Rheinische Post Krefeld Kempen
Wo wohnen in Krefeld heiß begehrt ist
Die Stadt Krefeld hat einen sehr hohen Leerstand im Wohnungsmarkt. Das ist schlecht für das Gemeinwesen. Welche Stadtteile die Ausnahme von der Regel sind.
KREFELD Die Stadt bleibt durch ihre zentrale Lage und die Nähe zur Landeshauptstadt Düsseldorf für Immobilienbesitzer ein interessanter Standort. Krefeld biete Eigentümern nach wie vor attraktive Renditen, urteilte Markus Jung, Krefeld-Experte bei Engel & Völkers. Dennoch: Die Verunsicherung durch die zahlreichen energetischen Anforderungen seitens der Politik sei bei Eigentümern und Kaufinteressenten gleichermaßen spürbar. Insbesondere bei wenig sanierten Altbauten in einfachen Lagen sei daher von deutlichen Preisabschlägen auszugehen, meinte er. Solcher Art Immobilien älteren Baujahrs gibt es in Krefeld zuhauf.
So wundert es nicht, dass die Käufer im vergangenen Jahr große Zurückhaltung bewahrten. Laut einer bundesweiten Studie von Engel & Völkers gab es in der Seidenstadt etwa 200 bis 222 Transaktionen, bei denen ein Gesamtbetrag von rund 132 bis 146 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Das ist erheblich weniger als 2022 und noch weniger als 2021 – für das Jahr stehen 361 Transaktionen mit einem Gesamtbetrag von 252 Millionen Euro zu Buche. Der Immobilienmarkt in Krefeld hat sich demzufolge merklich beruhigt. Das trifft auch auf den Sektor der Neubauten zu. Zum Stichtag waren es mit 188 Baufertigstellungen 34,9 Prozent weniger als im Vergleichsjahr.
Das führte dazu, dass in den Mietvergleichen für die Krefelder Stadtteile kaum Neubaumieten auftauchen, sondern lediglich Angebotsmieten für Bestandsbauten ausgewertet werden konnten. Stabile Wohnverhältnisse existieren vor allem in Verberg, Traar, Gartenstadt und Linn. Dort eine Wohnung zu finden, ist sehr schwierig. Es gibt so gut wie keine Leerstände. Für Verberg und Traar wurden im vergangenen Jahr laut Engel & Völkers nur 14 Wohnungen zur Vermietung angeboten, in Gartenstadt waren es 27 und in Linn 19.
Das krasse Gegenteil stellen die Experten für die Stadtmitte, Dießem und Lehmheide fest. Dort waren 657 Wohnungen auf dem Markt – di mit Abstand meisten im Stadtgebiet. Quartiere wie Cracau (267), Kliedbruch, Inrath und Hüls (167), Fischeln /123) und Bockum (122) folgten. Überhaupt muss die Stadt Krefeld eine überdurchschnittlich hohe Leerstandsquote mit 4,9 Prozent verkraften. Der entsprechende Index von 194,6 zeigt, dass der Leerstand in der Kommune fast doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt aller anderen Städte und Gemeinden Deutschlands. Damit gehen für die Stadt Krefeld als Gemeinwesen zahlreiche Schwierigkeiten und Missstände einher – städtebaulich und sozial.
Die im Mittel höchsten Kaltmieten in der Stadt werden mit 9,84 pro Quadratmeter in Traar und Verberg verlangt. Es folgen Bockum (9,79 Euro), Linn (9,61), Fischeln (9,06 und Kliedbruch, Inrath und Hüls (9,05). Die höchste Neubau-Kaltmieter wird in Bockum mit 13,90 aufgerufen. In Gartenstadt sind es 12,15 Euro und in der Stadtmitte, Dießem und Lehmheide 11,68 Euro.
Der preisgünstigste Stadtteil zu Wohnen ist Benrad mit durchschnittlich 8,43 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete gefolgt von Stadtmitte, Dießem und Lehmheide (8,67) und Oppum (8,67). Für die Gesamtstadt stieg der Mietzins um 5,7 Prozent auf im Mittel 8,90 Euro.
Rasant nach unten sind auch die Verkaufswerte für Wohn- und Geschäftsgebäude selbst in sehr guten Lagen gegangen: Im Vorjahr resultierte der Verkaufspreis aus der Jahresmiete mal den Faktor 18 bis 19,50, jetzt liegt er bei 16,50 bis 18.
Die Entsprechung in einfachen Lagen beträgt statt Faktor zwölf bis 15 nunmehr 10,50 bis 13. Ein anderer Wert ist der Verkaufspreis pro Quadratmeter: Der sank von 1500 bis 1900 Euro auf 1350 bis 1750 Euro in sehr guten Lagen und von 800 bis 1200 Euro auf 750 bis 1050 Euro pro Quadratmeter für Wohn- und Geschäftshäuser in einfachen Lagen.
Für das laufende Jahr gehe Engel & Völkers Commercial im Bereich der Immobilieninvestments von einer Belebung aus. Voraussichtlich werde das Transaktionsvolumen gegenüber 2023 wieder steigen. Einen wichtigen Grund sehen die Analysten in der rückläufigen Inflationsrate im Euroraum, die möglicherweise mit Leitzinssenkungen einhergehe.