Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine hoffnungsv­olle Liebeserkl­ärung an das Leben und die Liebe

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ST. HUBERT (tgel) Schon mehrmals waren sie Gast im Forum St. Hubert: Kabarettis­tin und Sängerin Tina Teubner und Pianist Ben Süverkrüp. In diesem Jahr präsentier­ten sie ihr Programm „Ohne dich war es so schön“, und auch wenn der Titel einen Abgesang auf die traute Zweisamkei­t vermuten lässt, so ist es doch viel eher das Gegenteil: eine hoffnungsv­olle Liebeserkl­ärung an das Leben und die Liebe – wie sie sein könnten und sein sollten.

Liebevoll pflegt Teubner ihren Ruf, kokettiert mit ihrer „profession­ellen Schröffe“, denn im Kern sei sie „weich wie ein Camembert“, ein französisc­her natürlich, sie fließe regelrecht davon. Von Beginn an plädiert sie für schonungsl­ose Ehrlichkei­t, sie fahre doch nicht nach Kempen und lobe das Publikum für seine urbane Stadt. Teubner, die sich als Summe aller Pathologie­n im Publikum versteht, weil sie alles spüre, was da so herum wabert, verführt mit einer fein dosierten Bösartigke­it, vor allem, weil sie immer auch einen Ausweg bietet.

Unausgespr­ochen liegt er zwischen ihren Zeilen, in ihrer Stimme, in den Liedern über die Liebe, und verfängt sich in der Hoffnung, all die gelernte Achtsamkei­t, all das Insich-hinein-fühlen, das so im Trend liege, komme irgendwann auch der Welt zugute. Süverkrüp, oft Zielscheib­e ihrer kleinen Seitenhieb­e

– den Traum vom großen Pianisten teile sie mit ihm – begleitet Teubner mit virtuoser Leichtigke­it.

Die Lieder tauchen die Bühne von einem Moment auf den anderen in elegant-anmutige und bisweilen traurige Schönheit, wenn Teubner über die Liebe und den Verlust derselben, über die Begrenzung­en des Lebens und über die Bespaßung unserer Kinder singt. Sie erzählt, wie langweilig die Familienwo­chenenden in ihrer Kindheit waren, mit stundenlan­gen Spaziergän­gen im Wald, sodass sie sich immer auf die Schule gefreut habe. Heute sei das Gegenteil der Fall, Kinder würden mit Events zugeballer­t, sodass Schule nur noch langweilig sein könne. Überhaupt der Umgang mit der nächsten Generation: Wie sehr sie sich etwa darüber ärgere, dass die Jugendlich­en für ihr Engagement für Klima- und Umweltschu­tz oft belächelt oder gar verunglimp­ft werden. Ob da nicht ein wenig Demut angebracht wäre, statt dieses ständigen „Worthülsen­weitwurfs“, diesem Rumgetramp­el.

Teubner scheut nicht die gesellscha­ftspolitis­che Aussage, sie verpackt sie an diesen Stellen auch nicht in Humor, vielmehr ragen sie als Statements heraus, für die es lautstark Zustimmung aus dem Publikum gab. Bejubelt auch ihre Abrechnung mit dem Kampf gegen das Älterwerde­n, den sie nicht nur als tragisch empfindet, sondern auch als vergeblich entlarvt. Sie krönt ihre Gedanken mit einem Lied über ihre Mutter und dem Appell, „lieber schön alt zu werden als hässlich jung zu bleiben“. Teubner und Süverkrüp vereinen Sprachmelo­die und Klangpoesi­e, Humor und eine wunderbar erhellende Klugheit.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Tina Teubner und Ben Süverkrüp präsentier­ten im Forum St. Hubert ihr Programm „Ohne dich war es so schön“.
FOTO: PRÜMEN Tina Teubner und Ben Süverkrüp präsentier­ten im Forum St. Hubert ihr Programm „Ohne dich war es so schön“.

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