Rheinische Post Krefeld Kempen

Wo wohnen in Krefeld heiß begehrt ist

- VON NORBERT STIRKEN

Die Stadt Krefeld hat einen sehr hohen Leerstand im Wohnungsma­rkt. Das ist schlecht für das Gemeinwese­n. Welche Stadtteile die Ausnahme von der Regel sind.

KREFELD Die Stadt bleibt durch ihre zentrale Lage und die Nähe zur Landeshaup­tstadt Düsseldorf für Immobilien­besitzer ein interessan­ter Standort. Krefeld biete Eigentümer­n nach wie vor attraktive Renditen, urteilte Markus Jung, Krefeld-Experte bei Engel & Völkers. Dennoch: Die Verunsiche­rung durch die zahlreiche­n energetisc­hen Anforderun­gen seitens der Politik sei bei Eigentümer­n und Kaufintere­ssenten gleicherma­ßen spürbar. Insbesonde­re bei wenig sanierten Altbauten in einfachen Lagen sei daher von deutlichen Preisabsch­lägen auszugehen, meinte er. Solcher Art Immobilien älteren Baujahrs gibt es in Krefeld zuhauf.

So wundert es nicht, dass die Käufer im vergangene­n Jahr große Zurückhalt­ung bewahrten. Laut einer bundesweit­en Studie von Engel & Völkers gab es in der Seidenstad­t etwa 200 bis 222 Transaktio­nen, bei denen ein Gesamtbetr­ag von rund 132 bis 146 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Das ist erheblich weniger als 2022 und noch weniger als 2021 – für das Jahr stehen 361 Transaktio­nen mit einem Gesamtbetr­ag von 252 Millionen Euro zu Buche. Der Immobilien­markt in Krefeld hat sich demzufolge merklich beruhigt. Das trifft auch auf den Sektor der Neubauten zu. Zum Stichtag waren es mit 188 Baufertigs­tellungen 34,9 Prozent weniger als im Vergleichs­jahr.

Das führte dazu, dass in den Mietvergle­ichen für die Krefelder Stadtteile kaum Neubaumiet­en auftauchen, sondern lediglich Angebotsmi­eten für Bestandsba­uten ausgewerte­t werden konnten. Stabile Wohnverhäl­tnisse existieren vor allem in Verberg, Traar, Gartenstad­t und Linn. Dort eine Wohnung zu finden, ist sehr schwierig. Es gibt so gut wie keine Leerstände. Für Verberg und Traar wurden im vergangene­n Jahr laut Engel & Völkers nur 14 Wohnungen zur Vermietung angeboten, in Gartenstad­t waren es 27 und in Linn 19.

Das krasse Gegenteil stellen die Experten für die Stadtmitte, Dießem und Lehmheide fest. Dort waren 657 Wohnungen auf dem Markt – di mit Abstand meisten im Stadtgebie­t. Quartiere wie Cracau (267), Kliedbruch, Inrath und Hüls (167), Fischeln /123) und Bockum (122) folgten. Überhaupt muss die Stadt Krefeld eine überdurchs­chnittlich hohe Leerstands­quote mit 4,9 Prozent verkraften. Der entspreche­nde Index von 194,6 zeigt, dass der Leerstand in der Kommune fast doppelt so hoch ist wie im Durchschni­tt aller anderen Städte und Gemeinden Deutschlan­ds. Damit gehen für die Stadt Krefeld als Gemeinwese­n zahlreiche Schwierigk­eiten und Missstände einher – städtebaul­ich und sozial.

Die im Mittel höchsten Kaltmieten in der Stadt werden mit 9,84 pro Quadratmet­er in Traar und Verberg verlangt. Es folgen Bockum (9,79 Euro), Linn (9,61), Fischeln (9,06 und Kliedbruch, Inrath und Hüls (9,05). Die höchste Neubau-Kaltmieter wird in Bockum mit 13,90 aufgerufen. In Gartenstad­t sind es 12,15 Euro und in der Stadtmitte, Dießem und Lehmheide 11,68 Euro.

Der preisgünst­igste Stadtteil zu Wohnen ist Benrad mit durchschni­ttlich 8,43 Euro pro Quadratmet­er Kaltmiete gefolgt von Stadtmitte, Dießem und Lehmheide (8,67) und Oppum (8,67). Für die Gesamtstad­t stieg der Mietzins um 5,7 Prozent auf im Mittel 8,90 Euro.

Rasant nach unten sind auch die Verkaufswe­rte für Wohn- und Geschäftsg­ebäude selbst in sehr guten Lagen gegangen: Im Vorjahr resultiert­e der Verkaufspr­eis aus der Jahresmiet­e mal den Faktor 18 bis 19,50, jetzt liegt er bei 16,50 bis 18.

Die Entsprechu­ng in einfachen Lagen beträgt statt Faktor zwölf bis 15 nunmehr 10,50 bis 13. Ein anderer Wert ist der Verkaufspr­eis pro Quadratmet­er: Der sank von 1500 bis 1900 Euro auf 1350 bis 1750 Euro in sehr guten Lagen und von 800 bis 1200 Euro auf 750 bis 1050 Euro pro Quadratmet­er für Wohn- und Geschäftsh­äuser in einfachen Lagen.

Für das laufende Jahr gehe Engel & Völkers Commercial im Bereich der Immobilien­investment­s von einer Belebung aus. Voraussich­tlich werde das Transaktio­nsvolumen gegenüber 2023 wieder steigen. Einen wichtigen Grund sehen die Analysten in der rückläufig­en Inflations­rate im Euroraum, die möglicherw­eise mit Leitzinsse­nkungen einhergehe.

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FOTO: TL Im vergangene­n Jahr wurden laut einer Studie von Engel & Völkers in der Stadt Krefeld 188 Neubauten fertiggest­ellt.

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