Rheinische Post Krefeld Kempen
„Zur eisernen Hand“: Ein Restaurant mit Legende
VIERSEN Das Restaurant-Hotel „Zur eisernen Hand“in Viersen ist ungewöhnlich: Es ist ein Gasthaus mit 124-jähriger Tradition und in der vierten Generation ein Familienbetrieb. Und dazu gehört sogar eine Legende.
Wer sind die Gastgeber?
Stefan Pauen (41) leitet das Restaurant; er hat bei Josef Hiller im „Kaiserhof“in Willich seine Ausbildung zum Koch absolviert, sich als Hotelbetriebswirt weitergeleitet. Sein Urgroßvater Josef Pauen hat das Restaurant im Jahr 1900 gegründet, 1985 kam ein Hotelbetrieb dazu. „Damit sind wir eine der wenigen Gaststätten in Viersen mit einer solch langen Familiengeschichte“, sagt Pauen. Seine Frau Anja, Hotelfachfrau und ebenfalls Hotelbetriebswirtin, kümmert sich um Service und Hotel.
Was gehört zum Konzept?
Als „ehrlich deutsch“beschreibt Stefan Pauen seine Küche. Wert legt er auf Produkte mit Qualität, bei ihm kommen weder Farbverstärker noch Farbstoffe in den
Topf. Geräuchert und gebeizt, etwa Lachs, werde selbst, Kartoffelprodukte seien hausgemacht. „Da wir alles selbst machen, können wir auch auf Unverträglichkeiten bei Gluten oder Laktose reagieren“, sagt Pauen. Dies würden viele Gäste schätzen. Die „Eiserne Hand“habe zahlreiche Stammgäste, darunter Karnevalisten wie der
Festausschuss Viersener Karneval und die Prinzengarde oder Serviceklubs wie Rotary oder Zonta. Was positiv auffällt: der überaus freundliche, dennoch unaufdringliche Service; als Gast fühlt man sich zu Hause.
Was steht auf der Karte?
Die Speisekarte ist umfangreich; aber nicht unüberschaubar. Sie bietet Vorspeisen, Salate, Fischund Fleischgerichte sowie auch zwei Desserts. Sehr gefragt sei der wechselnde Mittagstisch (12 bis 14 Uhr) zum Preis von 9,50 Euro: Bis zu 100 Mal werde er täglich verkauft. „Wir wechseln die Karte saisonal, bieten etwa Muscheln oder deutschen Spargel an“, sagt der Küchen-Chef. Ein spezielles
Gericht, das er selbst entwickelt hat, gebe es nicht. Geschätzt seien bei den Gästen etwa Klassiker wie Roastbeef (mit selbst gemachter Remoulade, Bratkartoffeln und Salat, 17,50 Euro) oder das „Krüstchen“(kleines Schnitzel mit gebratenem Spiegelei und Bratkartoffeln für 17,50 Euro). Solche Gerichte seien heute kaum noch zu finden. Wie schmeckt es?
Wir wählen auf Empfehlung von Anja Pauen das „Wirsingsüppchen mit frischem Rahm, Knusperspeck und Selleriechips“(6,50 Euro). Ein Experiment, denn Wirsing als Eintopf war noch nie ein Leibgericht. Die Suppe kommt angenehm leicht daher, der Kohl-Geschmack dominiert nicht, eher der Speck. Mal etwas anderes. Das „Victoriabarschfilet in Kräuterpanade“(22,50 Euro) ist eine große, appetitlich angerichtete Portion. Der Beilagensalat sehr wohlschmeckend, die Schmandkartoffeln in Ordnung.
Der Fisch selbst ist uns zu glasig - wie Stefan Pauen erläutert, bereite man Fisch stets in dieser Form zu. Auf die Reklamation wird kulant reagiert. Der „Arme Ritter im neuen Gewand“(mit Salzkaramell und beschwipster Birne für 9,50 Euro) ist leicht und nicht zu süß gelungen, überzeugt auch in der Präsentation; ein gelungener Abschluss.
Wie ist das Ambiente?
Zum Restaurant gehören ein heller Wintergarten (15 Plätze) und ein Saal (bis zu 80 Plätze), die gern für private oder geschäftliche Feiern genutzt wird. Im Gastraum (30 Personen) zeigt sich die lange Historie des Haues. Für moderne Leichtigkeit sorgen weiße Stuhlhussen, gebe Vorhänge und Dekoration. Geschmackssache: der Teppichboden. Man modernisiere immer wieder, so Stefan Pauen.
Was ist das Besondere?
Der Name bezieht sich auf eine Legende, wonach um 1800 der Bau einer neuen Kirche durch Diebstahl des Materials verhindert werden sollte. In einem Prozess sprach der Richter von einer mysteriösen „Eisernen Hand“, die heimlich nachts das Baumaterial verschob. Mit dieser unheimlichen Präsenz wurden die Diebstähle erklärt.