologi­en die Nachhaltig­keit des Schienenve­rkehrs noch weiter erhöhen“, erklärt sagt Albrecht Neumann, CEO Rolling Stock bei Siemens Mobility. „Mit der Smart Train Lease GmbH schaffen wir ein Mietmodell für hochstanda­rdisierte Nahverkehr­szüge, das durch Kostenposi­tion, Zuverlässi­gkeit und Lieferzeit ein neues und attraktive­s Angebot für unsere Kunden darstellt.“

Die Smart Train Lease GmbH soll den Kunden die flexible Ergänzung ihrer Flotten mit hochmodern­en Batterie-, Wasserstof­f- und Elektrotri­ebzügen durch Vermietung ermögliche­n. Die Mireo Smart-Züge seien kurzfristi­g verfügbar, zugelassen und erfüllten alle erforderli­chen Standards für einen modernen Schienenpe­rsonennahv­erkehr. „Mit vorkonfigu­rierten Fahrzeugen und zusätzlich­en Dienstleis­tungen wie der Instandhal­tung bietet dieses neue Angebot eine wirtschaft­liche Alternativ­e zur schnellen und flexiblen Flottenerw­eiterung“, heißt es von Siemens. Und noch einen weiteren Vorteil soll das Mietmodell für die Kunden haben. Denn es ermögliche den Kunden, neue Technologi­en unkomplizi­ert zu testen.

Die Smart Train Lease GmbH bietet dieses Mietmodell zunächst innerhalb Deutschlan­ds an. Mittelfris­tig sei eine Ausweitung auf ganz Europa geplant. „Wir wollen die Vermietung von Zügen so einfach wie die Anmietung eines Autos machen und so unseren Beitrag zur Beschleuni­gung der Mobilitäts­wende leisten“, sagt Benjamin Dobernecke­r, CEO Smart Train Lease GmbH. „Dadurch steigt die Attraktivi­tät der Schiene für die Fahrgäste und ermöglicht unseren Kunden kurzfristi­g auf Anfrageanp­assungen zu reagieren.“Die Verkehrswe­nde vom Individual­transport hin zum öffentlich­en Verkehr sowie das 49-Euro-Ticket und die damit verbundene Vereinfach­ung des Bahnfahren­s haben laut Siemens die Nachfrage nach Zügen deutlich erhöht. Darüber hinaus gebe es zahlreiche private Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen, die im Schienenpe­rsonennahv­erkehr tätig seien und nach flexiblere­n Angeboten suchten, um ihren Bedarf an neuen Zügen ohne langfristi­ge Investitio­nsbindung und mit wettbewerb­sfähigen Raten decken zu können.

Im Bahnbereic­h gibt es demnach Mietangebo­te bisher nur für langfristi­ge Verträge mit einer Laufzeit von mehr als zwölf Jahren, die mit Anschlussn­utzung oder Restwertga­rantien versehen sind, heißt es von Unternehme­nsseite. „Für Triebzüge für den Nah- und Regionalve­rkehr gibt es bisher kein Angebot für eine kurz- und mittelfris­tige Vermietung von kleinen Flotten, insbesonde­re nicht für moderne Regionalzü­ge mit alternativ­en Antrieben. Hier schafft

die Smart Train Lease GmbH einen neuen Markt.“

Zum Einsatz kommen bei dem neuen Mietangebo­t die Mireo SmartZüge. Sie stünden ab sofort zur Verfügung

und zeichneten sich durch niedrige Lebenszykl­uskosten und einen geringen Energiever­brauch aus, seien zudem technologi­sch fortschrit­tlich und optimal ausgestatt­et. Der Mireo Smart fährt eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 160 Stundenkil­ometern und ist als Elektrotri­ebzug, als Batterie- oder Wasserstof­fzug verfügbar. Alle Züge sind mit dem European Train Control System (ETCS) und Punktförmi­ger Zugbeeinfl­ussung (PZB) ausgestatt­et. Der Mireo Smart bietet eine Kapazität von 214 Sitzplätze­n, 21 Fahrradste­llplätzen, zwei Rollstuhlp­lätzen und einer Universalt­oilette. Zusätzlich sind die Züge mit modernen Klimaanlag­en, WLAN, Fahrgastin­formations­systemen, Sicherheit­süberwachu­ngssysteme­n und großen TFT-Monitoren im Einstiegsb­ereich ausgestatt­et.

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FOTO: SIEMENS Der Mireo Smart-Zug wird im Krefelder Werk in Uerdingen gebaut.

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