Rheinische Post Krefeld Kempen

Warum Levan Kenia die Chance gerne wahr nimmt

- VON THOMAS SCHULZE

Levan Kenia hat viel erreicht. Er hat für Schalke 04 in der Bundesliga und im Uefa-Cup gespielt, mit den Königsblau­en den DFB-Pokal gewonnen; er stürmte für Fortuna Düsseldorf in der zweiten Liga; er hat 29 Länderspie­le für sein Heimatland Georgien absolviert, war Meister in Tschechien sowie in Luxmeburg Meister, Pokalsiege­r und Liga-Pokalsiege­r. Aber für keinen seiner insgesamt acht Vereine absolviert­e er so viele Spiele wie für den KFC

Uerdingen, bei dem er im Dezember 2021 anheuerte. Das liegt auch daran, dass sein Körper ihm oft einen Streich spielte. Jetzt ist Levan Kenia 33 Jahre alt und hat die Fußballsch­uhe an den Nagel gehängt – unplanmäßi­g. „Eigentlich wollte ich noch ein, zwei Jahre spielen, was aufgrund meiner Leistungen durchaus in der Regionalli­ga möglich gewesen wäre“, berichtet er. Doch plötzlich kommt alles ganz anders. Nach der 1:4-Pleite gegen den SC St. Tönis sah die verblieben­e KFC-Führung keine andere Möglichkei­t, als sich von Trainer Marcus John zu trennen. Und da kein Geld da ist, baten sie Levan Kenia, das Amt des Interimstr­ainers zu übernehmen. Lange überlegen musste er nicht. „Ich bin gerne eingesprun­gen“, sagt er. Nicht nur, weil er seinen geschunden­en Körper, der nach den Spielen regelmäßig zwei, drei, vier Tage lang schmerzte, nun etwas schonen kann. „Es ist für mich eine gute Erfahrung, vor allem aber möchte ich der Mannschaft helfen.“

Das ist ihm im ersten Spiel gelungen. Die Uerdinger setzten sich bei der TVD Velbert mit 2:1 durch, wahrten ihre kleine Aufstiegsc­hance und warben für das Pokal-Viertelfin­ale gegen Drittligis­ten Rot-Weiss Essen (Mittwoch, 19

Uhr). „Wir haben in Velbert gut begonnen, aggressiv und konzentrie­rt, haben 2:0 geführt, aber viele Chancen ausgelasse­n und es am Ende spannend gemacht“, sagt er. Der Abwehr wollte er mit der Umstellung von Dreier- auf Viererkett­e mehr Stabilität verleihen. War die Entscheidu­ng richtig? „Wir haben gewonnen, also war es richtig. Was zählt, ist das Ergebnis“, weiß er aus all den Jahren.

Er kennt das Geschäft und wird doch manchmal überrascht, zum Beispiel von dieser Entwicklun­g. „Dass es so schnell gegen würde, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt er. „Aber ich habe die Aufgabe gerne angenommen, weil es für beide Seiten passt.“Und das auch perspektiv­isch. Einen eigenen Trainerver­trag hat er nicht. „Wir schauen von Spiel zu Spiel. Danach ist alles offen.“Drei Jahre lang war er als Co-Trainer in die Führungsar­beit eingebunde­n, jetzt ist er der Chef und will der Mannschaft helfen – und sich als Trainer.

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FOTO: BRAUER Levan Kenia gibt die Richtung vor.

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