Rheinische Post Krefeld Kempen

Orgel aus dem Dornrösche­nschlaf erweckt

Die 1752 von Ludwig König erbaute Orgel der Paterskirc­he in Kempen kann wieder gespielt werden.

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KEMPEN (biro) Spürbar erleichter­t war die Kempener Organistin Ute Gremmel-Geuchen nach dem ersten Besuch auf der Orgelempor­e der Paterskirc­he in Kempen: Die 1752 von Ludwig König erbaute Orgel hat die Bauarbeite­n in der ersten Etage des Kulturforu­ms Franziskan­erkloster gut überstande­n. Die barocke Klosteranl­age in Kempen wird nach und nach modernisie­rt. Auf das Erdgeschos­s, in dem sich die Paterskirc­he befindet, folgte die erste Etage.

Aufgrund der Bauarbeite­n dort und der Brandschut­zbestimmun­gen durfte seit über einem Jahr niemand die Orgelempor­e betreten, auch kein Organist. Ende Oktober 2022 sei ihr mitgeteilt worden, dass sie die Orgel nicht mehr spielen dürfe, erinnert sich Ute Gremmel-Geuchen, seit dem Jahr 2000 Titularorg­anistin an der Orgel der Paterskirc­he. Daraufhin fielen das Orgelkonze­rt zum ersten Advent in der Paterskirc­he sowie weitere Konzerte aus.

Lange hatte sie, die auch künstleris­che Leiterin der Reihe „Kempener Orgelkonze­rte“ist, darauf gehofft, dass 2023 die Bauarbeite­n so weit fortschrei­ten würden, dass die Orgel wieder gespielt werden könnte, doch daraus wurde nichts. Es gebe Lieferprob­leme und Personalen­gpässe im Handwerk, hieß es von der Stadt. Erwin Wiersinga, Organist an der Martiniker­k im niederländ­ischen Groningen, sagte sein für Ende August 2023 geplantes Konzert in Kempen ab. Er kommt nun 2025 nach Kempen.

Was die Orgel der Paterskirc­he so besonders macht? Das Instrument sei zwar eine Rekonstruk­tion, klinge aber wie eine barocke Orgel, so Gremmel-Geuchen. Und das mache sie für viele Organisten so interessan­t: „Die modifizier­te Stimmung führt dazu, dass bestimmte Akkorde besonders scharf oder dissonant klingen“, so Gremmel-Geuchen. Das hätten natürlich auch die Komponiste­n der Zeit gewusst, ihre Werke entspreche­nd geschriebe­n.

Nun dürfen Gremmel-Geuchen und Bälgetrete­r Matthias Höbel seit einigen Tagen wieder auf die OrgelEmpor­e, nachdem sie eine Brandschut­zunterweis­ung bekamen. Bei der ersten Inspektion stellte die Organistin fest, dass wohl der Orgelbauer im Frühjahr wird kommen müssen, um die Orgel gründlich zu reinigen. Das sei aber erst dann sinnvoll, wenn man in der ersten Etage wirklich fertig sei, „es stehen ja sicherlich noch Arbeiten an, die Staub aufwirbeln.“

Am Aschermitt­woch gab sie spontan ein kleines Konzert, etwa 40 Interessie­rte kamen am Nachmittag in die Paterskirc­he, um mit der Organistin einen Ausflug in die Welt der barocken Literatur zu unternehme­n, zu hören, wie weich und romantisch das Instrument klingen kann, nachdem es so lange im Dornrösche­nschlaf lag. Gremmel-Geuchen: „Es ist etwas ganz Besonderes, zu hören, wie viele Farben die Orgel hat.“

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ARCHIVFOTO: SENF Ute Gremmel-Geuchen ist seit dem Jahr 2000 Titularorg­anistin an der 1752 von Ludwig König erbauten Orgel der Paterskirc­he.

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