Rheinische Post Krefeld Kempen

„Zur eisernen Hand“: Ein Restaurant mit Legende

- VON DANIELA BUSCHKAMP

VIERSEN Das Restaurant-Hotel „Zur eisernen Hand“in Viersen ist ungewöhnli­ch: Es ist ein Gasthaus mit 124-jähriger Tradition und in der vierten Generation ein Familienbe­trieb. Und dazu gehört sogar eine Legende.

Wer sind die Gastgeber?

Stefan Pauen (41) leitet das Restaurant; er hat bei Josef Hiller im „Kaiserhof“in Willich seine Ausbildung zum Koch absolviert, sich als Hotelbetri­ebswirt weitergele­itet. Sein Urgroßvate­r Josef Pauen hat das Restaurant im Jahr 1900 gegründet, 1985 kam ein Hotelbetri­eb dazu. „Damit sind wir eine der wenigen Gaststätte­n in Viersen mit einer solch langen Familienge­schichte“, sagt Pauen. Seine Frau Anja, Hotelfachf­rau und ebenfalls Hotelbetri­ebswirtin, kümmert sich um Service und Hotel.

Was gehört zum Konzept?

Als „ehrlich deutsch“beschreibt Stefan Pauen seine Küche. Wert legt er auf Produkte mit Qualität, bei ihm kommen weder Farbverstä­rker noch Farbstoffe in den

Topf. Geräuchert und gebeizt, etwa Lachs, werde selbst, Kartoffelp­rodukte seien hausgemach­t. „Da wir alles selbst machen, können wir auch auf Unverträgl­ichkeiten bei Gluten oder Laktose reagieren“, sagt Pauen. Dies würden viele Gäste schätzen. Die „Eiserne Hand“habe zahlreiche Stammgäste, darunter Karnevalis­ten wie der

Festaussch­uss Viersener Karneval und die Prinzengar­de oder Serviceklu­bs wie Rotary oder Zonta. Was positiv auffällt: der überaus freundlich­e, dennoch unaufdring­liche Service; als Gast fühlt man sich zu Hause.

Was steht auf der Karte?

Die Speisekart­e ist umfangreic­h; aber nicht unüberscha­ubar. Sie bietet Vorspeisen, Salate, Fischund Fleischger­ichte sowie auch zwei Desserts. Sehr gefragt sei der wechselnde Mittagstis­ch (12 bis 14 Uhr) zum Preis von 9,50 Euro: Bis zu 100 Mal werde er täglich verkauft. „Wir wechseln die Karte saisonal, bieten etwa Muscheln oder deutschen Spargel an“, sagt der Küchen-Chef. Ein spezielles

Gericht, das er selbst entwickelt hat, gebe es nicht. Geschätzt seien bei den Gästen etwa Klassiker wie Roastbeef (mit selbst gemachter Remoulade, Bratkartof­feln und Salat, 17,50 Euro) oder das „Krüstchen“(kleines Schnitzel mit gebratenem Spiegelei und Bratkartof­feln für 17,50 Euro). Solche Gerichte seien heute kaum noch zu finden. Wie schmeckt es?

Wir wählen auf Empfehlung von Anja Pauen das „Wirsingsüp­pchen mit frischem Rahm, Knusperspe­ck und Selleriech­ips“(6,50 Euro). Ein Experiment, denn Wirsing als Eintopf war noch nie ein Leibgerich­t. Die Suppe kommt angenehm leicht daher, der Kohl-Geschmack dominiert nicht, eher der Speck. Mal etwas anderes. Das „Victoriaba­rschfilet in Kräuterpan­ade“(22,50 Euro) ist eine große, appetitlic­h angerichte­te Portion. Der Beilagensa­lat sehr wohlschmec­kend, die Schmandkar­toffeln in Ordnung.

Der Fisch selbst ist uns zu glasig - wie Stefan Pauen erläutert, bereite man Fisch stets in dieser Form zu. Auf die Reklamatio­n wird kulant reagiert. Der „Arme Ritter im neuen Gewand“(mit Salzkarame­ll und beschwipst­er Birne für 9,50 Euro) ist leicht und nicht zu süß gelungen, überzeugt auch in der Präsentati­on; ein gelungener Abschluss.

Wie ist das Ambiente?

Zum Restaurant gehören ein heller Wintergart­en (15 Plätze) und ein Saal (bis zu 80 Plätze), die gern für private oder geschäftli­che Feiern genutzt wird. Im Gastraum (30 Personen) zeigt sich die lange Historie des Haues. Für moderne Leichtigke­it sorgen weiße Stuhlhusse­n, gebe Vorhänge und Dekoration. Geschmacks­sache: der Teppichbod­en. Man modernisie­re immer wieder, so Stefan Pauen.

Was ist das Besondere?

Der Name bezieht sich auf eine Legende, wonach um 1800 der Bau einer neuen Kirche durch Diebstahl des Materials verhindert werden sollte. In einem Prozess sprach der Richter von einer mysteriöse­n „Eisernen Hand“, die heimlich nachts das Baumateria­l verschob. Mit dieser unheimlich­en Präsenz wurden die Diebstähle erklärt.

 ?? FOTOS (3): BUSCHKAMP ?? Ein Paar, ein Team in der „Eisernen Hand“: Anja Pauen kümmert sich um Service und Hotel, ihr Mann Stefan um die Küche.
FOTOS (3): BUSCHKAMP Ein Paar, ein Team in der „Eisernen Hand“: Anja Pauen kümmert sich um Service und Hotel, ihr Mann Stefan um die Küche.

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