Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadtwerke Kempen suchen Partner
Ein neuer Geschäftsführer soll die Stadtwerke Kempen fit für die Zukunft machen. Was sich Stadt und Stadtwerke von Daniel Banzhaf versprechen.
KEMPEN Unter neuer Führung sollen die Stadtwerke Kempen in sicheres Fahrwasser kommen. Das wurde bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen deutlich, die die Stadt und die Stadtwerke anberaumt hatten, nachdem sich der neue Geschäftsführer Daniel Banzhaf bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung der Belegschaft vorgestellt hatte. Banzhaf war in den vergangenen sieben Jahren bei den Stadtwerken Solingen tätig, die höhere unternehmerische Verantwortung habe ihn an Kempen gereizt. Er wolle die Stadtwerke Kempen gern weiterentwickeln, so Banzhaf, „ich gestalte gerne und gebe gern Impulse.“
Die Stadt Kempen ist Alleingesellschafterin der Stadtwerke, die Kundinnen und Kunden mit Wasser, Strom, Gas und Fernwärme versorgen und das Schwimmbad Aqua-Sol an der Berliner Allee betreiben. Am Gewinn ist die Stadt beteiligt, über Jahre erhielt die Stadt jährlich etwa 1,4 Millionen Euro, weil die Stadtwerke Überschüsse erwirtschafteten. Bis 2021 – da verzeichneten die Stadtwerke den ersten Verlust der Firmengeschichte. „Die Stadtwerke hatten sicherlich aufgrund der Corona-Pandemie und der Energiekrise große Herausforderungen zu überwinden“, sagte Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) dazu in der vergangenen Woche im Gespräch mit unserer Redaktion, „und sie haben sie überwunden.“
Den ersten Verlust 2021 habe man zum Anlass genommen, mit externer Hilfe die Lage der Stadtwerke genauer zu beleuchten, berichtete Dellmans nun am Montag. „Inzwischen zeichnen sich wieder positive Bilanzen ab“, so der Bürgermeister, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke ist. Man habe schnell gehandelt, um wieder „vor die Lage“zu kommen.
Nicht allein, sondern mit einem strategischen Partner wollen die Stadtwerke Kempen nun die Herausforderungen der Zukunft angehen. Die Rede ist von einem Transformationsprozess: Bis 2040 wollten die Stadtwerke komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Mit Siegfried Ferling, seit 2010 Geschäftsführer der Stadtwerke Kempen, wurde man sich da offenbar nicht einig: Im vergangenen Jahr wurde klar, dass man ihn nicht mehr als Geschäftsführer sah, einen Nachfolger suchte.
„Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur zukünftigen strategischen Ausrichtung“habe man Ferling nun freigestellt, teilte die Stadt dazu in der vergangenen Woche mit. Sein Vertrag läuft am 31. März 2025 aus und wird nicht verlängert. Ein Einarbeiten des Nachfolgers gibt es nicht: Ferling sei nicht mehr im Unternehmen, sagte Dellmans am Montag. Bis Banzhaf nach Ostern übernimmt, kümmern sich die beiden Prokuristen Tobias Birkmann und Rüdiger Leibauer um die Geschäfte.
Große Hoffnungen bei der „zukünftigen strategischen Ausrichtung“der Stadtwerke setzt man nun auf Daniel Banzhaf, der sich in der Auswahl gegen vier Mitbewerber durchsetzte. Die Stadt habe auf der Suche nach einem strategischen Partner, also einem anderen Energieversorger, bereits ein Markterkundungsverfahren angestoßen, berichtete Dellmans am Montag. Ziel sei es, einen soliden, zukunftsfähigen Weg für die Stadtwerke zu erarbeiten, die Arbeitsplätze zu halten (122 Mitarbeitende zählen die Stadtwerke aktuell) und vor Ort zu bleiben.
Die Stadtwerke haben einem Partner durchaus etwas zu bieten:
„Sie sind breit aufgestellt, decken das gesamte Portfolio ab, und auch das Aqua-Sol ist ein Pfund, mit dem die Stadtwerke wuchern können“, so Dellmans. Die Mitarbeitenden seien gut ausgebildet, im Bereich Fernwärme habe man viel Erfahrung, fügte Prokurist Birkmann an. Von einer Partnerschaft erhoffe man sich einen Know-how-Transfer, aber auch frisches Kapital, „die Transformation der Netze kostet Geld.“
Ein großes Projekt der Stadtwerke, die geplante Solarthermie-Anlage am Krefelder Weg, liegt auf Eis, nachdem die Kosten stark stiegen und Förderungen wegfielen. Die geplante schwimmende Photovoltaik-Anlage auf dem Königshüttesee hingegen macht Fortschritte, das Genehmigungsverfahren läuft.