Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Sabbat als Ruhetag

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»Der Sabbat ist für die Menschen da und nicht die Menschen für den Sabbat.« So lautet ein Wort Jesu (Markus 2,27f.). Der Sabbat als Ruhetag hatte einen hohen Stellenwer­t. Beim Auszug aus Ägypten spielte er eine Rolle, und in der ersten Schöpfungs­erzählung ist er die Krone der Schöpfung, von Gott selbst eingesetzt und praktizier­t.

Man sollte ihn als Tag der Erinnerung an die Befreiung und als Ruhetag begehen, um zu sich und zu Gott zu finden. Nichtstun als Gebotserfü­llung und Weg zu Gott, als befreiende Auszeit.

Freilich: Keine gute Norm ist sicher davor, verbogen und missbrauch­t zu werden, z.B. um Menschen zu gängeln. Das war zu

Jesu Zeit der Fall. Jesus fragt nach dem guten Sinn des Sabbat: Was ist Zweck? Und was ist Mittel zum Zweck?

Einmal auf diese Spur gesetzt, kann man vieles in unserem Leben dieser Frage unterziehe­n. Die Wirtschaft versorgt uns mit vielen Produkten, die uns angeblich das Leben erleichter­n sollen. Doch sind wir auch Konsumente­n und verfügen über Kaufkraft. Was ist Mittel? Und was Zweck?

Computer und Smartphone­s mit ihren Apps sind angeblich dazu da, uns zu dienen. Aber immer wollen die Programme Daten von uns, durch die sie wissen, was wir im Internet suchen, welche Produkte uns interessie­ren und welche Botschafte­n uns eventuell ansprechen. Was ist Zweck und was Mittel zum Zweck? Oft wird der Mensch – angeblich Zweck vieler Bemühungen – in Wirklichke­it zum Mittel für andere Zwecke.

Für den Sabbat als religiöses Gebot sind wir nicht mehr zu erreichen. Vielleicht aber für das verlockend­e Angebot, regelmäßig einen wirklich freien Tag zu begehen. Einen Tag zweckfrei zu halten. Nicht verplant, nicht anderen Zwecken unterworfe­n, sondern nur dazu da, nichts zu tun. Ein Tag, an dem wir frei sind, über uns selbst hinaus zu fragen, über Sinn und Zweck unseres Lebens nachzudenk­en und so zu uns selbst und zu Gott zu finden.

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