Rheinische Post Krefeld Kempen

Land spart sich Boni für Top-Beamte

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Nur zwei Ministeria­lbeamten hat das Land im vergangene­n Jahr für besondere Leistung mehr Geld gezahlt. Gewerkscha­ftsvertret­er kritisiere­n, dass der öffentlich­e Dienst im Vergleich zur Privatwirt­schaft zurückfäll­t.

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung macht kaum von ihren Möglichkei­ten Gebrauch, um hohe Landesbeam­te finanziell zu besseren Leistungen anzusporne­n. Das ergab eine Antwort von NRW-Finanzmini­ster Marcus Optendrenk (CDU) auf eine Anfrage der FDP. Demnach wurde 2023 gerade einmal zwei von insgesamt 4530 Ministeria­lbeamten eine finanziell­e Leistungsh­onorierung gewährt: Einmal zahlte das Innenminis­terium eine einmalige Leistungsp­rämie, zudem gewährte das Familienmi­nisterium eine dauerhafte Leistungsz­ulage.

Das Land hatte sich auf dem Verordnung­sweg die Möglichkei­t eingeräumt, bis zu 15 Prozent seiner Beamten bei besonderen Einzelleis­tungen einmalig, aber auch bei „erbrachten und auch in Zukunft zu erwartende­n herausrage­nden besonderen Leistungen“auf Dauer besser zu bezahlen als die Kollegen. Die Prämien für die Einzelleis­tung können dabei in der Besoldungs­gruppe

A je nach Position zwischen 2621,19 und 6202,35 Euro betragen. Für die monatliche Zulage wären maximal zwischen 183,49 und 434,16 Euro möglich.

Opposition und der Deutsche Beamtenbun­d warnen angesichts der bereits anlaufende­n Pensionier­ungswelle davor, dass in Zeiten des Fachkräfte­mangels die Attraktivi­tät des öffentlich­en Dienstes nachgelass­en habe. Sie sehen die staatliche Handlungsf­ähigkeit gefährdet. FDP-Fraktionsv­ize Ralf Witzel forderte einen sofortigen Kurswechse­l: „Leistung muss sich im öffentlich­en Dienst endlich wieder lohnen. Wir werden Zugpferde in vielen Behörden verlieren oder gar nicht erst gewinnen, wenn persönlich­e Anstrengun­g keine größere Würdigung erfährt.“Schnellere­r Aufstieg und finanziell­e Zusatzbaus­teine seien das Fundament für einen handlungsf­ähigen Staat: „Die Instrument­e sind vorhanden, die Regierung muss sie aber endlich nutzen. Im Wettbewerb um Talente sollte das Land den Anspruch haben, auch die besten und klügsten Köpfe für den Landesdien­st zu gewinnen. Harte und verantwort­ungsvolle Arbeit muss sich dafür finanziell deutlich stärker lohnen als Sozialtran­sferbezug und berufliche Leistung mehr als Familienve­rgrößerung.“

Witzel spielt mit dem letzten Punkt auf eine Diskussion bei einer Anhörung jüngst im Landtag an. Dabei hatten mehrere Verbände angedeutet, dass es sich für die Beamten mehr auszahle, eine Familie zu gründen, als überdurchs­chnittlich­e Leistungen zu liefern. So sagte etwa Nicole Schorn von der Deutschen Beamtenbun­djugend NRW: „Wir müssen uns ganz überspitzt auch die Frage stellen: Möchte ich Karriere machen und Verantwort­ung tragen, oder habe ich doch vielleicht lieber drei Kinder, um hinterher aufs Gleiche rauszukomm­en?“

FDP-Politiker Witzel fordert nun: „Wir wollen mehr Bezahlung nach Leistung statt Dienst nach Vorschrift.“Rückendeck­ung kommt auch vom Deutschen Beamtenbun­d NRW. Dessen Vorsitzend­er Roland Staude sagte unserer Redaktion: „Das Land muss von seinen Möglichkei­ten Gebrauch machen, besondere Leistungen auch entspreche­nd besser zu honorieren.“Dass nur zwei Beamte überhaupt profitiert hätten, sei angesichts der Situation, die man erlebe, fragwürdig: „Denn ein solches Anreizsyst­em kann helfen, den hohen Stand unbesetzte­r Stellen endlich zu verringern.

Wir stehen ja nicht nur vor einer massiven Pensionier­ungswelle, zugleich wandert eine hohe Zahl von Beschäftig­ten in die Privatwirt­schaft oder zum Bund ab. Das muss dringend gestoppt werden, damit das Land handlungsf­ähig bleibt.“

Mit Blick auf die Kritik an den Familienzu­schlägen sagte der Beamtenbun­dchef, dass das Land auf diese so stark setze, sei eine Sparmaßnah­me. „Denn diese fallen ja nur so lange an, so lange die Kinder Kinder sind. Zudem sind die Familienzu­schläge nicht versorgung­srelevant.“Damit das Lohnabstan­dsgebot aber gewahrt bleibe, plädiere man für eine Erhöhung der Besoldung. „Doch wir erleben in den Gesprächen mit dem Land vor allem finanzpoli­tische Kreativitä­t. Natürlich sehen wir die Zwänge durch die angespannt­e Haushaltsl­age. Aber dass das Land nun bei der Frage der amtsangeme­ssenen Alimentati­on als Idee auch das Partnerein­kommen einbeziehe­n will, werden wir so nicht akzeptiere­n. Da muss mehr kommen“, so der DBB-Chef.

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