Rheinische Post Krefeld Kempen

Politiker denken über Aus für Surfpark nach

- VON NORBERT STIRKEN

Ein Beschluss über 750.000 Euro im Entwurf des Haushalts der Stadt Krefeld, die für Tiefbauarb­eiten am Elfrather See eingeplant sind, entfacht die Diskussion über das umstritten­e Surfpark-Projekt neu.

ELFRATH Der Bau eines Surfparks am Elfrather See gehört zu den umstritten­sten Projekten in der Stadt Krefeld. Bislang wurden die Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen Befürworte­rn und Gegnern auf der großen Bühne ausgetrage­n – sprich Stadtrat und Bezirksreg­ierung, die sich mit Dienstaufs­ichtsbesch­werden im Kontext Surfpark gegen Oberbürger­meister Frank Meyer und Stadtdirek­tor Markus Schön beschäftig­en muss, denen unter anderem fehlende Neutralitä­t und gleichsam Kungelei mit der Projektges­ellschaft Elakari GmbH vorgeworfe­n wird.

Richtungsw­eisendes hat sich nun womöglich in kleinerem Rahmen in der Sitzung der Bezirksver­tretung Ost im Bockumer Rathaus ereignet. Dort wurde über den Haushaltse­ntwurf der Stadt Krefeld beraten und beschlosse­n. Darin ist ein Betrag in Höhe von 750.000 Euro für Tiefbauarb­eiten für den Surfpark enthalten. Ratsherr Andreas Drabben beantragte, die Summe zu streichen: Das fand Befürworte­r in Reihen der CDU und FDP. Der Antrag wurde dennoch abgelehnet, denn AfD, SPD und Grüne hielten dagegen. Die Gemeinsamk­eit von Rot-Grün mit der AfD war für die Liberalen und anderen ein Ärgernis. Dass die Grünen, die sich grundsätzl­ich gegen den Surfpark positionie­rt hatten, für die Bereitstel­lung von Geldern fürs Vorhaben aussprache­n, verwundert­e die FDP umso mehr.

Ratsfrau Julia Müller von den Grünen versuchte nun, ihre Beweggründ­e zu erklären. Müller betonte, dass im Zuge des Bebauungsp­lanverfahr­ens 836 zum Surfpark es im vergangene­n Jahr CDU und FDP gewesen seien, die für eine Weiterführ­ung des Verfahrens gestimmt und dafür die notwendige Mehrheit gesorgt hätten. In der Folge habe die Stadtverwa­ltung weiterhin Kapazitäte­n – sowohl personell als auch finanziell – dafür eingesetzt, um das Projekt voranzutre­iben.

Im Haushaltse­ntwurf für den Doppelhaus­halt 2024/2025 fänden sich nun folgericht­ig finanziell­e Mittel, die nach dem für dieses Jahr geplanten Satzungsbe­schluss seitens der Stadt für notwendige Infrastruk­turmaßnahm­en aufgewende­t werden sollten, so Müller. „Diese Mittel nun mit einem Haushaltsa­ntrag

in der Bezirksver­tretung Ost ersatzlos streichen zu wollen, ist einerseits in der Sache erfreulich, denn es zeigt, dass CDU und FDP selbst in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung das Projekt nicht vorsehen wollen. Systematis­ch ist es jedoch in unseren Augen der falsche Weg, nur die finanziell­en Mittel zu streichen. Für uns griff damit der Antrag in der BV Ost zu kurz”, erläuterte die Fraktionsv­orsitzende und Sprecherin der Grünen in der Bezirksver­tretung Ost.

„Wir werten diese Willensbek­undung von der FDP, welche immerhin in der Bezirksver­tretungssi­tzung mit zwei ihrer drei Ratsherren anwesend war, und der CDU jedoch als klaren Hinweis, dass diese Fraktionen ihre grundsätzl­iche Haltung zum Projekt geändert haben. Damit könnte in der Ratssitzun­g am 2. Mai, in der der Haushalt beschlosse­n werden soll, das Verfahren (zum Surfpark, die Redaktion) gestoppt werden, und alle aktuell über das Projekt gebundenen Ressourcen, sowohl personell als auch finanziell, sinnvoller­en Initiative­n zugeteilt werden.”

Den Vorwurf, durch die Ablehnung des Antrags inhaltlich mit der AfD zusammen zu arbeiten, wies Müller entschiede­n zurück: „Die AfD befürworte­t den Surfpark, wir sind dagegen. Unsere Ablehnung des Antrags erfolgte aus systematis­chen Gründen, nicht, weil wir inhaltlich das gleiche Ziel wie die AfD verfolgen würden.”

Die Bürgerinit­iative Biene Krefeld, die sich gegen den Surfpark positionie­rt hat, verlangt von der Stadtverwa­ltung Klarheit und Transparen­z bezüglich der Finanzieru­ng des Surfpark-Projekts. Biene möchte von der Stadtverwa­ltung Auskunft über die geschätzte­n Gesamtkost­en, die die Stadt Krefeld bisher für das Surfpark-Projekt aufgebrach­t hat sowie über das geplante zusätzlich­e Budget, das die Stadt Krefeld neben den bereits genannten 750.000 Euro für das Projekt bereits investiert hat

und in der Zukunft vorsieht. Dies geschehe „angesichts der Tatsache, dass bisher öffentlich immer von einem solventen privaten Investor gesprochen und nie ehrlich dargelegt wurde, dass der Stadt Krefeld Kosten entstehen würden und weiterhin entstehen“, betonte Biene.

Ratsfrau Björna Althoff von der Klimaliste richtete ihren Blick auf die gemeinsame Abstimmung von SPD und Grünen mit der AfD. „Bislang galt es in der Krefelder Kommunalpo­litik als ungeschrie­benes Gesetz, Mehrheiten für oder gegen etwas zu bekommen, ohne dass die AfD eine Rolle auf die Entscheidu­ng nimmt - Entscheidu­ngen wollte man treffen ohne dass Antidemokr­aten dabei eine entscheide­nde Rolle spielen“, betonte sie.

Den vorläufige­n Schlusspun­kt in dieser Diskussion setzen gestern die Grünen. „Da offensicht­lich inzwischen alle Fraktionen abstimmung­sbereit sind, sollten wir jetzt das Verfahren einstellen und folgericht­ig die Kosten aus dem Haushalt streichen”, sagte Thorsten Hansen. Zu diesem Zweck habe die Fraktion die Grünen in allen beteiligte­n Gremien einen Antrag zur Einstellun­g des Bebauungsp­lans 836 und der sich daraus ergebenden Streichung der vorgesehen­en Mittel für den Surfpark eingebrach­t.

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FOTO: TL Julia Müller von den Grünen ist grundsätzl­ich gegen den Bau des Surfparks am Elfrather See.
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FOTO: TL Joachim C. Heitmann, Vorsitzend­er der FDP-Ratsfrakti­on, stimmte gegen 750.000 Euro für den Surfpark.
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FOTO: BK Andrea Weidig ist Sprecherin der Bürgerinit­iative Biene und hat Fragen an die Stadt.
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FOTO: PRÜMEN Ratsfrau Björna Althoff rügte die Übereinsti­mmung von SPD, Grünen und AfD.

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